Drei Feiertage gehen in Merklingen zu Ende: Das Dreschhallenfest des Merklinger Musikvereins hat wieder die Massen in die alte Halle gezogen – selbst am Montagnachmittag noch. Schließlich ist das der traditionelle Seniorennachmittag.

Weil der Stadt - Alles eingesteckt? Na, dann kann’s ja losgehen, denn wer ein rechter Merklinger ist, die rüstigen 65 überschritten hat und auch sonst keine Ausrede parat hat, der weiß: Am ersten Montag nach dem ersten Juli-Wochenende ist Dreschhallenfest. „Des isch Pflicht“, erklärt Horst Ruppert, selbst Merklinger, selbst 78 Jahre alt und selbstverständlich selbst auch noch sehr rüstig.

 

„Die Geister streiten sich, wie lange es des Festle schon gibt“, überlegt Michael Gehring laut. Er ist der Vorsitzende des Merklinger Musikvereins, der das Dreschhallenfest ausrichtet, und zwar schon immer, spätestens in den 50er Jahren hat es sich in den Merklinger Jahreskreis eingebrannt.

Seitdem räumen die fleißigen Hände vom Musikverein die Dreschhalle der Familie Mettler aus und für ein Wochenende zieht dann die ganze Göckele-Gemütlichkeit dort ein.

Montags ist immer Seniorennachmittag

„Ich hab’ hier selber oft g’schafft“, erinnert sich Horst Ruppert, der Seniorbesucher. „Und zwar jahrelang, seit’s des Dreschhallenfest eben gibt.“ Jetzt hebt er nur noch den Bier-Humpen hoch, und das hat er sich wirklich verdient. So wie alle hier, die es sich am Montagnachmittag gut gehen lassen. Montag ist nämlich Seniorennachmittag beim Merklinger Dreschhallenfest, auch das will die Tradition so.

Da lohnt es sich also wirklich, seine sieben Sachen einzupacken, sich schick und fein zu machen und in die alte Halle zu kommen. „Bisch du au wirklich frisch und sauber?“, fragt vorsichtshalber die alte Merklingerin Emma ihren werten Gatten Otto noch mal, als sie da so gemütlich, geruhsam und heiter an ihrem Dreschhallen-Biertisch sitzen und sich aber schon wieder auf den zünftigen Ehekrach zuhause freuen.

Gut, dass auch die anderen alten Merklinger bei dem Plausch zuhören können, denn irgendjemand hat ihnen ein Mikrofon unter die Nase gehängt. „Sie werden sie bestimmt erkennen“, vermutet Michael Gehring, als er das gute Pärchen Emma und Otto in der Dreschhalle begrüßt. Aber dieser Tipp ist gar nicht mehr nötig, dass sich da der Bürgermeister Schreiber und Hans Joachim Dvorak, der Vorsitzende des Stadtseniorenrats, in Schale geworfen haben, amüsiert die Dreschhallen-Bewohner an diesem sonnigen Montagnachmittag.

150 fleißige Helfern

Fröhlich, heiter – und äußerst erfolgreich geht damit ein Festwochenende zu Ende, das den 150 Helfern vom Musikverein einige Schweißperlen abverlangt hat. „Wir sind hochzufrieden“, bilanziert der Vorsitzende Michael Gehring. „Die Halle war immer voll.“ Da ist er froh, aber die Einnahmen aus dem Fest habe sein Verein auch dringend nötig. Instrumente, Unterricht, Jugendfreizeiten – alles kostet Geld.

Und sogar eine richtige Premiere hat es in den heiligen Merklinger Dresch-Hallen gegeben. Florian Boller und seine Mannen vom Feuerwehr- und Oldtimerverein in Dachtel (bei Aidlingen) sind angereist und haben ihr Schätzchen mitgebracht: „Eine alte Dreschmaschine, Baujahr 1880“, erzählt ein stolzer Florian Boller. „Die haben wir in einer alten Scheune gefunden.“

Auch jetzt, nach über 130 Jahren, drischt sie noch wie am ersten Tag – und die Merklinger Dreschhallenfestler staunen. Es hat sich also wieder voll gelohnt, für die Hundertscharen an Besuchern, herzukommen. Und sogar Otto und Emma vertragen sich in der Zwischenzeit wieder. „Bei dir stinkt’s wie daheim“, war ja der Vorwort der eleganten Emma an ihre garstigen Gatten. Aber der hatte eine schlüssige Erklärung parat: „I hab ja auch extra all meine alten Socken mitgenommen“, erklärt er.