Aus zwei Jahrhunderten hat das Ehepaar Behning Kaffeemaschinen zusammengetragen. Im Württemberg-Haus in Weinstadt-Beutelsbach stellen sie ihre Privatsammlung erstmals aus.

Weinstadt - Die Ausstellung „Kaffee oder Tee“ im Württemberg-Haus Beutelsbach ist eine Premiere in doppelter Hinsicht: Zum einen ist sie die erste Sonderschau dort seit der Sanierung des Gebäudes. Zum anderen ist es das erste Mal, dass Wiebke und Hinrich Behning die historischen Kaffeemaschinen und Teekocher aus ihrer Privatsammlung der Öffentlichkeit präsentieren. „Meines Wissens nach ist es sogar die erste Sonderausstellung zu diesem Thema in Baden-Württemberg“, sagt der Stadtarchivar Bernd Breyvogel.

 

Die älteste Exponate stammen aus dem 19. Jahrhundert

Und diese ist durchaus umfangreich. Mehr als 100 Geräte hat das Ehepaar in den vergangenen 15 Jahren zusammengetragen. Die meisten der chromblinkenden Schätzchen hätten sie auf Flohmärkten aufgestöbert, berichten die Behnings. Vom Erscheinungsbild her haben die Maschinen, von denen die ältesten aus dem 19. Jahrhundert stammen und die jüngsten aus den 1950er Jahren, mit modernen Kaffeeautomaten wenig gemein. Manche gleicht gar optisch mehr einem Versuchsaufbau eines Chemielabors, so etwa die sogenannte Kippdampfdruckkanne von 1876, welche der Berliner Fabrikant Hermann Eicke erfunden hat. Deren Prinzip: mit einem Spiritusbrenner wird Wasser in einem darüber hängenden Gefäß erhitzt und der Dampf über ein Röhrchen auf die andere Seite der Gerätschaft in einen Filter mit Kaffeepulver geleitet, von wo das frisch aufgebrühte Heißgetränk dann in ein darunter stehendes Kännchen tropft.

Der Clou daran, erklärt Hinrich Behning, sei der Deckel am Brenner. Das Wassergefäß halte ihn aufgeklappt – allerdings nur solange es voll sei. Leere es sich, werde es zu leicht und gebe nach. „Dann klappt der Deckel herunter und löscht den Brenner – einfach, aber genial“, sagt Hinrich Behning, der sich vor allem für die Technik der Kaffeemaschinen interessiert, während seine Frau die Modelle mehr unter dem Aspekt ihrer Schönheit betrachtet.

Früher wurde das Kaffeewasser mit Brennern erhitzt

Jede der ausgestellten Kaffeemaschinen habe ein eigenes Design, sagt Wiebke Behning. So gibt es beispielsweise welche, die in ihrer Gestalt einem Pokal gleichen. „Das sind Perkolatoren“, erklärt Hinrich Behning. Das Besondere: bei ihnen könne man den Aufbrühvorgang mehrfach wiederholen – bis der Kaffee die gewünschte Stärke habe. „Das war das gängigste Prinzip bis in die 1950er Jahre.“ Lediglich die Art und Weise, wie das Wasser erhitzt wurde – erst mit einem Spiritusbrenner und später elektrisch – sowie das Design hätten sich gewandelt, ergänzt Bernd Breyvogel.

Mitte der 1920er Jahre habe Peter Behrens, ein erfolgreicher Industriedesigner, die alten, barocken Anklänge in der Gestaltung über Bord geworfen und seinen Perkolatoren eine moderne, avantgardistische Form gegeben. Und bei den jüngsten Modellen der Schau aus den 1950er Jahre können westdeutsche mit Fabrikaten aus der DDR verglichen werden.