30 Jahre lang haben sie die Geschicke der Stadt Weinstadt mitgelenkt. Nun scheiden Bruno Deißler und Werner Hundt aus dem Gemeinderat aus. Im Gespräch mit unserer Zeitung blicken sie zurück und voraus auf künftige Aufgaben.

Weinstadt - Vor drei Jahrzehnten sind Bruno Deißler und Werner Hundt erstmals in den Weinstädter Gemeinderat gewählt worden, der erfahrene CDU-Ortsgruppen-Vorstand und der damals 21-jährige Jungspund. Eng haben sie in dieser Zeit zusammengearbeitet und drei Wahlperioden lang zusammen als Vorsitzender und Stellvertreter der CDU-Fraktion vorgestanden. Nun sagen sie dem Stadtparlament – ebenfalls gemeinsam – Adieu. Für die jüngste Kommunalwahl haben sie nicht mehr kandidiert.

 

Der Entschluss dazu sei schon lange festgestanden, meinen Hundt und Deißler einmütig, die auch sonst im Gespräch mit unserer Zeitung wie aus einem Mund reden, sich gegenseitig ergänzen und die Ausführungen des jeweils anderen fließend fortführen. Man merkt, Hundt und Deißler sind ein eingespieltes Team. Warum sie das Spielfeld der Weinstädter Kommunalpolitik jetzt verlassen? „Ein Sportler hört auf dem Höhepunkt auf. So habe ich es auch gemacht“, antwortet Werner Hundt. Er gehe „freudig“ vom Platz. Und Bruno Deißler sagt: „Mit über 70 Jahren, wenn man beruflich schon lange pensioniert ist, wird es wirklich Zeit, auch als Stadtrat in den Ruhestand zu gehen.“

Auf Anhieb Kreisrat geworden

Langweilen werde er sich sicher nicht. Dazu habe er viel zu viele kulturelle Interessen und dann gibt es da inzwischen auch seine Enkelin, die zweijährige Sarah-Mia, die ihm „unheimlich viel Freude“ mache. Während Deißler auf die Zuschauerbank wechselt, wird Hundt in einer anderen Liga weiterspielen: Der 52-jährige Wengerter wurde in den Kreisrat gewählt – auf Anhieb und wie schon die vergangenen Jahrzehnte bei den Gemeinderatswahlen auch als Stimmenkönig in Weinstadt.

Eine fertige Agenda für das neue Gremium hat er noch nicht. „Das ist erst einmal alles Neuland für mich, und wie im Gemeinderat früher werde ich erst einmal eine Einarbeitungsphase brauchen“, sagt Werner Hundt. Aber dann gebe es schon Ziele. So würde er sich gerne dem Verkehrswesen im Kreis annehmen – ein gerade für Weinstadt wichtiges Thema angesichts der Verkehrsbelastung durch die Bundesstraße 29. „Und die Kreisumlage niedrig halten“, wirft Bruno Deißler spontan ein, der offensichtlich nicht umsonst von seinen Gemeinderatskollegen den Spitznamen „Sparkommissar“ verpasst bekommen hat, wie er selbst erzählt.

Und welcher Ruf eilt seinem Parteifreund Werner Hundt voraus? „Er ist der Spezialist für Stadtentwicklung und Baugeschichten“, sagt Deißler über Hundt, der seit Beginn seiner Gemeinderatstätigkeit im Technischen Ausschuss gesessen hat, davon viele Jahre als Fraktionssprecher der CDU. „Ich bin da reingewachsen“, wiegelt Hundt ab, der beim Kommen und Gehen der Baubürgermeister und- bürgermeisterinnen in dieser Zeit für Konstanz in dem Themenfeld sorgte. Darüber hinaus war Hundt 15 Jahre lang der Erste ehrenamtliche Oberbürgermeister-Stellvertreter.

Das Scheitern des Bad-Neubaus war der dunkelste Moment

Dementsprechend schmerzt den Baufachmann Hundt bis heute eines besonders: die Sache mit dem Cabrio-Bad in Endersbach. Weil das Dach marode ist, wurde das Bad 2009 endgültig geschlossen. Hundt und Deißler gehörten zu den Befürwortern eines Neubaus am selben Standort. Doch durch eine neue Konstellation im Gemeinderat nach der vorangegangenen Wahl und einen Bürgerentscheid wurde der eigentlich bereits gefasste Beschluss dazu nochmals gekippt. Seither fehle es Weinstadt an einem adäquaten Schwimmbad für Schulen und Vereine und das Cabrio sei dem Verfall preisgegeben.

„Aber wir sind gute Demokraten“, erklären die beiden und wischen die trüben Gedanken an die dunkelste Zeit ihrer Gemeinderatsarbeit beiseite. Zudem hätten sie auch einige schöne Bauprojekte als Stadträte begleitet: den Ausbau des Beutelsbacher Stiftskellers, das Stadion in Benzach sowie die Jahnhalle, den Busbahnhof und das Kinderhaus Halde IV in Endersbach. Dass Letzteres aus finanzieller Sicht eine „Punktlandung“ war, freut vor allem den Sparkommissar Deißler. Ohnehin ist für ihn die Sanierung der städtischen Haushalts der größte kommunalpolitische Erfolg. „Weinstadt ist 1975 mit Schulden gestartet und hat es geschafft, sie peu à peu zu reduzieren und einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen bei stabiler Finanzlage.“

Für Weinstadts Zukunft wünscht er sich vor allem eines: dass die Teilorte weiter zusammenwachsen und das Projekt Grüne Mitte, bei dem ein Park zwischen Beutelsbach und Endersbach als verbindendes Element entstehen soll, gelingt. Hund – wie sollte es anders sein – stimmt ihm zu.