Horst Bauer und seine Boote sind am May-Eyth-See nicht wegzudenken. In diesem Jahr führt er seinen Bootsverleih seit 25 Jahren. Er hängt an seinem Job auf der Halbinsel und möchte ihn auch gerne noch weitermachen. Er ist gelernter Schau- und Werbegestalter und Groß- und Einzelhandelskaufmann. Der 63-Jährige hat von seinem Vater 1999 den Betrieb übernommen, den er im Haupterwerb betreibt. Den Bootsverleih gibt es am See schon seit 1935. Bauer macht es Spaß, gerade auch Kindern den ersten Kontakt im Boot auf dem See zu ermöglichen. Er ist auf die Schön-Wetter-Monate mit seinen Bootsverleih angewiesen.
Seit drei Jahren vermehrt Probleme durch Wasserpflanzen
Doch der neuerlich starke Wasserpflanzenbewuchs macht es ihm nicht leicht. Und da braucht er mitunter sehr viel Geduld. Denn: Seit drei Jahren gibt es vermehrt Probleme wegen der Wasserpflanzen. Erst war es vor drei Jahren das sogenannten Krause Laichkraut, dann das Hornblatt vor zwei Jahren und dieses Jahr das Hornblatt und das Laichkraut, welche zu Hauf wuchern und die Elektroboote ausbremsen.
Was für die Fische im See gut ist, weil die Wasserpflanzen Sauerstoff liefern und die Angler somit freut, ist für die Freizeitangebote wie Bootfahren oder Segeln schlecht – die Pflanzen beschädigen die Antriebe der E-Boote oder verfangen sich im Ruder der Segelboote. Die Stadt hingegen sieht das vermehrte Vorkommen der Wasserpflanzen positiv. Das Tiefbauamt weist darauf hin, dass es jahrzehntelang kein Wasserpflanzenwachstum am See gab aufgrund der hohen Eutrophierung, also hohem Nährstoffgehalt. Dass überhaupt wieder Wasserpflanzen wachsen, sei laut Tiefbauamt ein gutes Zeichen für die Entwicklung der Wassergüte. So sei eines der Ziele des Gewässer-Gutachtens, „die Besiedlung mit höheren Wasserpflanzen und die Ausbildung einer Makrophytendominanz im Max-Eyth-See als wichtige Voraussetzung für die Sicherung einer langfristig hohen Gewässergüte.“ Makrophyten sind große Wasserpflanzen.
Auch Bezirksbeirat besorgt um Bootsverleih-Betrieb
Horst Bauer freut sich, dass der Bezirksvorsteher und der Bezirksbeirat sich um seinen Betrieb sorgen. So erkundigte sich Monika Kurfeß (CDU) im Bezirksbeirat darüber, ob man dem Betrieb nicht bei der Pacht entgegenkommen könne, wenn er weniger Einnahmen habe. Die Freizeitangebote am See wurden in der Vergangenheit wieder verstärkt in Anspruch genommen und neu entdeckt. Sicherlich mit eine Folge der Corona-Zeit, in der es Beschränkungen gab. Doch das nützt Bauer nichts, wenn er einen See voller Wasserpflanzen vor sich hat und es riskant ist, einen Teil der Boote dort fahren zu lassen. Die Stadt verweist auf die Vorgaben des Arten- und Naturschutzes sowie der Fischereibehörde. Deshalb sei geplant, die erste Mahd des Hornblatts erst Ende Juli zu machen. Dabei bleibe es auch, so die Auskunft der Stadt vor wenigen Tagen.
Jugend-Segelwoche und Jugendtraining gefährdet
Doch auch die Segler sind betroffen, entgegen ersten Angaben der Stadt Stuttgart, die Meldungen und Antworten hatten sich überschnitten, wie sich jetzt herausstellt. Am See sitzen mehrere Seglervereine, die Ausbildungen anbieten. „Der Segelsport ist jetzt schon sehr stark durch die Wasserpflanzen eingeschränkt“, sagt Günter Wiedemann, Vorsitzender des Stuttgarter Segelclubs. Es sei fraglich, ob die geplante Jugend-Segelwoche mit zwölf Kindern im Rahmen des Feriensportangebots der Stadt Stuttgart überhaupt stattfinden könne. „Unser wöchentliches Jugendtraining im Verein sowie unsere Schule/Vereins-Kooperation mit der Helene-Schoettle-Schule mit Inklusionskindern können ebenso nicht mehr bis Ende Juli durchgeführt werden, wenn keine sogenannte Mahd durchgeführt wird.“ Wiedemann erwartet hier etwas mehr Flexibilität von der Stadt. Er fordert: „Der Mahd-Termin muss dringend vorgezogen werden, sodass wir unseren Segelbetrieb wieder aufnehmen können.“