Eine Live-Schaltung zur Raumstation ISS haben Samuel Seelow und Ben Müller erlebt. Die Astronauten Alexander Misurkin und Joseph Acaba haben dort einen von den Waiblinger Schülern programmierten Roboter getestet.

Waiblingen - „Willkommen an Bord und viel Glück“, sagt der russische Kosmonaut Alexander Misurkin in dem Video von einer Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation ISS. Gleich darauf reicht ihm sein US-amerikanischer Kollege Joseph Acaba einen etwa fußballgroßen, fliegenden Roboter. Und dann geht es auch schon los: Der kleine, blaue Satellit Sphere meistert da oben im Weltraum die an ihn gestellten Aufgaben, er dreht sich zum Beispiel in der Schwerelosigkeit um seine eigene Achse und simuliert eine Bohrung. Dass Sphere so gut funktioniert, ist auch Samuel Seelow und Ben Müller, zwei Schülern des Waiblinger Staufer-Gymnasiums, zu verdanken. Die beiden Zehntklässler haben – zunächst als Duo und dann in Teamarbeit mit polnischen und amerikanischen Schülern – den Mini-Roboter mit viel Zeitaufwand und Tüftelarbeit für seinen Einsatz im Weltraum programmiert (wir berichteten).

 

Beste drei Codes im Weltraum getestet

„Zerorobotics“ heißt der Wettbewerb, den unter anderem die Europäische Weltraumagentur (ESA) und die nationale Raumfahrtbehörde (NASA) ausgeschrieben haben, um junge Menschen für solch anspruchsvolle Aufgaben wie das problemorientierte Programmieren zu begeistern. Dieses Mal hatten sich fast 200 Mannschaften an dem Wettbewerb beteiligt, nur 14 Teams schafften es ins Finale. Aus deren Vorschlägen wurden die drei besten erstellten Codes ausgewählt und nun live getestet – von den Astronauten Joseph Acaba und Alexander Misurkin, die derzeit zur Mannschaft der Raumstation ISS gehören.

Zu den Besten gehörte der vom Team Zarosphere eingereichte Vorschlag, den Ben Müller und Samuel Seelow mitentwickelt haben. Ein großer Erfolg für die beiden Schüler, die im vergangenen Vierteljahr viel Freizeit und Hirnschmalz ins Programmieren des Roboters investiert haben. Im Zuge des Projekts mussten sie sich mit vielen physikalischen und mathematischen Themen herumschlagen, die sie bis zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal im Schulunterricht behandelt hatten. Zudem mussten sie eine etwa 50-seitige Spielanleitung verstehen, die auf Englisch geschrieben war. Kein Wunder, dass ihr Lehrer Johannes Ehrenmann, der die Jungs auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht hatte, stolz auf seine beiden Schüler ist.

Besuch in der Europäischen Weltraumagentur

Zum Finale in Turin, dem Sitz der Europäischen Weltraumagentur, hat Johannes Ehrenmann Ben Müller und Samuel Seelow begleitet. Dort durften die Deutschen bei einer Werksführung sehen, wie sensible elektronische Satellitenbauteile in Reinräumen entwickelt und getestet werden, außerdem führte der Rundgang zu einem Versorgungsmodul, das demnächst Lebensmittel und technische Gerätschaften zur Raumstation im All transportieren soll. Ein weiterer Höhepunkt war die künstliche Marslandschaft, in der die Wissenschaftler einen Rover, also ein Landfahrzeug, mit dem fremde Himmelskörper erkundet werden können, testen.

Etwas Zeit für ganz normale touristische Sehenswürdigkeiten ist dem Trio aber auch geblieben. Gelohnt hat sich offensichtlich der Abstecher zu den Arkaden der Piazza Castello und dem Relief von Christoph Kolumbus. Die Turiner glauben, dass es Glück bringt, vor wichtigen Ereignissen dessen kleinen Finger zu reiben. Bei Ben Müller und Samuel Seelow hat es geklappt.