Rund 20 Mal hat es im vergangenen Monat in Wald und Flur im Calwer Stadtgebiet gebrannt. Am Dienstag verhaftete die Polizei einen Verdächtigen, am Mittwoch wurde der Mann nun wieder „laufen gelassen“. Wir haben die Hintergründe.

Ziemlich genau 30 Tage lang eilte die Calwer Feuerwehr von Brand zu Brand. 30 Tage, in denen die Polizei 17 kleinere Flächenbrände in Wald und Flur registrierte, Calws Stadtbrandmeister Marcus Frank zählte im Gespräch mit unserer Redaktion insgesamt sogar bis zu 20 – und zwar am Welzberg, beim Ölanderle und nahe der Alten Badstraße in Hirsau.

 

Festnahme Dass es sich bei all diesen Vorfällen um Brandstiftung handeln könnte, hatte die Polizei bereits am Tag nach dem ersten Feuer am 18. Juni als Möglichkeit ins Spiel gebracht. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Im Zuge des jüngsten Brandes am Dienstag, 18. Juli, so heißt es in einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft Tübingen, wurde schließlich ein 24-jähriger Mann aus dem Bereich Calw vorläufig festgenommen.

Am Mittwoch sei dieser dem Haftrichter des Amtsgerichts Tübingen vorgeführt worden. Dies geht aus einem Bericht des "Schwarzwälder Boten" hervor. Dabei sei der Haftbefehl erlassen und gegen Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt worden, der Mann also wieder auf freiem Fuß.

Tatverdacht besteht weiter

Der Tatverdacht gegen den 24-Jährigen bestehe jedoch weiterhin, erklärt Benjamin Koch, Sprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim, auf Nachfrage unserer Redaktion. Ein mögliches Motiv oder auch, ob der Verdächtige für einen, mehrere oder alle der Brände verantwortlich war, sei weiterhin Gegenstand der laufenden Ermittlungen, die auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürften.

Haftgründe Dass der Mann wieder freigelassen wurde, ist indes nicht ungewöhnlich. Um einen Haftbefehl aufrecht zu erhalten, so erklärte vor einiger Zeit Staatsanwalt Nicolaus Wegele in einem anderen Fall, müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Einerseits müsse die Straftat schwer genug sein, andererseits müssten Haftgründe vorliegen – also beispielsweise die Gefahr gegeben sein, dass der Verdächtige, wenn er auf freien Fuß gesetzt wird, flieht. Beides scheint nicht gegeben zu sein.

Bittere Enttäuschung Eine schockierende Entwicklung des Falls zeichnete sich zudem am Mittwochnachmittag ab. Denn wie die Stadt Calw gegen 16.30 Uhr mitteilte, war der vorläufig festgenommene Mann Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Calw.

Die Freiwillige Feuerwehr Calw hat seit Mitte Juni, wie erwähnt, bei insgesamt rund 20 Klein- und Mittelbränden im Stadtgebiet zahlreiche Vegetationsbrände bekämpft. Besonders am Wochenende 7. bis 9. Juli sei eine starke Einsatzbelastung aufgetreten. „Einige Kameraden der Feuerwehr waren teilweise drei Nächte in Folge ohne Unterbrechung im Einsatz. Nur der starke Zusammenhalt und die gute Moral der Freiwilligen Feuerwehr mit ihren insgesamt fünf Abteilungen und 190 freiwilligen Einsatzkräften konnte Schlimmeres verhindern und eine dauerhafte Brandsicherung im Stadtgebiet sicherstellen“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Erst seit Kurzem Mitglied

Für die Feuerwehr Calw, die pro Jahr knapp 300 Einsätze meistert, sei die Festnahme im eigenen Kameradenkreis ein Schock und eine bittere Enttäuschung. Sie könne die Situation noch immer nicht begreifen. Der Verdächtige sei erst seit Kurzem Mitglied der Feuerwehr.

Calws Stadtbrandmeister Marcus Frank zeigte sich „tief betroffen. Jeder von uns ist ehrenamtlich engagiert und leistet enorm viel zum Wohl der Bürger und zum Schutz unserer Stadt. Einen mutmaßlichen Brandstifter in den eigenen Reihen zu haben, ist einfach unbegreiflich.“

Beistand Oberbürgermeister Florian Kling steht der Calwer Feuerwehr bei: „Als Stadt sind wir unserer Feuerwehr unglaublich dankbar für ihren wichtigen Einsatz – mit ihr können wir ruhiger schlafen und wissen, dass jemand da ist, der uns im Notfall rettet.“ Die Freiwillige Feuerwehr Calw sei eine wichtige Grundsäule der Stadtgesellschaft – das lasse sich die Stadt viele Millionen Euro kosten, die für modernste Löschfahrzeuge und Ausstattungen im städtischen Haushalt investiert werden. „Ich bin sicher, dass das Vertrauen der Bevölkerung in unsere Feuerwehr ungebrochen hoch ist und bleiben wird – ein Einzelner kann die hohen Verdienste unserer vielen Feuerwehrfrauen und -männer nicht zunichtemachen. Ich bin sicher, dass die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Tübingen die Gesamtumstände der zurückliegenden Brände vollumfänglich aufklären wird“, so der Oberbürgermeister.