Bei der Naturwoche im Waldheim Heslach lernen 30 Kinder von Waldpädagoge Florian Stifel mehr über die Tiere des Waldes. Zeit zum Spielen bleibt aber auch genug.

S-Süd - Erst die Früchte sammeln, dann entkernen, wiegen und stundenlang kochen. Eine Marmelade selbst herzustellen erfordert Geduld. Dafür schmeckt sie umso besser. Das wissen die Kinder, die diese Woche „Mit Eberhard Eichhörnchen auf (Na)tour“ gehen, mit Sicherheit. Auf dem Gelände des Waldheims im Dachswaldweg führt der Waldpädagoge Florian Stifel vor, wie man Zwetschgen fachgerecht entkernt. Die Hälfte der Kinder kennt das Marmeladekochen von zu Hause. „Warum machen wir das nicht am Tisch?“, fragt ein Junge. „Tisch ist doch langweilig,“ entgegnet Stifel und breitet Töpfe und Messer mitten auf der Wiese aus. Gleich bei der dritten Zwetschge schneidet er sich in den Finger. Ein Pflaster muss her. Es wird nicht das letzte sein. Die Jungen sehen es positiv: „Messer frei!“, rufen sie bei jeder Blessur.

 

Vor zwölf Jahren haben Elisabeth Schiller, die Umweltberaterin im Stuttgarter Amt für Umweltschutz, und Ulrike Kieninger vom Jugendamt die Naturwoche ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr mussten die beiden Umweltpädagoginnen einige der Sieben- bis Elfjährigen auf die Warteliste setzen. „Wir wollen den Kindern die Natur näher bringen, und zwar spielerisch, nicht verschult,“ sagt Kieninger. Schiller fügt hinzu: „Uns ist auch wichtig, soziale Kompetenzen fördern, zum Beispiel die Erkenntnis, dass man in der Gruppe mehr erreicht als im Alleingang.“ Heute sind die Naturforscher selbst über Nacht nicht alleine: Nach der Waldwanderung und dem Stockbrot-Grillen am Lagerfeuer werden sie am Waldheim ihre Zelte aufschlagen. „Darauf freuen sich alle schon die ganze Woche,“ sagt Schiller.

Übungen in Geduld und Geschicklichkeit

Bei Tag wird gehobelt und gesägt. In der Naturwerkstatt soll aus drei Ringen, einem Faden und einem Stock ein Geschicklichkeitsspiel entstehen, welches in Alaska jedes Kind kennt. „So üben die Kinder dort, geduldig zu sein und gut zu treffen. Das braucht man beim Fische jagen mit der Harpune,“ erklärt Kaspar während er das Holunderholz bearbeitet. Auch Sonnenuhren und Kompasse haben die Handwerkslehrlinge diese Woche schon produziert.

Das Motto „Gewusst wie“ gilt auch für das Erklimmen von Bäumen in voller Kletterausrüstung. Schiller: „Es ist interessant, wie die sonst großspurigen Jungs sich plötzlich nicht trauen oder die schüchternen Mädchen bis ganz nach oben klettern.“ Für die 16-jährige Clara Bohm, die bereits mehrfach als Betreuerin bei der Naturwoche mitgemacht hat, ist es der Höhepunkt der sechs Ferientage. „Man kommt wirklich sehr hoch und hat eine tolle Aussicht,“ sagt sie. Die vergangenen zwei Jahre musste der Kletterspaß aufgrund der vielen Eichenprozessionsspinner ausfallen.

Der Unterschied zwischen Hase und Kaninchen

Was es mit dem ungestümen Wort „Eichenprozessionsspinner“ auf sich hat, erklärt der Förster Harry Brandner den Kindern und auch, wie die Tiere rund um den Elsenbach leben: „Die Rehe, Wildschweine, Hasen, Füchse und Dachse sind oft ganz nah an den Pfaden, aber sie verstecken sich gut,“ sagt er. Wie gut, demonstriert der Waldpädagoge anhand von Tierfiguren aus Holz, welche er am Wegesrand für die Kinder versteckt hat.

„Da, ein Kaninchen!“, ruft eines der Mädchen und krabbelt ins Dickicht. „Ein Kaninchen? Nein, das ist etwas ganz anderes, ein Feldhase,“ sagt Brandner. Die beiden Tiere seien nicht miteinander verwandt. Die neunjährige Amelie weiß schon Bescheid: „Das Kaninchen bringt seine Jungen nackt und blind zur Welt, der Hase aber behaart und sehend.“ Die Erlebnistour geht weiter, ein Reh und ein Dachs werden entlarvt. Am meisten aber freuen sich die Kinder über das Eichhörnchen. „Es gehört zu der Familie der Hörnchen und ernährt sich mitunter von Eicheln,“ sagt Brandner. Endlich wissen die Kinder, woher Eberhards Nachname kommt.