Das Merklinger Rathaus wird noch in diesem Jahr umgebaut. Im Erdgeschoss des historischen Gebäudes entsteht ein modernes und helles Bürgerbüro, das barrierefrei zugänglich ist. Das ganze Projekt kostet 670 000 Euro.

Weil der Stadt - Blaues Fachwerk, grüne Fensterläden, rote Dachziegel, und hoch oben über dem Eingang prangt das Merklinger Wappen – das Rathaus am Kirchplatz in der Ortsmitte ist ein echter Hingucker. Auch das Innenleben des 1601 erbauten Gebäudes hat Charme. An einigen Stellen ist das Fachwerk freigelegt, die alten Holztreppen knarzen bei jedem Schritt. Doch so schön das alles auch sein mag: das historische Rathaus ist längst nicht mehr zeitgemäß und muss umgebaut werden.

 

Der Gemeinderat hatte bereits im vergangenen Sommer grünes Licht gegeben, die Planungen für die erste Bauphase laufen. Im Erdgeschoss, wo einst Feuerwehrfahrzeuge untergestellt waren und das heute vor allem als Abstellmöglichkeit dient, entsteht ein großes, helles Bürgerbüro. Mit barrierefreiem Zugang über eine Rampe, erreichbar über die Kirchenburgseite. Bislang ist das nicht möglich.

„Wer zu uns ins Rathaus will, muss einigermaßen gut zu Fuß sein“, erklärt Susanne Widmaier. Die Erste Beigeordnete weiß genau, wovon sie da spricht. Tag für Tag steigt sie die schmalen, steilen Stufen zu ihrem Büro im zweiten Stock hinauf.

Gerade ältere Menschen stellt das vor eine echte Herausforderung, Rollstuhlfahrer haben gar keine Chance. Bislang hat lediglich das Bürgeramt am Kapuzinerberg in der Kernstadt einen barrierefreien Zugang. Wer beispielsweise einen Ausweis beantragen möchte, muss also dorthin. Künftig soll das auch in Weil der Stadts größtem Teilort möglich sein.

Ein großes, helles Servicebüro im Erdgeschoss

Mit dem neuen Bürgerbüro im Merklinger Rathaus will die Stadtverwaltung auch ihrem Selbstverständnis als Dienstleister Rechnung tragen. Etwa durch geänderte und längere Öffnungszeiten. Denn gesamtstädtisch gesehen spielt das Merklinger Rathaus, auch bekannt als Technisches Rathaus, eine wichtige Rolle. Standes- und Friedhofsamt sind hier untergebracht, ebenso das Bauamt.

Wer allerdings einen Blick in einen Bebauungsplan werfen möchte, muss sich bislang über die Treppen ins Obergeschoss bemühen. Auch dafür gibt es schon eine Lösung. Das Bauamt kann Unterlagen künftig in einem Raum im Erdgeschoss auslegen, der für jedermann zugänglich ist. Ein Großteil des Publikumsverkehrs soll sich also fortan im Parterre des Technischen Rathauses abspielen.

Bei ihren Planungen hängen Susanne Widmaier und ihr Team den Servicegedanken sehr hoch. Die Erste Beigeordnete hofft, dass künftig nicht nur die Merklinger das Angebot in „ihrem“ Rathaus nutzen. Auch Bürger aus Münklingen oder Hausen sind willkommen. „Wir wollen dadurch den Publikumsverkehr in Weil der Stadt etwas entzerren“, so Widmaier. Zum neuen Angebot gehört zudem eine Toilette im Erdgeschoss des Merklinger Rathauses, die über eine separate Tür zugänglich und außerhalb der Öffnungszeiten, etwa bei Veranstaltungen, offen ist.

Die erste Bauphase kostet 670 000 Euro

Doch bis es so weit ist, ist noch viel zu tun. Einen detailgenauen Zeitplan gibt es noch nicht, im Juni will die Verwaltung die Arbeiten für diese erste Bauphase ausschreiben. Das Archiv bleibt vorerst im zweiten Stock. Ein Durchgang von oben durchs Haus runter ins Erdgeschoss wird geschaffen, ein Teil der Mitarbeiter bekommt neue Büros. Die freigewordenen Räume nutzt Susanne Widmaier für neues Personal. Absolute Gestaltungsfreiheit haben die Planer übrigens nicht, das Landesdenkmalamt hat den Finger drauf.

Denn das Merklinger Rathaus steht gemeinsam mit der angrenzenden historischen Kirchenburg unter Ensembleschutz. So war die Idee, einen Aufzug ins oder ans Rathaus zu bauen, schnell vom Tisch.

Und so wird eben im Bestand saniert. Die alte Treppe wird umgebaut, neue Lampen und Böden kommen rein, die Wände werden gestrichen. „Ein bisschen Kosmetik“, erklärt Susanne Widmaier.

Die Erste Beigeordnete rechnet damit, dass diese erste Umbauphase im Frühjahr 2017 abgeschlossen ist. Dafür muss die Stadt rund 670 000 Euro locker machen. Eine sinnvolle Investition, findet Susanne Widmaier. „Damit schaffen wir eine attraktive Anlaufstelle für unsere Bürger.“