Seit Fritz Kuhn den Fernsehturm 2013 wegen Sicherheitsmängeln von jetzt auf nachher und für fast zwei Jahre sperren lassen hatte, reagieren die Stuttgarter äußerst sensibel auf Schließungsankündigungen. So wie auf jene im letzten Sommer, als plötzlich wegen defekter Kabel die Aufzüge einige Tage stillstanden. Man denkt eben an das Schlimmste. Erstaunt haben Stadträte deshalb nun im Wirtschaftsausschuss auf die Ankündigung des für das Rahmenprogramm bei der Fußball-EM zuständigen Thomas Pollack reagiert, dass zumindest die Aussichtsplattform des Wahrzeichens ausgerechnet während der Fußball-EM, wenn 200 000 Gäste pro Tag erwartet werden, teilweise gesperrt bleiben soll.
Die „Nati“ will keine ungebetenen Zuschauer
OB Frank Nopper fand es natürlich „großartig, dass die Schweizer Mannschaft direkt unter dem Fernsehturm in Stuttgart ihr Quartier bezieht“, bereiten sich die Eidgenossen doch im Waldhotel Degerloch auf ihre drei Vorrundenspiele in Köln gegen Ungarn und Schottland sowie gegen Deutschland in Frankfurt vor. Als sich Nopper so euphorisch äußerte, verschwendete er allerdings keinen Gedanken daran, dass die „Nati“ direkt unter dem Turm auch ihre geheimen Trainingseinheiten absolvieren und dabei unter sich bleiben will.
Der Blick nach Esslingen ist auch schön
Weil es nichts bringt, das Waldaustadion am Boden blickdicht zu machen, wenn gegnerische Spione von oben zuschauen könnten, ist geplant, zumindest jenen Teil der Plattform für Besucher zu sperren, von dem aus man das Spielfeld sehen kann. Der Hausherr Südwestrundfunk tut so, als ob er von nichts wüsste und versichert, Turm und Gastronomie blieben auch während der EM geöffnet. Man freue sich auf die Reisenden – die sich zeitweise eben mit der Aussicht auf Esslingen zufrieden geben müssen. Von einem Überflugverbot für Drohnen ist bisher noch nichts bekannt.