Eigentlich sollte der Gemeinderat in Ludwigsburg zwischen vier Bewerbern für den vierten Bürgermeisterposten auswählen. Doch nun bleibt nur eine übrig: Gabriele Nießen aus Oldenburg.

Ludwigsburg - Aus dem Quartett ist erst ein Duo geworden, nun scheint für die Wahl eines vierten Dezernenten nur noch eine Kandidatin zur Verfügung zu stehen. Zwei Bewerber haben schon im Vorfeld zurückgezogen, wie zu hören ist, davon soll einer aus der Region und der andere von weiter her gekommen sein. Ursprünglich war noch Matthias Weißer auf der Liste, der Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudewirtschaft im Ludwigsburger Rathaus. Der Verwaltungsausschuss hat aber am Dienstagabend entschieden, nur noch eine Bewerberin vorzuschlagen: Gabriele Nießen aus Oldenburg. Sie ist seit 2011 die Baubürgermeisterin der 170 000-Einwohner-Stadt in Niedersachsen.

 

Die 54-Jährige gilt dort als beliebt, weit über die Parteigrenzen hinaus, schon im Juli soll sich laut Medienberichten eine große Koalition im Stadtrat aus CDU, Grünen, FDP und Linke/Piraten gefunden haben, die eine vorzeitige Wiederwahl Nießens forderten, deren Amtszeit eigentlich noch bis Oktober 2019 geht. Auch die SPD im Stadtrat zeigte sich zufrieden mit ihrer Arbeit seit dem Amtsantritt 2011.

Doch offenbar ist das Verhältnis zu Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) angespannt – er schlug nach monatelangem Schweigen Gabriele Nießen überraschend nicht zur Wiederwahl vor und schrieb die Stelle neu aus. Was wiederum in Oldenburg Proteste ausgelöst hat. Offiziell hat der OB laut Presseberichten angegeben, neue Akzente in der Stadtentwicklung setzen zu wollen.

Streit in der Oldenburger Politik

Bislang ist Gabriele Nießen in Oldenburg als Baubürgermeisterin für Verkehr, Gebäudewirtschaft, Hochbau und Umweltschutz zuständig, die 54-jährige Ingenieurin stammt aus Düsseldorf, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie hat Raum- und Umweltplanung studiert und von 1992 bis 2007 für das Frankfurter Architektur- und Planungsbüro AS & P gearbeitet. Im Jahr 2007 wechselte sie in die Stadt Eschwege in Hessen und leitete vier Jahre den Fachbereich Planen und Bauen.

Die gebürtige Rheinländerin gilt als gut vernetzt und ist auch im Deutschen Städtetag aktiv. In Oldenburg gilt sie als „ökologisches Gewissen“ der Stadt. Parteipolitisch ist sie neutral, hat aber laut der Einschätzung der Lokalpresse „Nordwest-Zeitung“ in der Vergangenheit ein in der Stadt äußerst umstrittenes Straßenbauprojekt kritisch begleitet und auch Fahrverbote oder eine Umweltzone nicht völlig ausgeschlossen. Die Stadt hat ähnlich wie auch Ludwigsburg immer wieder Feinstaubgrenzwertüberschreitungen.

Die Grünen wollen das Verfahren weiter beenden

Bis zuletzt im Rennen war laut Rathausquellen Matthias Weißer. Er hat in Stuttgart Architektur und Projektmanagement studiert und von 1998 bis 2007 bei verschiedenen Architekturbüros in der Landeshauptstadt gearbeitet. Von 2006 bis 2008 hat er den Neubau der Reutlinger Stadthalle verantwortet, ehe er vor zehn Jahren ins Ludwigsburger Rathaus gewechselt ist. Sein Auftreten wird als souverän und kompetent eingeschätzt. Weißer wohnt in Stuttgart. Am Montag haben sich die Kandidaten der Personalfindungskommission und den Fraktionen vorgestellt, am Dienstag hat der Verwaltungsausschuss dann entschieden, sich bei der Wahl des vierten Bürgermeisters auf Gabriele Nießen zu beschränken – was von manchem Gemeinderat bedauert wird; eine Auswahl sei demokratischer.

Gabriele Nießen ist in Oldenburg beliebt

Das Besetzungsverfahren läuft jedenfalls weiter, obwohl die Grünen-Fraktion beantragt hat, die Besetzung der Stelle abzubrechen. Die Ökofraktion sieht durch die Kreistagskandidatur von OB Werner Spec und Baubürgermeister Michael Ilk das Argument entkräftet, die drei Dezernenten seien überlastet. Das war ursprünglich die Begründung für die vierte Bürgermeisterstelle. Inzwischen prüft das Regierungspräsidium, ob der Grünen-Antrag zulässig ist. „Wir stehen nicht beleidigt daneben“, erklärt Fraktionschef Michael Vierling, „wir beteiligen uns an dem Verfahren.“