Das Waldheim im Weidachtal bekommt einen neuen großen Saal. Um kosten zu sparen helfen Ehrenamtliche beim Abriss des alten Gebäudes.

Degerloch - Rainer Hofsäss ist Hobby-Abrissbagger. Mit einem riesigen Hammer und gezielten Schlägen kommt er der Wand des großen Saales auf dem Gelände des Degerlocher Waldheims bei. Beim ersten harten Hieb staubt es, beim zweiten purzeln die Steinbrocken, mit dem dritten hat er den einen Meter breiten Mauerabschnitt niedergestreckt. Rainer Hofsäss ist Waldheim-Papa und einer von vielen freiwilligen Helfern, die seit Montag beim Saalabriss im Weidachtal helfen.

 

Schon eine Stunde nach dem offiziellen Beginn des Abrisses, ist der Saal nicht mehr wiederzuerkennen. Innen ist er komplett entbeint, die Holzverkleidung der Wände ist abmontiert. Gerade brechen die Männer die ersten Fenster heraus. „Ich bin hochzufrieden, dass so viele gekommen sind“, sagt der Waldheimleiter Jürgen Möck. „Wenn alle so weiter arbeiten, haben wir am Mittwoch nichts mehr zu tun.“ Immerhin habe man bis dahin um Helfer gebeten. „Der erste war schon heute morgen da, weil er sich Bretter für den Hühnerstall, den er baut, sichern wollte“, sagt Möck und grinst.

Auf Handlangertätigkeiten spezialisiert

Kurz nachdem die Ferienkinder das Waldheim im Weidachtal verlassen haben, geht es für den Diakon Möck nach der Hochsaison nahtlos weiter. Und auch einige der Waldheim-Mitarbeiter stehen nach nur einem Tag Pause wieder auf der Matte. Wie der 20-jährige Tim Fieg. Bereits zum zweiten Mal war er während der Semesterferien Betreuer der Waldheimferien. Eigentlich hat er noch einen anderen Nebenjob. Trotzdem packt er an diesem Tag mit an. „Ich habe einen Tag frei, und es ist ja eine sinnvolle Sache“, sagt der Degerlocher. „Außerdem profitiere ich ja selbst davon“, sagt er und packt sich den nächsten Stapel Holzlatten. Während die anderen flexen und hämmern, hat er sich auf die Handlangertätigkeiten spezialisiert. „Ich bin BWL-Student“, scherzt er.

Die Funken fliegen, der Saal ist immer weniger das, was er einmal war. Trotzdem trauert Möck ihm nicht hinterher. Das Gebäude aus dem Jahr 1957 hat seine besten Zeiten hinter sich. Im Winter konnte man es mangels Heizung nie nutzen, und „im Sommer hält man es kaum aus“, erzählt der Diakon. Zudem habe es während der Waldheimzeit vor einigen Jahren einen Unfall gegeben. Damals hatte sich eine Platte von der Decke des Saals, in dem die Kinder essen, gelöst und fiel herab. Verletzt wurde niemand. Seither hing ein Netz als provisorische Sicherung unter der Decke.

960 000 Euro kostet der Neubau

Der Wunsch nach einem Neubau besteht deshalb schon lange. Im Doppelhaushalt 2010/2011 „sind wir leider aus der Förderung geflogen“, erzählt Möck. Ende 2011 hat es schließlich geklappt. Der Gemeinderat hat 325 000 Euro für den Neubau des Saals bewilligt. Insgesamt kostet der Bau 960 000 Euro. Die restlichen 625 000 Euro stellt die evangelische Kirche als Träger des Waldheims. „Ohne ehrenamtliches Engagement und Spenden ließe sich das nicht stemmen“, meint Möck. Rund 3000 bis 4000 Euro würde es alleine sparen, dass so viele freiwillige Helfer mitanpacken.

Inzwischen ist bereits der gesamte Vorbau des Saals abgerissen, ein Fenster nach dem anderen wird abtransportiert. Einige Frauen hebeln die schweren Begrenzungssteine aus dem Blumenbeet. Es ist wuselig wie in einem Ameisenhaufen; jeder packt mit an. Lediglich der Haushund Jason lässt sich von der allgemeinen Geschäftigkeit nicht anstecken und streckt in einiger Entfernung gemütlich alle Viere von sich.

Gefährliche Arbeiten etwa an der Elektrik lässt Möck seine Helfer nicht machen. „Dafür haben wir Profis.“ Und auch den endgültigen Abriss werde eine Firma von Montag an vornehmen. „Wir wollen ja nicht, dass etwas passiert.“ Einen kleinen Vorfall gab es 2006, als Teile des Hauptgebäudes in Eigenregie abgerissen wurden.Dem Waldheim-Papa Reiner Hofsäss krachte damals ein Balken auf die Nase. „Sieben Stiche im Krankenhaus, und zwei Stunden später war ich wieder auf der Baustelle“, erzählt er und lacht. Dann schnappt er sich den großen Hammer und legt los – der Hobby-Abrissbagger.