Für ältere Menschen ohne eigenes Auto will der Stadtseniorenrat einen Fahrservice organisieren. Das neue Angebot soll ein Jahr lang getestet werden.

Weil der Stadt - Das Konzept, das hinter dem „Stadtseniorenmobil“ steckt, ist schnell erklärt. Per Telefon können sich ältere Menschen, die kein eigenes Auto haben, einen Fahrdienst bestellen. Der holt sie ab und bringt sie von A nach B. Und bei Bedarf auch wieder zurück. Das alles kostet die Fahrgäste: nichts. Es ist ein Pilotprojekt, das noch in den Kinderschuhen steckt. Am 5. Mai soll es an den Start gehen.

 

Die Idee stammt vom Weiler Stadtseniorenrat um Hans Joachim Dvorak. „Wir wollen damit die Mobilität der älteren Menschen in unserer Stadt steigern“, erklärt der Seniorenrats-Vorsitzende. Gerade die Älteren hätten hohe Erwartungen an ihren Lebensstil: „Viele wollen so lange wie möglich agil und lebendig bleiben.“ Ein Spaziergang durch die Stadt, sich mit Bekannten treffen – die eigene Mobilität spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Außerdem sei es vielen älteren Menschen wichtig, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben und selbst zu bestimmen.

Viele sind auf die Hilfe der Angehörigen angewiesen

Allerdings stellt dieses wichtige Quäntchen Lebensqualität immer mehr Senioren vor große Herausforderungen. Denn wer kein eigenes Auto besitzt, ist meist auf die Hilfe von Familie, Freunden oder Nachbarn angewiesen. Viele pflegende Angehörige sind berufstätig, müssen die Versorgung in den eigenen Tagesablauf eintakten. Und so kann die Situation schnell zur Zerreißprobe für alle Beteiligten werden.

„Das muss aber nicht sein“, findet Hans Joachim Dvorak. „Und es soll sich auch niemand einsam und alleine fühlen, weil er seine sozialen Kontakte nicht mehr pflegen kann.“ Er baut auf den neuen Fahrservice. Man wolle Menschen ansprechen, die sonst daheim sitzen würden, erklärt er.

Allen voran die Senioren, die in den Weiler Teilorten wie Schafhausen oder Münklingen leben. Von dort aus komme man zwar mit dem Bus recht gut in die Kernstadt, etwa zum Einkaufen ins E-Center. „Aber dann muss man ja auch vollbepackt wieder den Buckel rauf“, sagt Hans Joachim Dvorak. Hier kommt das Stadtseniorenmobil ins Spiel. Die Fahrer bringen die Fahrgäste auch zum Arzt oder zu Veranstaltungen, wenn sie im Stadtgebiet sind. Rollstuhl- oder Krankentransporte werden nicht übernommen, betont Dvorak. Und: „Wir fahren auch niemanden, der ein eigenes Auto in der Garage stehen hat und noch selbst fahren kann.“

Die Sozialstation und „Lebensqualität“ sind mit im Boot

Der Stadtseniorenrat greift dabei auf bereits vorhandene Strukturen zurück: Die Weiler Sozialstation und die Dienstleistungsplattform „Lebensqualität Weil der Stadt“ sind mit im Boot. Ein Extra-Fahrzeug muss dafür nicht angeschafft werden. Die Sozialstation stellt eines ihrer Autos zur Verfügung. Bei der Stadtverwaltung ist Hans Joachim Dvorak mit dem Pilotprojekt offene Türen eingelaufen. „Das ist ein tolles Angebot für die Senioren in der Stadt“, erklärt der Bürgermeister Thilo Schreiber. Was ihn besonders freuen dürfte: Die Kommune muss nichts bezahlen. Die Kosten für Benzin und Versicherungen übernehmen der Förderverein der Sozialstation und der Krankenpflegeverein.

Die Fahrer sind allesamt ehrenamtlich unterwegs, sechs Freiwillige. Auch auch Hans Joachim Dvorak selbst und seine Frau haben sich gemeldet. „Zehn Fahrer wären optimal“, sagt er. Die müssen einen sogenannten „Kleinen Personen-Beförderungsschein“ ablegen, hierfür sind ein Attest vom Arzt und ein Führungszeugnis nötig. „Das stellen wir dann umsonst zur Verfügung“, so Thilo Schreiber schmunzelnd.

Das Projekt läuft zunächst ein Jahr. „Danach wissen wir hoffentlich, wie es angenommen wird und wie groß der Bedarf ist“, sagt Dvorak. Der Gemeinderat begrüßt das neue Stadtseniorenmobil. Das sei eine gutes Beispiel für ehrenamtliches Engagement, findet der CDU-Chef Martin Buhl.

Ebenso sein Fraktionskollege Mark Pfeifer, der allerdings befürchtet, dass mit dem Angebot den örtlichen Taxiunterunternehmen das Wasser abgegraben werden könnte. Schließlich sind die Fahrten mit dem Seniorenmobil umsonst.

„Diese Sorge ist berechtigt“, sagt Hans Joachim Dvorak. Er geht jedoch nicht davon aus, dass es viele Überschneidungen bei den Kunden geben werde. Auch Lotte Gäckele vom örtlichen Taxiunternehmen macht sich Gedanken. Sie kann nicht einschätzen, was da auf sie zukommen wird. „Solange sich das Angebot auf die angekündigten Fahrten beschränkt, dürfte das aber keine allzu große Konkurrenz für uns werden“, sagt die Taxiunternehmerin.