Der Wettbewerb ist entschieden: Damit starten die Planungen für den Neubau der katholischen Einrichtung, in der auch ein Familienzentrum Platz haben wird. Dass das Areal davor um acht Meter kürzer wird, nimmt der Gemeinderat hin.

Weil der Stadt - Die Kleinversion als Modell ist bereits fertig. So kann Anton Gruber den katholischen Kindergarten jetzt schon auf Händen tragen, obwohl er erst in frühestens drei Jahren fertig sein wird. „Wir freuen uns schon richtig“, sagt der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, als er den Entwurf präsentiert.

 

Ein Neubau in L-Form ist da zu sehen, der sich mit seinen beiden Gebäudetrakten dem Festplatz und der Paul-Reusch-Straße zuwendet. Und so in Richtung Würm Platz für eine großzügige Außenspielfläche schafft. Das Stuttgarter Architektenbüro „Schlude, Ströhle, Richter“ hatte diese L-Bauform vorgeschlagen und sich damit gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt.

Architektenwettbewerbe sind bei der Kirche üblich

Einen beschränkten Architektenwettbewerb hatte die katholische Kirchengemeinde nämlich ausgelobt, um das beste Modell für ihren neuen Kindergarten zu finden. „Architektenwettbewerbe sind bei der Kirche üblich“, erklärt Pfarrer Gruber. „Die Erfahrung sagt, es kommt da dann oft was anderes raus, als man denkt.“

Jetzt liegt das Ergebnis vor, das Preisgericht, in dem nicht nur Pfarrer Gruber, sondern auch Bürgermeister Thilo Schreiber, die Sozialamtsleiterin Tanja Kübler, Vertreter der Gemeinderäte von Stadt und Kirchengemeinde und weitere Architekten sitzen, hat den Siegerentwurf gekürt.

Platz für vier Kindergartengruppen ist darin – aber das ist bei Weitem noch nicht alles. „Die Stadt hat uns gebeten, ob wir auch eine Spielgruppe übernehmen könnten“, berichtet Anton Gruber. „Das werden wir natürlich tun.“ Außerdem wird in dem Neubau zukünftig Platz für ein „Familienzentrum“ sein, erklärt der Pfarrer. Noch gibt es dieses Zentrum nur auf dem Papier, aber wenn der Neubau erst mal fertig ist, kann auch hier die Arbeit starten. „Kindergärten sind ja nicht nur für die Kinder da, auch die Familien mit ihren Sorgen, Nöten und Problemen sollen hier ihren Platz haben“, ist dem Pfarrer wichtig.

Nöte und Probleme hatte die katholische Kirchengemeinde bisher vor allem mit dem bestehenden, 42 Jahre alten Kindergartengebäude am Festplatz. Eine Untersuchung ergab, dass ein Neubau nur zehn Prozent teurer wäre als eine Sanierung des maroden Gebäudes. Im vergangenen Jahr haben sich dann der weltliche Gemeinderat der Stadt Weil der Stadt und der Kirchengemeinderat für einen Neubau entschieden. Denn beide kooperieren bei dem Projekt, aus dem Jahr 2006 gibt es einen Vertrag, demzufolge die Stadt 80 Prozent an dem katholischen Kindergarten bezahlt, die Kirche selbst nur 20 Prozent.

„Das ist für uns aber auch eine halbe Million Euro“, sagt Gruber. „Selbst mit den staatlichen Zuschüssen ist der Kindergarten der größte Ausgabeposten, den wir als Kirchengemeinde haben.“ 2,7 Millionen Euro soll der Neubau kosten, ihren Anteil daran stemmt die Kirchengemeinde mithilfe einer größeren Schenkung, die sie vor etwa 20 Jahren von Margret Poller bekommen hatte.

Der Kindergarten stand nie zur Diskussion

„Ob wir den Kindergarten weiter betreiben wollen, stand bei uns aber nie zur Diskussion“, sagt Gabriele Scheerer, die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Sie wollen also nicht dem Beispiel ihrer Mitchristen in Renningen folgen. Die katholische Kirchengemeinde dort hatte im Jahr 2012 ihren Kindergarten in der Wiesenstraße an die Stadt abgegeben.

„Für uns ist es auch eine soziale Verpflichtung“, erklärt Anton Gruber. Dafür haben die Beteiligten schon Sparmaßnahmen getroffen. So hatte etwa das bischöfliche Bauamt die Idee, den Neubau in den Garten zu setzen, um während des Baus den bestehenden Kindergarten weiter betreiben zu können – so spart sich die Kirchengemeinde die Interims-Container, deren Miete 300 000 Euro kosten würde. Das Problem allerdings: Dafür wird der Neubau acht Meter in den Festplatz ragen.

„Dass da am Festplatz etwas abgeknappt wird, hat natürlich bei uns im Gemeinderat für Diskussionen gesorgt“, berichtet Tanja Kübler, die Amtsleiterin für Soziales bei der Stadtverwaltung, aus dieser nichtöffentlichen Sitzung. Dennoch hat auch das städtische Gremium am Ende mit großer Mehrheit diese Lösung zugestimmt, um damit die Container-Kosten einzusparen.

Im Herbst 2018 soll es mit dem Bau losgehen, zwei Jahre später hofft Pfarrer Anton Gruber auf das Einweihungsfest. Bis dahin werden die Kinder eine Baustelle vor der Nase haben. „Aber für Kinder gibt’s doch nichts Tolleres, oder?“, sagt der Pfarrer und lacht.