Der Ministerpräsident gibt Tipps fürs das Energiesparen. Das ist kein Grund, sich aufzuregen. Im Gegenteil. Ein Kommentar von Reiner Ruf

Zu Beginn der Coronakrise echauffierte sich der Theatermacher Frank Castorf über die damalige Kanzlerin Angela Merkel, von der er sich nicht „mit weinerlichem Gesicht“ sagen lassen wollte, dass er sich die Hände zu waschen habe. Jüngst erregte sich der Windmacher Wolfgang Kubicki (FDP) über den Hinweis des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, dass der Waschlappen auch mal das (Warm-)Duschen ersetzen könne.

 

Man mag der Meinung sein, Fragen der Lebensführung gehe die Politik nichts an. Kretschmann sagt jetzt, er habe niemandem etwas vorschreiben wollen. Er habe nur auf die Frage nach seinem persönlichen Tun geantwortet. Letztlich ist das egal. Es geht hier nicht um Übergriffe der Politik in die Privatautonomie, sondern um die gesellschaftliche Antwort auf eine Großkrise. Wenn die Gasversorgung in der Mangellage kontingentiert werden muss, weil alle meinen, den Staat gehe ihr Tun nichts an, ist das erst recht ein Eingriff in die Privatsphäre, dann allerdings per Verordnung. Deshalb wollen wir es lieber mit der Energiesparkampagne Kretschmanns versuchen, auch wenn sie einen so dämlichen Titel wie „Cleverländ“ trägt.