Es ist das erste Weihnachten nach den drastischen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Für manche Händler ist die Zeit vor dem Jahreswechsel die umsatzstärkste. Deren Erfahrung in diesem Jahr: Die Kunden sind eher verhalten.

Für viele Händler sind die Wochen vor dem Jahreswechsel eine traditionell umsatzstarke Zeit. Doch wie läuft das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr in der Region rund um Leonberg? Es ist das erste „normale“ Weihnachten nach der Coronapandemie, das allerdings von vielen Einflüssen wie dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise oder auch einer Inflation geprägt ist.

 

Nicht unbedingt von Weihnachten abhängig

Oliver Reuter, der Geschäftsführer im Familienunternehmen Only Women, einem Modegeschäft mit Filialen in Leonberg, Rutesheim, Gerlingen, Weil der Stadt, Korntal, Feuerbach und Ludwigsburg, bewegt sich in einer Branche, die nicht unbedingt vom Weihnachtsgeschäft abhängig ist. November und Dezember seien zwar auch gute Monate. „Speziell zu Weihnachten verkauften wir natürlich auch Waren, wie beispielsweise Schals kombiniert mit Mützen, beliebt sind auch Gutscheine. Doch für uns sind die Sommermonate in der Regel die umsatzstarken“, sagt Reuter. Im Januar und Februar sei es hingegen etwas ruhiger.

Trotz vieler negativer Nachrichten positiv bleiben

Positiv überrascht hat Oliver Reuter das Geschäftsjahr 2022, das zunächst gar nicht so gut angelaufen sei, weil Corona noch zu präsent war. „Im Vergleich zu 2019 haben wir in einigen Geschäften sogar einen Zuwachs zu verzeichnen, im Durchschnitt sind die Umsätze ähnlich, da sind wir natürlich zufrieden.“ Trotz der vielen schlechten Nachrichten, die täglich verbreitet würden, versucht Oliver Reuter trotzdem, positiv zu bleiben. Diese Einstellung sehe er auch bei vielen seiner Kunden.

Reges Treiben herrscht im Eine-Welt-Laden in Weil der Stadt. Genaue Zahlen, wie der Verkauf während der Weihnachtszeit läuft, kann Hildegard Hornung, die unter anderem für Organisatorisches im Laden zuständig ist und sich auch um die Präsenz des Geschäftes in den sozialen Netzwerken kümmert, noch nicht vorlegen. So kurz vor dem Weihnachtsfest würden mit Sicherheit noch einige Kunden in der Pfarrgasse 8 vorbeischauen und das eine oder andere Geschenk finden. „Kleinigkeiten, gerne auch die umweltbewussten und fair gehandelten, gehen immer sehr gut“, sagt Hornung. Umweltfreundliche Haarseifen, die eine Plastikverpackung unnötig machen. Die neue Weil der Städter Bioschokolade aus fairen Zutaten, in ein schmuckes Papier gewickelt. Weihnachtskugeln aus recyceltem Glas produziert. „Auch die beziehen wir von Lieferanten, die auf fairen Handel großen Wert legen.“ Der Verein „Partnerschaft mit der Dritten Welt – Eine-Welt-Laden“ ist der gemeinnützige Träger des Weil der Städter Ladens. „Durch den Verkauf fair hergestellter und gehandelter Waren unterstützen wir die Produzenten in den Ländern des Südens“, sagt Hildegard Hornung. Durch faire Preise für ihre Arbeit und gute Arbeitsbedingungen können die Menschen das Leben und die Zukunft ihrer Familien selbstbewusst gestalten.

Faire Preise und gute Arbeitsbedingungen

Eine etwas verhaltene Kundschaft beobachtet Werner Dengel, der Geschäftsführer der Buchhandlungen One in Rutesheim und in Gerlingen, in dieser vorweihnachtlichen Zeit. „Es gibt nicht dieses absolute Weihnachtschaos, das ich auch schon in den Jahren zuvor erlebt habe. Es kann durchaus sein, dass die Menschen sparen.“ Doch auch die Stimmung sei eine andere. „Ich habe den Eindruck, die Menschen freuen sich nicht so auf Weihnachten“, sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins Rutesheim, der sich auch schon mit anderen Händlern in der Stadt darüber ausgetauscht hat – und die ähnliches berichten.

Bücher gehen immer

In den Jahren vor Corona habe Dengel an Weihnachten einen mehr als doppelten Umsatz im Vergleich zu anderen Monaten gemacht. „Wir erleben jetzt keinen Einbruch, doch unser Umsatz ist niedriger.“ Das Positive in seinem Geschäftsbereich: Bücher gehen immer. Schöne Geschichten, Sachbücher oder Biografien, die Mut machen. Gerne gekauft werden zu 80 Prozent tatsächlich noch Bücher „Das Haptische zieht die Leser nach wie vor an.“ Als Ergänzung, weil sie im Urlaub oder auch in der Bahn so praktisch sind, werden zu 20 Prozent E-Books gekauft.

Werner Dengler hat nicht nur Bücher im Angebot, sondern auch Geschenkartikel aller Art. Hängematten, originelle Bierhalter, Lippenstifte oder Kerzen. „Im Gegensatz zu Büchern sind die momentan nicht so gefragt, weil die Leute viel preisbewusster sind und am ehesten auf Krimskrams verzichten wollen“, sagt Dengel.