Halbzeit beim ersten Cannstatter Welt-Weihnachtsmarkt: Für das Konzept gibt es viel Lob, aber die Umsetzung wird bemängelt. Trotzdem hoffen vor allem einige Geschäftsleute, dass der Markt eine zweite Chance bekommt.

Bad Cannstatt - Es soll ein Weihnachtsmarkt der besonderen Art sein und als solcher hält er eben auch die eine oder andere Überraschung bereit. Wer am Jakobsbrunnen einen Glühwein trinken will, der kommt vergebens. Stattdessen gibt es griechischen Tee mit Alkohol. Geschmacklich nicht jedermanns Sache, aber der griechische Teil des Welt-Weihnachtsmarktes punktet mit Authentizität. Zwischen den fünf im Halbkreis aufgestellten Holzbuden kommt Gemütlichkeit auf. An den Ständen werden Gyros und Zaziki, Teigtaschen gefüllt mit Schafskäse sowie allerlei süßer Kram aus Griechenland verkauft. Doch auch wenn es sicher nicht der Freundlichkeit der Standbetreiber geschuldet ist, voll wird es an diesem Abend nicht.

 

„Mehr Kulturen und etwas dichter beisammen“

Das gleiche Bild war auch beim Rundgang über den Weihnachtsmarkt in der Mittagspause zu beobachten: gähnende Leere statt dichtem Gedränge und langen Schlangen. „Es ist nicht so viel los. Wir haben mit mehr Leuten gerechnet“, sagt der Nachtschicht-Mitarbeiter Martin Vogel. Das Restaurant aus Obertürkheim ist auf dem Markt mit einer Burger-Bude, einem amerikanischen Bus und einer neuseeländische Strandbar vertreten.

Die BILD-Zeitung hat den Cannstatter Weltweihnachtsmarkt Anfang der Woche zum hässlichsten Weihnachtsmarkt Stuttgarts gekürt und auch auf der Facebook-Seite unserer Redaktion gibt es viel Kritik. „Super Idee, furchtbare Umsetzung. Man stolpert halb durch Zufall über so manchen Stand und die Nationen sind auch nur im Detail zu erkennen“, kommentiert dort ein Nutzer. Jemand anderes meint: „Es gibt Stände, die so vereinsamt dastehen, dass man nicht wirklich das Gefühl hat, auf einem Weihnachtsmarkt zu sein.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch dieser Kommentar: „Der Grund für die fehlenden Besucherzahlen kann weder die Idee noch das Engagement der Teilnehmer sein. Beides ist großartig. Aber die Wege zwischen den Attraktionen sind einfach zu lang. Hier drei Buden, da zwei Stände, dazwischen nix.“

 

Doch während sich die einen jetzt schon sicher sind, dass „diese Art von Weihnachtsmarkt vorerst zum letzten Mal so stattgefunden hat“, meint ein anderer Facebook-Nutzer: „Da gibt es sicherlich Verbesserungspotenzial. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder einen gibt, eventuell mit mehr Kulturen und etwas dichter beisammen.“ Dass der Markt eine zweite Chance verdient, findet auch Marina Frickel. Die Inhaberin einer Mode-Boutique ist von dem Konzept überzeugt. „Ich finde es super“, sagt sie. Der Welt-Weihnachtsmarkt passe zum Bezirk und „so etwas gibt es nirgendwo anders“, sagt sie.

„Es lohnt sich, es sind mehr Leute in Cannstatt“

Frickel ist sich sicher, dass im nächsten Jahr mehr Besucher und Standbetreiber kommen. Als Geschäftsfrau spüre sie die positiven Auswirkungen aber schon jetzt. „Es lohnt sich, es sind mehr Leute in Cannstatt“, sagt sie. Der im sozialen Netzwerk immer wieder geäußerten Kritik, dass der Weihnachtsmarkt besser auf dem Marktplatz stattgefunden hätte, hält Frickel entgegen: „Leider war es nicht möglich in Bad Cannstatt den Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz zu machen, da wir drei Mal in der Woche dort einen Wochenmarkt haben.“ In der Marktstraße alle Stände aufzustellen sei auch keine Option, weil die Feuerwehrgassen eingehalten werden müssten, erklärt sie.

Das Motto des ersten Welt-Weihnachtsmarktes könnte also lauten: Wer suchet, der findet. Denn so haben zum Beispiel Gabriele Fakner und Marlies Kahlbrock den orientalischen Markt auf dem Jakob-Heine-Platz entdeckt. Die Frauen, die beide ein Geschäft in Bad Cannstatt haben, sind von dem dortigen Essen begeistert. „Wir kommen sicher wieder“, sagt Gabriele Fakner. In den nächsten Tagen wollen sie aber auch den Rest des Marktes erkunden. Zeit ist schließlich noch genug, der Welt-Weihnachtsmarkt hat noch bis zum 6. Januar geöffnet.