In die Staatsgalerie Stuttgart hat es reingeregnet. Das hatte vorübergehend Folgen für die Sonderausstellung der weltberühmten Fotografin Cindy Sherman. Wie konnte das passieren?

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Die Museumsbesucher staunten nicht schlecht. Schließlich ist die Sonderausstellung „Anti-Fashion“ mit Mode und künstlerischer Fotografie von Cindy Sherman derzeit einer der Höhepunkte im Stuttgarter Ausstellungskalender. In der vergangenen Woche fehlten allerdings Werke an den Wänden. Auf Nachfrage erklärten die Aufsichten, dass es in das Museum hineingeregnet habe.

 

Wasserschäden kommen in Zeiten von Starkregen häufiger vor, in Museen sind sie allerdings fatal, schließlich hängen hier zum Teil millionenschwere Werke und wertvolles kulturelles Erbe, das es zu schützen gilt. Auch Sammler und Künstler, die Ausstellungshäusern Werke anvertrauen, müssen davon ausgehen können, dass ihr Besitz dort keinen Schaden nimmt.

Deshalb sind in Leihverträgen oft präzise Angaben vermerkt, unter welchen klimatischen Bedingungen die Werke ausgestellt werden müssen.

Staatsgalerie will sich nicht äußern zu dem Vorfall

Die Staatsgalerie Stuttgart müssten also Sorgen umtreiben. Auf Anfrage winkt Diana Maier, die neue Sprecherin des Museums, dagegen ab. Man habe das Problem bereits lösen können, deshalb wollten sie und die Direktorin Christiane Lange sich dazu nicht mehr äußern. Da die Angelegenheit ja nun erledigt sei, würde man da nur „hinterherklappern“, so Maier.

Ausgerechnet das jüngste Gebäude macht Probleme

Laut Angaben des zuständigen Ministeriums für Finanzen Baden-Württemberg hat sich der Wasserschaden bereits am 15. Juli ereignet. „Infolge eines Starkregenereignisses“ sei an mehreren Stellen des Museums Wasser eingedrungen. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass es sich nicht etwa um die Alte Staatsgalerie handelt, den klassizistischen Bau von Gottlob Georg Barth, der 1843 eröffnet wurde, sondern um das jüngste Gebäude im Ensemble, die sogenannte Steib-Halle. Die Erweiterung wurde von dem Schweizer Architekten-Ehepaar Katharina und Wilfrid Steib konzipiert und erst 2002 eröffnet.

Werke wurden vorsorglich abgehängt

Der Grund, wieso es hier reinregnen konnte, ist inzwischen gefunden: Schuld seien Materialermüdungen an abdichtenden Bauteilen des Gebäudes gewesen, so Anton Sendler, der Sprecher des Finanzministeriums. Die Fotografien von Cindy Sherman seien aber keinem Risiko ausgesetzt gewesen, man habe sie nur vorsorglich abgehängt. Nachdem die Ursache für das Eindringen des Wassers gefunden worden sei, habe das Amt Stuttgart des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg die Schwachstellen beseitigt.

So konnten die Fotografien von Cindy Sherman wieder aufgehängt werden und ist die Ausstellung wieder vollständig.

Sherman setzte Trends in der Modefotografie

Die US-amerikanische Fotografin ist eine der bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart, für deren Werke horrende Preise bezahlt werden – das teuerste wurde 2014 für 3,63 Millionen verkauft. Sherman ist stets ihr eigenes Model und schlüpft dafür in verschiedene Rollen. „Anti-Fashion“ in der Staatsgalerie widmet sich einem besonderen Aspekt in ihrem Werk, den Fotos, die sie für Modelabels gemacht hat und so neue Trends in der Werbung setzte. Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. September, auch alle Führungen finden nun wieder statt.