Gerd Diebold ist einer der Weiler Nachtwächter und in etlichen Vereinen engagiert. Zu Ehren des ehemaligen Wassermeisters trägt jetzt ein Brunnen in der Plangasse seinen Namen.

Weil der Stadt - Gerd Diebold gehört zu Weil der Stadt wie der Kepler und die große Stadtkirche St. Peter und Paul. Vielen ist der waschechte Weil der Städter als Nachtwächter bekannt, der mit seinem Kollegen Manfred Nittel nunmehr seit zwölf Jahren ehrenamtlich das Publikum durch die engen Gassen und über Teile der Stadtmauer führt und dabei unzählige Geschichten erzählen kann.

 

Doch Gerd Diebold hat noch eine andere große Leidenschaft: Während seiner 40 Jahre als Wassermeister der Kepler-stadt entdeckte er seine Liebe zu den Brunnen. „In meiner Zeit als Wassermeister durfte ich 25 neue Brünnlein bauen“, erzählt Diebold. Dabei hat er auch etliche historische Brunnen wieder instand gesetzt, wie den Brunnen vor dem Backhäusle in Merklingen, dessen Trog in einer Scheune wiederentdeckt wurde. Da verwundert es nicht, dass heute zu Ehren des umtriebigen Weil der Städters direkt an der Stadtmauer in der Plangasse beim Roten Turm der „Gerd-Diebold-Brunnen“ von Bürgermeister Thilo Schreiber seiner künftigen Bestimmung übergeben wird.

Ein Mann mit vielen Leidenschaften

Gerd Diebold ist mit Leidenschaft auch ein Handwerker und hat etliche historische Gegenstände, wie den Hahn auf dem Kirchturm der St. Peter und Paul, diverse Stechschilder, historische Türbeschläge, Folterwerkzeuge im Roten Turm und Wetterfahnen wieder hergerichtet. Von 1953 bis 1957 machte er eine Lehre als Flaschner. 1968 erhielt er das Meisterdiplom im Sanitär- und Installateurhandwerk. Wie er zu seiner Lehrstelle beim Flaschner Karl Dittus in Simmozheim kam, daran erinnert er sich noch ganz genau. Damals herrschte Lehrstellenmangel. „An einem Morgen in den Ferien ist mein Vater mit mir an den Renninger Backen hochgelaufen, wo der Flaschner Karl Dittus gerade Gewinde für einen Neubau geschnitten hat“, erzählt er. Der Vater habe den Flaschner gekannt und gefragt: Karl brauchst du keinen Lehrling? „Ich habe mich später in Simmozheim vorgestellt und die Lehrstelle bekommen.“ Nach einem kurzen Gastspiel bei Daimler in Sindelfingen (sechs Jahre) habe ihn der damalige Bürgermeister Willi Oberdorfer dann zur Stadt geholt. 1963 besetzte Gerd Diebold die neu geschaffene Stelle des Wassermeisters und blieb bis 2003.

Diebold ist im „Gasthaus zum Sternen“ mitten in Weil der Stadt geboren, 1939 als Hausgeburt, was damals nicht unüblich war. Vor dem Gasthaus plätscherte der Hermannsbrunnen. „Da habe ich jeden Tag dran gespielt. Vielleicht erklärt das meine Freude an den Brünnele“, schmunzelt der heute 75-Jährige. Bis zum neunten Lebensjahr wohnte die Familie im „Stern“, dann zog er zur Großmutter. Die betrieb eine Landwirtschaft in der Kellereigasse. „Das ist dort, wo heute der Narrenbrunnen ist. Das war mein Spielplatz, dort haben gekickt“, erinnert sich Gerd Diebold. Die Schule war im alten Kloster neben dem Pfarrhaus untergebracht. „Wir mussten immer in den Keller, wenn die Sirenen geheult haben“, erinnert er sich an die Kriegsjahre. Gerd Diebold blieb seinem Weil der Stadt treu. Man kann schon beinahe von Liebe sprechen, wenn man seinen Geschichten lauscht. „Wenn man nirgends anders war als in Weil der Stadt, dann kann man auch nicht sagen, woanders wäre es schöner gewesen. Ich habe mich in Weil der Stadt immer wohl gefühlt“, fasst er das kurz zusammen.

Wenn irgendwo in der Keplerstadt Not am Mann ist und es vielleicht auch noch etwas mit Metall zu tun hat und dazu auch noch historisch wertvoll ist, dann hilft Gerd Diebold gerne. Das war schon immer so: Vor vielen Jahren musste der Wetterhahn der katholischen Stadtkirche erneuert werden. „Da bin ich damals zum Pfarrer Ritter gegangen und habe gesagt: Herr Stadtpfarrer, haben Sie schon einen neuen Gockel gekauft? Der verneinte, denn das würde mit Vergolden etwa 6000 Mark kosten“, erzählt Gerd Diebold. Da habe er dem Pfarrer gesagt: „Ich tät mich da trauen und wenn ich Ihnen den Gockel machen darf, dann schenke ich Ihnen den.“ Seit 1985 thront der Diebold‘sche Gockel jetzt auf dem Kirchturm der erhabenen Kirche St. Peter und Paul.

Früh hat es ihm das Wasser angetan

Auch der „Gerd-Diebold-Brunnen“ hat eine interessante Geschichte hinter sich. Der alte Schmuckbrunnen aus Gusseisen stand ursprünglich in der Calwer Gasse. Dort wurde gebaut und der Brunnen störte. Gerd Diebold war eben Wassermeister geworden. „Ich war damals ein junger Kerle, gerade einmal 23 Jahre alt. Da hatte ich den Auftrag bekommen, den Brunnenstock zu versetzen“, berichtet er. Damals habe er noch keine Ahnung von Brunnen gehabt.

Gemeinsam mit dem Stadthistoriker Wolfgang Schütz vom Heimatverein fiel die Entscheidung, den schönen Brunnen an den alten Friedhof umzuquartieren. Dort stand er dann 51 Jahre lang. Die Quellleitung an die Stelle in der Plangasse, wo das neue-alte Brünnlein jetzt aufgestellt wurde, die hatte Gerd Diebold als Wassermeister 1985 sogar noch selbst verlegen lassen.