Die Stadtbücherei Weinstadt soll auf das Bleistiftgelände umziehen. Dazu plant man einen Neubau auf der Brachfläche in der Beutelsbacher Ortsmitte zu erstellen.

Weinstadt - Es ist meine erste Sitzung als Oberbürgermeister und ich möchte sie pünktlich beginnen“, sagte Michael Scharmann, der am Donnerstagabend erstmals nicht mehr als Stadtrat der Freien Wähler am Beratungstisch in der Steinscheuer in Großheppach saß, sondern als Chef der Verwaltungsriege an der Stirnseite. Sichtlich ungewohnt war das für ihn.

 

Die Themen auf der Tagesordnung rief er zwar auf, überließ es aber seinen Mitarbeitern, sie vorzustellen. Zumeist ging es um Bausachen, etwa die geplante Verlagerung der Stadtbücherei ins Areal Ulrich-/Mackstraße, dorthin wo einst der Schreibwarenladen Bleistift stand. Durch einige vorherige kurze Tagesordnungspunkte, die ohne nochmalige Erläuterung und Debatte abgestimmt werden konnten, hatte er sich dann in seiner neuen Position so sehr warm gelaufen, dass er auch dieses Thema schnell abfertigen wollte – wenn ihn da seine Ex-Stadtratkollegen nicht eingebremst hätten. Nachdem es bisher nur nichtöffentlich vorgestellt worden sei, wäre es gut dies auch öffentlich zu tun, meinten sie. Scharmann kam dem nach und übergab seinem Ersten Bürgermeister Thomas Deißler das Wort.

„Damit schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe“, sagte Deißler zur Büchereiverlagerung. Zum einen komme man auf diese Weise aus einem angemieteten Objekt heraus in Eigentum, womit man einer Forderung aller Ratsfraktionen folge. „Dadurch können wir 32 000 Euro Miete vermeiden.“ Zum anderen bringe das Vorhaben städtebaulich Vorteile. Mit der Bücherei hätte man für die Neubebauung auf dem Bleistiftgelände, das seit dem Abbruch des Bestandsgebäudes eine brachliegende Schotterfläche ist, eine Erdgeschossnutzung. „Ansonsten ist es schwer Einzelhandel dafür zu finden.“ Und das städtische Angebot sei ein Frequenzbringer für die Geschäfte in der Beutelsbacher Ortsmitte.

Darüber hinaus soll der Bücherei mit 900 Quadratmetern im Neubau mehr Fläche zur Verfügung stehen. Bisher nutze sie rund 670 Quadratmeter und einige Male im Jahr auch den Kurt-Dobler-Saal mit seinen 37 Quadratmetern, der nach Möglichkeit ebenfalls im Neubau unterkommen soll. „Damit hätte die Bücherei eine komfortablere Situation als heute“, meinte Deißler. Zudem wolle man noch eine kleine Reserve für einen Laden im Erdgeschoss vorhalten.

Allerdings dürfe man sich bei der Planung nicht allzu lange Zeit lassen, wolle man mit dem Auslaufen des Mietvertrags zum 31. Oktober 2020 bündig in den Neubau einziehen können, merkte der Erste Bürgermeister an. Zumal nicht nur eine Baugenehmigung erforderlich sei, um mit dem Bau Anfang 2019 beginnen zu können, sondern auch der derzeit gültige Bebauungsplan von 1974 entsprechend geändert werden müsse. Auf einen Architektenwettbewerb wolle man verzichten und stattdessen Kriterien entwickeln, um mit diesen auf Investorensuche zu gehen. Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme des SPD-Rats Wolf Dieter Forster, der es gerne gesehen hätte, dass die Stadtbücherei noch mehr Fläche im Neubau erhält, votierte das Gremium mehrheitlich für das von der Verwaltung vorgeschlagene Vorgehen.