Gesagt, getan, gelöst. So gehen die Siebenerräte bei ihrer Narreten Sitzung alle Probleme an.

Weil der Stadt - Die Probleme des Keplerstädtchens haben einfach überhand genommen. Wie gut, dass sich am vergangenen Sonntag beim Narrensprung die sieben Herren vom Siebenerrrat der AHA die Macht ergattert haben. Am Donnerstagabend nun haben sie alle notwendigen Beschlüsse gefasst.

 

Dafür bedanken kann sich zuvorderst der Landkreis, der mit seiner verzweifelten Suche nach dem Standort für eine Erddeponie überall auf Ablehnung gestoßen ist. „Unser Lösung, die ist geil / die Deponie, die muss nach Weil“, verkündet der eigens eingerichtete Technische Ausschuss unter seinem Ober-Dichter Syn Schmitt. „No hen mir au mal was vom Kreis / und isch’s bloß Dreck und alter Scheiß“, lautet die stichhaltige Begründung in der Tischvorlage, die die vier Herren vortragen. Denn:

„Renningen schreit: Halt die Gosch / nemm Du den Dreck, mir hen den Bosch.

Auch Weissach wird ins Auge g’fasst, / doch Dreck halt nicht zu Porsche passt.“

Bleibt in der Sitzung der Narrenzunft zu klären, wo die Weiler Erddeponie aufgeschüttet werden soll. Ins Hotel Krone Post und all die Innenstadtläden – die stehen ja ohnehin leer.

Der Calwer Landrat Helmut Riegger und seine Hesse-Bahn

„Em große Wald in Merklingen tät au no was gehen, / dass Heimsheimer onsre Windräder no besser seh’n“, lautet der eine Gegenvorschlag. „Man schütte einen Damm auf in der Nagold aus Dreck / no hätt Hirsau ein Badesee und der Riegger wär weg“, votiert ein anderes Mitglied des Technischen Ausschusses.

Überhaupt – der Calwer Landrat Helmut Riegger und seine Hesse-Bahn. Der wird auch in allen anderen Tagesordnungspunkten von den Herren Siebenerrat als Problem identifiziert. Wie gut, dass im Rahmen der Narreten Sitzung auch die „Hesse-Mops-Calvinisten“ ihre Chorprobe unter ihrem Chefdirigenten Johannes Bair abhalten. „Auf dr Calwer Hessebahna / wollt a mol a Landrat fahra / goht zum Winni, lupft da Huat / a grüns Zügle send so guat“, lauten die neuen Strophen der Schwäb’sche Eisenbahn.

„Doch die Streck wa nicht rentabel / s war für beide sehr blamabel / hend auf falsche Zahla baut / ond em Faißt sei Strecke klaut.“ Doch zum Glück sichtete bei der Chorprobe der anwesende „Kepleradamus“, der den Ex-Schultes Schreiber verschluckt hatte, einige Fledermäuse. „Als Beweis und Zeichen des heutigen Abends enthüllen wir darum jetzt das Hesse-Wappen“, schwört er die feierliche Runde ein. „Als Dank an die Mopsfledermaus, die Weil der Stadt gerettet hat.“

Auch der Nabu Narrenbundes ist da

Wie gut also, dass die Fledermäuse am Donnerstagabend gleich persönlich anwesend sind, zusammen mit allen Mitgliedern des Narrenbundes (Nabu). „Mir Fledermäuse vom Narrenbundes / bringen Euch die frohe Kunde“, intonieren sie sodann. „S’Windrad stellt mer vor’s Tunnel / on wenn sich dees dann dreht ganz schnell / Blost d’s Wind dia Fledermäuse / blitzschnell aus dem Tunnel naus.“

Gesagt, getan, gelöst. So schnell geht das in Weil der Stadt, wenn die Narren regieren. Bliebe das Problem der fehlenden Hotels in der Stadt, das Timon Hiller vorbringt. „Der letzte Mensch, der hier fand ein Bett / das war der Josef von Nazareth“, mahnt er an. Als prompte Lösung springt den Siebenerherren da natürlich das Rathaus ins Auge, das zu vermieten nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten schafft, sondern auch Geld in die leeren Stadtkassen spült. Und der Schlaf im Rathaus, der ist eh der beste, wie man weiß.

Calw reagiert: Weil der Stadt wird abgehängt

Am Donnerstag klingelte in der LKZ-Redaktion das Telefon. „Wir haben gehört, dass die Hesse-Bahn momentan Gegenstand der Fasnet ist“, sagt Anja Härtel, die Pressesprecherin des Calwer Landratsamtes. „Deshalb haben auch wir uns da etwas überlegt.“ Im Folgenden also die Calwer Pressemitteilung und die vom Landratsamt beauftragte Karikatur von Klaus Stopper:

„Im Beisein seiner Führungskräfte unterzeichnete Landrat Helmut Riegger diese Woche im ,Oval Office’ des Calwer Landratsamts das Dekret ,Hesse-Bahn First’. Mit dem Dekret wird ein Kurswechsel beim wichtigsten Infrastrukturprojekt des Landkreises eingeläutet. Denn die Planung sieht vor, künftig auf den Haltepunkt Weil der Stadt zu verzichten und direkt bis Renningen durchzufahren. Die dadurch eingesparte Fahrtzeit macht es möglich, dass die Hermann-Hesse-Bahn mit der historischen Dampflok der Württembergischen Schwarzwaldbahn betrieben werden kann.Klagen gegen dieses Vorgehen sind nicht zulässig, da die Weil der Städter bereits in Sachen Eisenbahnbrücke kläglich gescheitert sind.Doch damit nicht genug: Landrat Riegger lässt mit sofortiger Wirkung auch noch alle Fledermäuse über die Kreisgrenze nach Weil der Stadt ausweisen. Ihr Aufenthalt im Hirsauer Tunnel und im Tunnel im Hau war zwar schon in den vergangenen 20 Jahren unrechtmäßig, ist aber bislang geduldet worden. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Tinte der Unterschrift unter dem Dekret war noch nicht trocken, als sich bereits die ersten Fledermausfänger mit ihren Fallen auf den Weg in Richtung Hirsauer Tunnel gemacht haben. Anwohner berichten von einem rigorosen Vorgehen. Die Fledermäuse sind im Winterschlaf überrascht worden, und selbst Kinder wurden von ihren Eltern getrennt.“