Die närrische Zeit geht los, aber ein anderer hört auf: Nach 13 Jahren hat AHA-Vorstandsvorsitzender Michael Borger sein Amt niedergelegt. Erhalten bleibt er der Narrenzunft trotzdem.

Weil der Stadt - Wenn Michael Borger, langjähriger Vorsitzender der WeilerNarrenzunft AHA, über seine Zeit im Verein spricht, dann erzählt er meist von anderen: Von seinen Vorstandskollegen, die bei der Fasnetseröffnung 2019 Banner mit der Aufschrift „Borger for Future“ drucken ließen. Von Zunftmeister Daniel Kadasch, mit dem er so gut zusammengearbeitet hat, dass daraus eine Freundschaft entstanden ist, „die hoffentlich ein Leben lang hält“.

 

Er spricht von Landräten, die die Fasnet leben, von drei Bürgermeistern, die alle Weichen richtig gestellt haben, und nicht zuletzt von seiner Familie, die seine Vorstandstätigkeiten immer fleißig mitgetragen haben – und selbst mit Herzblut dabei sind. Viele lobende Worte fallen, für die Menschen, die ihn gewählt und unterstützt haben. „Das haben in der letzten Generalversammlung auch alle gesagt“, berichtet Borger. „Da musste ich weinen.“

Die Fasnet liegt ihm im Blut

Mehr als 35 Jahre war Michael Borger – stadtbekannt eher als „d’r Michel“ – bei der Narrenzunft, die vergangenen 13 Jahre als erster Vorsitzender, die sieben davor als Zunftmeister und zweiter Vorsitzender. Nach 20 Jahren im Vorstand ist für Borger nun Schluss, auf der jüngsten Jahreshauptversammlung hat er sein Amt niedergelegt. Warum? „Nicht, weil ich nicht mehr kann oder nicht mehr will“, sagt er. „Ich bin nicht müde.“ Trotzdem: Das Zepter soll an junge, motivierte Nachfolger weitergegeben werden. „Es ist Zeit für einen Neuanfang.“

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Angefangen hat es für Borger schon im zarten Alter von acht Monaten, als er seinen ersten Weiler Fasnetumzug aus dem Kinderwagen bestaunte. Seitdem hat er keinen Umzug ausgelassen – sogar 1991 nicht, als die Saison wegen des Golfkrieges ausfiel, die Narrenzunft aber im kleinen Rahmen „ein bisschen Fasnet“ gefeiert hat.

Die Fasnet liegt Borger buchstäblich im Blut: Vater Otto Borger war 25 Jahre lang Wagenbauleiter, die Mutter Gründungsmitglied der Schlehengeister. „Mein Vater hat mich mitgezogen“, berichtet Borger. „Wobei er mich gar nicht arg ziehen musste.“ Mit 20 Jahren tritt Borger dem Ausschuss bei, wird 2001 Zunftmeister und 2008 schließlich Chef der Narren.

Jubiläumsfest, Narrenmesse, Wagenbauhalle

In seiner Zeit im Vorstand der Zunft hat Michael Borger einiges bewegt: Als die Weiler Fasnet 2009 ihren 334. Geburtstag und die Narrenzunft zeitgleich 44 Jahre als eingetragener Verein feiert, organisiert er ein großes Jubiläumsfest. „Das war ein ganz tolles Highlight und auch einfach mal was anderes“, erinnert sich Borger heute. Auch die Verbindung der Narren zur Kirche ist Borger, bekennender Christ, in seiner Zeit als Vorstandsmitglied ein Anliegen. „Ich werde immer des Wahnsinns, wenn bei der Fasnet von Winteraustreiben gesprochen wird“, erklärt er. „Fasnet wird gefeiert, um das Leben noch einmal richtig zu genießen, bevor es in der Fastenzeit ruhiger wird.“ In seiner Amtszeit führt Borger deshalb die Narrenmesse ein, um den Bezug zur Kirche zu stärken.

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Ein großes Highlight, so erzählt es Borger, war außerdem die Fasnet 2003, als er eine kleine Truppe zum Narrenempfang beim damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel führen durfte. 2019 beantragte die AHA für die Weiler Fasnet die Zertifizierung als immaterielles Weltkulturerbe – und erhielt sie Anfang 2020 auch. Kurz vor seinem Amtsabtritt hat er außerdem noch ein weiteres, großes Projekt auf den Weg gebracht: Die Narrenzunft soll eine eigene Wagenbauhalle bekommen, rund 400 Quadratmeter soll sie messen, der Spatenstich ist für Januar geplant.

Organisation ist komplizierter geworden

In die Zukunft wird die Narrenzunft nun von einem anderen geführt – oder besser gesagt: von zweien. Er habe lange nach einem Nachfolger gesucht, erklärt der ehemalige Vorsitzende. „Wir haben auch einen gewissen Anspruch für den Verein“, sagt Borger. Denn: Mit mehr als 1400 Mitgliedern birgt die Narrenzunft auch ein ganzen Stück Verantwortung. Und die ist in den vergangenen Jahren nicht weniger geworden.

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Mehr Vorschriften, mehr Hürden und mehr Behördengänge, etwa bei der Sicherheitsausstattung der Wagen, bringen eine ganze Menge mehr Arbeit mit sich. Deshalb hat man sich bei der Narrenzunft entschieden, den Job künftig auf mehrere Schultern, die von Frank Gann und Simon Pfau, zu verteilen. „Sonst würde ich heute noch nach einem Nachfolger suchen“, sagt Borger und schmunzelt.

Michael Borger wird nicht langweilig

Und nun – wohin mit der gewonnenen Freizeit? „Darüber habe ich mir noch keine Sekunde Gedanken gemacht“, sagt er. „Langweilig wird mir nicht.“ Wahrlich: Als selbstständiger Unternehmer und Landwirt hat er alle Hände voll zu tun, sitzt außerdem im Weiler Gemeinderat. Und auch der Narrenzunft geht er nicht ganz verloren. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung haben ihn die Narren zum Ehrenvorstand erhoben.

Und ob Vorsitzender oder nicht – die Fastnet wird Michael Borger auf keinen Fall verpassen. Ein komisches Gefühl wird es schon sein, keine Verantwortung mehr zu tragen, gesteht er. Aber genießen will er es auch – in der kommenden und in den darauffolgenden Saisons. Das hat für Michael Borger Priorität: „Solange ich auf den Beinen bin, werde ich jeden Fasnetsonntag in Weil der Stadt verbringen.“