Ein Leben zwischen Schönsein und Instagram füllt aus, da bleibt der Klimanotstand fern. „Greta? Wer ist Greta?“, antwortet Bachelorette Gerda Lewis auf die Frage nach der Umweltaktivistin. Eindrücke von der Promi-Party bei Breuninger in Stuttgart zu den Dirndl-Trends.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Üppige Dekolletés, konstatiert ein Star der Dirndlmode, sind out. Die Stuttgarter Designerin Kinga Mathe , als Promiausstatterin auch in München eine ganz große Nummer, hat beim Wasen-Warm-up im Hause Breuninger nur Hochgeschlossenes bis zum Hals präsentiert. Blusen aus sanften Blumenspitzen, hochwertige Rüschen, Verzierungen aus Seide – dies alles findet die Mutter zweier Kinder, die mal Playmate war, erotischer.

 

Ohne zur Schau gestelltes Holz vor der Hüttn soll’s in dieser Saison in die Bierzelte gehen. „Meine Kundinnen wollen das gewisse Etwas“, erklärt die gebürtige Ungarin, „sie haben keine Lust, dass die Männer weit unter ihre Augen schauen.“

Ihre aktuelle Dirndl-Kollektion ist ausverkauft

Der Erfolg gibt der 39-Jährigen Recht. Ihre aktuelle Kollektion mit Dirndln für 800 Euro aufwärts ist komplett ausverkauft. Für den Event bei Breuninger hat sie noch einige Exemplare auftreiben können. Ihre junge, nach ihrer Tochter benannten Serie Alissa (hier liegen die Preise bei etwa 300 Euro) war schon im Juli vergriffen. In ihrer Heimat Ungarn lässt die Stuttgarterin alles anfertigen. „Fürs nächste Jahr werde ich die Produktion deutlich steigern“, verspricht sie.

Das erste Blitzlichtfeuer ist erloschen, kaum haben sich Bachelorette Gerda Lewis, 26, und ihr Rosenempfänger Keno Rüst, 28, auf Kommando ein ums andere Mal vor der Fotowand geküsst, da stehen die beiden Influencer draußen am Rande des schwarzen Teppichs. Jetzt müssen sie ihre Instagram-Storys posten. In zehn Tagen fliegt das Paar, das sich in der Kuppelshow vor Millionen fand (die „Bachelorette“-Staffel 2019 war die erfolgreichste aller Zeiten), nach Kalifornien, um einen „Liebesurlaub“ zu verbringen, wie Boulevard-Blätter gern schreiben. Fans müssen keine Sorge haben, was zu verpassen. Auch in der Zweisamkeit, kündigen ihre Lieblinge an, schreiben sie ihre Insta-Storys fort, in denen es um Herzbotschaften und rote Hautflecken geht.

875 ooo Abonnenten bei Instagram

Auch wenn die beiden ständig online sind, kommen sie aus ihrer eigenen Welt kaum raus. Alles dreht sich um sie selbst. Klicks in Nachrichtenportale sind nicht drin. Die in Litauen geborene und in Köln lebende Gerda teilt ihr Glück mit 875.000 Insta-Abonnenten, lächelt sich durchs Leben, sieht stets super aus, herzt Keno. Der Generation B (Bachelerotte) geht’s bestens, sagen ihre Beiträge. Bei der Breuninger-Dirndl-Party kommt der Journalist auf die irrwitzige Idee, die stets gut gelaunte Gerda auf die stets besorgte Greta anzusprechen. Wenn die Namen schon so ähnlich sind. Beide sind jung, beiden stehen für eine völlig andere Lebensauffassung.

„Greta? Wer ist Greta?“, fragt die Bachelerotte allen Ernstes. Kein Witz: Gerda Lewis kennt die weltberühmte Klima-Aktivistin Greta Thunberg nicht, die seit Monaten um den Globus die Schlagzeilen beherrscht und für ein politisches Beben auch in Deutschland gesorgt hat. „Wir schauen kein Fernsehen“, sagt Keno entschuldigend. Wer so sehr mit Schönheit und Selbstvermarktung beschäftigt ist, kann sich nicht um alles kümmern. Bestimmt kennt auch Greta keine Gerda Lewis. Es dürfte also unentschieden stehen.

Bei der Ausschnittsfrage ist DJ Bessis „eher old-school“

Kingas Mode hat Münchner Prominenz wie Alessandra Meyer-Wölden (sie trägt in diesem Jahr das mit 20 000 Euro „teuerste Dirndl der Welt“ aus dem Haus Mathe) und Model Sarah Brandner nach Stuttgart gelockt. Sind also Ex-Frauen von Boris, vom Pocher und Schweini als Motive vorhanden – und Kinga Mathe ex-pandiert immer weiter. Zu den Dirndl-Trends zählt die Designerin neben hochgeschlossene Blusen Naturfarben, gern in Beeren- oder Salbei-Tönen, in zartem Olive oder Rosa. DJ Lukas-Pierre Bessis, der bei der Breuninger -Party auflegt, sagt, er sei bei der Dirndl-Ausschnittsfrage eher „old-school“. Ein anderer Gast protestiert: „Ohne ordentlichen Ausschnitt kann kein Mensch auf die neuen Schuhe schauen!“

Setzt sich beim Volksfest der Gegentrend zur Freizügigkeit durch? Ist’s eine Verbeugung vor der Tradition oder Schutz vor Grabschern? Edel feiern, findet Kinga, passt gut auf dem kleineren, aber feineren Wasen: „Bei uns sind weniger Proleten als auf der Wiesn.“ Man sollte daraus ’ne Insta-Story mit Gerda-Knutschen machen. Und die Bachelorette trägt dazu Greta-Zöpfe