Der französische Wallfahrtsort verkauft seine typischen Kerzen nun auch im Internet – Grund ist der Rückgang der Pilgerzahl wegen Corona

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Lourdes - Lourdes wagt einen weiteren Schritt ins 21. Jahrhundert. Ganz freiwillig war der Hüpfer ins Internetzeitalter allerdings nicht, entscheidende Überzeugungsarbeit hat am Ende das Corona-Virus geleistet. Schon vorher konnten Gläubige aus aller Welt zuhause am Rechner eine Messe bestellen oder eine Spende tätigen, doch wegen des dramatischen Besucherrückgangs aufgrund der Pandemie sind die Verantwortlichen des Wallfahrtsortes noch einen Schritt weitergegangen. Sie haben beschlossen, einen Online-Handel für ihre traditionellen Kerzen einzurichten. Rund 80 Prozent weniger Pilger haben in diesem Jahr die weltberühmte Grotte am Rand der französischen Pyrenäen besucht.

 

Kerzen sind von Hand hergestellt

„Das ist ein Projekt, das wir im Grunde bereits Ende Februar gestartet haben“, erklärt Catherine Cervantes, Verkaufsleiterin der Kerzenmanufaktur in Lourdes. Mit dem Beginn der Corona-Krise sei der Plan dann aber sehr zügig in die Tat umgesetzt worden. Seit 1928 werden in der kleinen Werkstatt von 15 Mitarbeiterinnen Kerzen hergestellt. „Le Cierge de Lourdes“ ist eine eingetragene Marke und die Produkte sind an ihrem speziellen „Marienblau“ zu erkennen. Jedes Jahr werden zwischen 300 und 500 Tonnen Kerzen ausschließlich von Hand produziert.

Großes Interesse bei den Gläubigen

Vor drei Jahren habe man im Internet eine Seite mit einer Art „Showroom“ online gestellt, wo die Kerzen aus Lourdes zumindest angesehen werden konnten, sagt Catherine Cervantes. In dieser Zeit sei deutlich geworden, dass nicht nur Kirchengemeinden oder Schulen, sondern auch viele Privatpersonen Interesse an den Produkten aus dem Wallfahrtsort zeigen würden. Also kann man nun „Le Cierge de Lourdes“ auch einzeln, zum Beispiel für Taufen, zur Kommunion oder Hochzeit bestellen.

Corona macht Lourdes schwer zu schaffen

Der südfranzösische Ort mit seinen rund 14 000 Einwohnern hat wegen der Corona-Pandemie schwere Monate hinter sich. Erstmals in seiner Geschichte war das Marienheiligtum, wo sich Jahr für Jahr viele Millionen Pilger drängeln, über mehrere Monate geschlossen worden. Im Sommer stieg die Zahl der Besucher langsam wieder an, doch müssen große Menschenansammlungen vermieden werden. Als Alternative zum üblichen Waschritus für Kranke in Lourdes, dem Baden in Quellwasser, schuf der Wallfahrtsort einen neuen Pilgerweg entlang der Becken. An dessen Ende können Besucher Lourdes-Wasser trinken und sich damit das Gesicht waschen. Das rituelle Baden ist allerdings weiterhin nicht erlaubt.