Der Verein „Miteinander-Füreinander“ sucht nach „Leihomas“. Die Senioren sollen auf Zuruf die Betreuung von Kindern übernehmen, deren Eltern einen dringenden Termin haben und nicht wissen, wohin mit dem Nachwuchs.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Weil der Stadt - Was tun, wenn plötzlich ein Arztbesuch ansteht, und man niemanden hat, der auf den Nachwuchs aufpasst? Was, wenn sich kurzfristig die Gelegenheit für ein Vorstellungsgespräch ergibt, sich aber partout niemand findet, der zuhause bei den Kleinen bleibt? Mit diesen Fragen haben sich die Mitglieder des Weil der Städter Vereins „Miteinander-Füreinander beschäftigt. Die Antwort: sogenannte „Leihomas“, die die Kinderbetreuung übernehmen, wenn für die Eltern ein wichtiger Termin ansteht.

 

Der Vereinsvorsitzende Claus Ofterdinger erklärt, wie das Konzept funktionieren soll: „Wir suchen ältere Freiwillige, die bereit sind, auf Zuruf für ein paar Stunden auf ein Kind aufzupassen.“ Zwar gebe es in der Keplerstadt bereits eine Babysitterkartei. „Viele Eltern bevorzugen aber doch eher einen erfahrenen Senior.“ Bei der Nachfrage sieht sich Ofterdinger bestätigt. Der Verein bekomme pro Woche ein bis zwei Anrufe von Eltern, die spontan jemanden suchen, dem sie ihren Nachwuchs anvertrauen können. „Dabei beschränken wir uns nicht nur auf Alleinerziehende und auch keineswegs bloß auf Mitglieder des Vereins“, präzisiert der Vorsitzende, „zu uns kann jeder kommen.“ Für die Eltern ist das Projekt kostenfrei.

Das Projekt liegt zu großen Teilen in den Händen der Malmsheimerin Petra Krisa. Die 58-Jährige frühere Geschäftsführerin des BG-Bau-Bezirksverbandes Böblingen hat nach dem Ende ihrer Berufslaufbahn im Juli nach einer sozialen Tätigkeit gesucht – und sie schließlich bei „Miteinander-Füreinander“ in Weil der Stadt gefunden. Als ihre heute 24-jährige Tochter noch ein Kind war, dachte Krisa bereits über verschiedene Möglichkeiten nach. „Aus eigener Erfahrung konnte ich mir damals sehr gut vorstellen, dass es da einen gewissen Betreuungsbedarf geben könnte“, erinnert sich Petra Krisa. Die konkrete Idee der „Leihomas“ sei allerdings von Claus Ofterdinger gekommen.

Der Vorsitzende stellt sich selbst als „Leihopa“ zur Verfügung. Darüber hinaus haben sich schon zwei Frauen bereit erklärt, mitzumachen. Drei Anmeldungen von Eltern gebe es bereits, sagt Ofterdinger. „Wenn wir fünf haben, machen wir das Angebot offiziell.“ Denn noch sucht der Verein nach Omas und Opas, die sich engagieren wollen. Dazu fragt der Vorsitzende auch noch bei den sogenannten „Wahlomas und -opas“ nach. So nennt der Verein die 15 Senioren, die im Kindertreff Jahnstraße den Erzieherinnen bei der Betreuung der Ein- bis Dreijährigen in der Spielgruppe behilflich sind – ehrenamtlich. Der Vereinsoberste geht davon aus, dass von dort zahlreiche Zusagen kommen.

Natürlich werde es bei Interessenten für einen Posten als „Leihoma“ entsprechende Vorabgespräche geben, versichert Claus Ofterdinger. „Und wo wir uns nicht sicher sind, sagen wir nein“, so der Vorsitzende. Inwieweit man an ein Führungszeugnis der Kandidaten kommen werde, hänge von der Zusammenarbeit mit den Ämtern ab. Verhindern will der Verein mit den Vorabtreffen, dass sich keine Personen anmelden, die nur selbst auf der Suche nach Gesellschaft sind. „Außerdem ist eine Haftpflichtversicherung notwendig, die aber wohl über den Verein laufen wird“, sagt Petra Krisa.

Eltern, die für ihre Kinder richtige „Ersatz-Großeltern“ suchen, sind bei „Miteinander-Füreinander“ allerdings an der falschen Adresse. „Ein solches Verhältnis können wir nicht bieten“, sagt Ofterdinger. Es gehe ausschließlich um die Betreuung während dringender Termine, betont er, wie etwa Behördengängen oder Arztbesuchen. Dann, so der Plan, kommen die Omas entweder bei den Familien zuhause vorbei oder holen die Kinder zu sich.

Eine Vereinsmitgliedschaft ist auch für die Senioren keine Pflicht. „In anderen Bereichen arbeiten bereits 15 Personen mit, die nicht Mitglied sind“, so Ofterdinger. Im Dezember, so hofft er, soll die Oma-Gruppe vorerst komplett sein. Dann könne die Spontanbetreuung im Januar starten. „Wir werden aber auch noch einmal Flyer verteilen, um auf unser Projekt aufmerksam zu machen“, kündigt Ofterdinger an.