Es gab aber auch Bedenken gegen diesen Vorschlag. „Uns gefällt der Standort am Stadteingang überhaupt nicht“, sagte Gereon Trabold (WBL) und forderte, am Grundsatz der dezentralen Unterbringung festzuhalten. Die Grünen sahen das ähnlich. „Das ist wirklich total unschön, das ist wie auf dem Präsentierteller“, so Nicolai Boldt. Er halte den Standort auf einem Teil des Parkplatzes beim Freibad, wo schon einmal Container für Geflüchtete standen, für besser – was wiederum auf Widerspruch im Gremium stieß: Das biete Konfliktpotenzial mit den Freibadbesuchern, sagte Petra Binz (SPD), und Pjetar Nrecaj (FW) erinnerte vehement an Probleme, die es damals mit den jungen Bewohnern gegeben habe und zu Ängsten in der Bevölkerung geführt hätten. Das wiege schwerer als ein schöner oder unschöner Anblick am Ortseingang.
Verteilung auf beide vorgeschlagenen Standorte findet keine Mehrheit
Eine dezentrale Unterbringung sei zwar grundsätzlich der bessere Weg, bestätigte die Bürgermeisterin Christiane Krieger. Aber in der Not müsse man eben vorübergehend auf Container zurückgreifen: „Ich bin der Überzeugung, dass wir es jetzt kurzfristig nicht anders schaffen.“
Andreas Späth (WBL) regte an, die Container dann wenigstens auf beide Standorte zu verteilen. Auf dem Freibadparkplatz mit der kleineren Fläche könnten die derzeitigen Bewohner aus der Friedrichstraße untergebracht werden, unter denen auch langjährige Mieter sind. Und auf dem Festplatz könnten die neu ankommenden Geflüchteten einziehen. Schließlich könne man sich auch zwischen diesen beiden Gruppen durchaus Konflikte vorstellen, wie Petra Binz anmerkte.
Laut Bürgermeisterin Christiane Krieger wäre diese Aufteilung denkbar, würde aber mehr Kosten verursachen. Zudem würden dadurch Parkplätze für das Freibad wegfallen. Die Wernauer Bürgerliste stellte den Vorschlag dennoch zur Abstimmung; er wurde aber bei sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen abgelehnt. Ebenso lehnte eine knappe Mehrheit ab, den Tagesordnungspunkt zu vertagen.
Verwaltungsvorschlag wird knapp angenommen
So kam es schließlich zur Abstimmung über den Standort „ehemaliger Festplatz“: Elf Ratsmitglieder der CDU, der Freien Wähler und der SPD waren dafür, die Grünen und die WBL stimmten dagegen oder enthielten sich. Somit wurde der Verwaltungsvorschlag knapp angenommen. Die Container sollen gemietet werden, zunächst für zwei Jahre mit möglicher Verlängerung.
Dafür müssen zusätzliche Mittel im Haushalt eingestellt werden. Eine bereits geplante Heizungserneuerung in der Friedrichstraße entfällt dagegen. In diese Gebäude, die Hausnummern 25 und 25 A, wird nichts mehr investiert. Dass deren Tage gezählt sind, ist im Gemeinderat unumstritten. „Der Zustand ist Ihnen bekannt“, sagte die Bürgermeisterin. „Wir müssen ganz dringend an diese Gebäude ran.“
Beide Häuser geben zumindest von außen betrachtet ein jämmerliches Bild ab. Derzeit leben in ihnen Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht waren, aber auch Geflüchtete, die schon seit einigen Jahren in Deutschland leben.
Häuser mit einer langen Geschichte und wechselnden Bewohnern
Geschichte
Die beiden Häuser Friedrichstraße 25 und 25A in Wernau weisen eine lange Geschichte mit verschiedenen Nutzungen auf. Ältere Wernauer berichten, dass in ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg ein Handelsunternehmen für Kohlen ansässig war. Später sei das Trachtenmode-Unternehmen Perry unter diesem Dach zu Hause gewesen und zeitweise auch eine Kunststoff verarbeitende Firma. Ebenso hätten die Gebäude zeitweise als „Zweites Rathaus“ oder für die Lehrlingsausbildung der Firma Junkers gedient, wird berichtet. Auch Vereine wie der Sozialverband VdK oder die Landsmannschaft der Donauschwaben hatten in den Häusern hier ihre Räume. Derzeit befindet sich hier noch die Notunterkunft der Stadt Wernau.
Notunterkunft
Für die Wohnungsnotfallhilfe im Land sind die Kommunen zuständig. Bei Verlust des Wohnraums, etwa durch einen Brand oder eine Trennung, haben die Ortspolizeibehörden der Städte und Gemeinden die Aufgabe, Betroffenen ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Das regelt das Polizeigesetz, allerdings nur bei unfreiwilliger Wohnungslosigkeit.