Die Landwirte im Kreis haben den Ihinger Hof besucht – und über die technischen Neuerungen gestaunt.

Renningen - Einen Schritt zur Seite treten – und ab geht’s! Markus Pflugfelder drückt auf ein kleines Knöpfchen und die Drohne schießt in den Himmel, als wär sie ein kleiner Pfeil. „Da oben macht sie dann fantastische Bilder“, erklärt er und seine Augen beginnen zu leuchten. „Jeder, der schon mal in einem Ballon geflogen ist, weiß, wie schön die Landschaft von oben aussieht.“

 

Dabei ist Markus Pflugfelder im Dienste der Wissenschaft unterwegs, wenn er von dem kleinen elektrischen Fluggerät spricht. Denn der Agraringenieur leitet den Ihinger Hof, die landwirtschaftliche Versuchsstation der Universität Hohenheim. Er erforscht also, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen wird.

„Und dazu werden die Drohnen dazugehören“, sagt Markus Pflugfelder. Denn die Fotos von oben können vielfältig verwendet werden. Etwa, wenn Wildschweine oder der Hagel wüten und die Versicherung so den genauen Schaden diagnostizieren kann. Oder, wenn die Drohne Rehkitze ausfindig macht, bevor eine Wiese gemäht wird – und die Rehkitze dann nicht mehr unter die Räder des Mähers kommen.

Die Drohnen verteilen den Dünger

„Ihren bedeutendsten Einsatz wird die Drohne aber in der Verteilung von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln bekommen“, erläutert Markus Pflugfelder. Denn wenn sie erst mal los legt, ein Feld abfliegt und alle paar Meter eine Dünger-Kugel fallen lässt, dann ist ein Hektar Feld in drei bis acht Minuten gedüngt.

Das kann die kleine, weiße Drohne, die jetzt wieder sanft im Ihinger Hof landet, noch nicht. Aber die 15 Landwirte, die ihn umringen staunen dennoch, was sie da auf ihrer Kreislehrfahrt vorgeführt bekommen. „Das ist auch die Idee hinter dieser Fahrt“, erklärt Regina Meier vom Amt für Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt Böblingen, das die Lehrfahrt organisiert. „Wir wollen den Landwirten zeigen, was es für neue Techniken gibt.“ Einmal im Jahr treffen sich die Landwirte des Landkreises, informieren sich – und beratschlagen sich über aktuelle Probleme.

Etwa, das Glyphosat, über dessen Verbot die EU im Moment diskutiert. Die Böblinger Landwirte sind da alle derselben Meinung. „Wir brauchen das“, sagt Frieder Breuning aus Renningen. „Wir haben schließlich seit über 40 Jahren mit Erosion zu kämpfen.“

Glyphosat brauchen die Landwirte

Glyphosat ist ein Unkrautbekämpfungsmittel, dessen Einsatz aber vor allem dem Kampf gegen Erosion, also dem Abtragung von Boden durch Wind und Wasser, dient.

Was das genau heißt, das wollen die Landwirte auf den Versuchsfeldern des Ihinger Hofs erkunden. „Hier sehen Sie einen Riss im Boden“, sagt Markus Pflugfelder. Das Problem: Wenn jetzt Wind oder Wasser kommen, dann wird der Boden abgetragen und die oberste Schichte der fruchtbaren Erde verschwindet. „Deshalb versuchen wir heute, so wenig Risse wie möglich zu verursachen“, erklärt der Agraringenieur.

Für die Landwirtschaft heißt das: Der Pflug, mit dem früher die Felder umgegraben wurden, soll zukünftig in der Scheune bleiben. „Wir versuchen also, nur noch vorsichtig diejenige Rille zu öffnen, in der die Samen landen sollen“, sagt Markus Pflugfelder. Der Fachbegriff dieser Methode lautet „Streifenlockerung“. Und damit die Traktoren exakt in der Rille bleiben, müssen sie durch GPS-Systeme unterstützt werden – an der Entwicklung dieser Systeme war die Universität Hohenheim mit ihrem Ihinger Hof federführend beteiligt.

Und das Glyphosat? „Das brauchen wir als Unkrautvernichter“, sagt auch Agraringenieur Pflugfelder. „Weil wir das Unkraut ja nicht mehr einfach wie früher unterpflügen können.“