„Halligalli“ haben sich die Organisatoren der diesjährigen Weissacher Kirbe auf die Fahnen geschrieben – und damit den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Denn drunter und drüber ging es bei der Kirbe 2014 in vielerlei Hinsicht.

Weissach - Halligalli“ haben sich die Organisatoren der diesjährigen Weissacher Kirbe auf die Fahnen geschrieben – und damit den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Denn drunter und drüber ging es bei der Kirbe 2014 in vielerlei Hinsicht. Dabei hat das tapfere Dutzend, das aus den Jahrgängen 94/95 für die Organisation der mehrtägigen Veranstaltung übrig blieb, sich richtig ins Zeug gelegt, um nicht zu sagen ihr letztes Hemd gegeben haben.

 

Die Kirbe ist eine Tradition, die es in Weissach seit Menschengedenken gibt. Jeder Weissacher, mit dem man spricht, kann Geschichten von „seiner“ Kirbe erzählen. Es ist Sitte, dass dabei alle mitmachen, die im selben Jahr 20 werden. Die Alte Festhalle ist Mittelpunkt des Geschehens, zu dem die ganze Bürgerschaft eingeladen ist. Man kommt zusammen, um zu tanzen, zu essen und zu trinken und zu feiern. Für die Weggezogenen eine schöne Gelegenheit, Familie und alte Freunde wiederzusehen, für Zugezogene, sich unter die Einheimischen zu mischen, und für alle zusammen ein großes, ausgelassenes Fest.

Diesmal gestaltete sich alles noch schwieriger, als es sich in den vergangenen Jahren schon abzeichnete. Von Anfang an fanden sich im diesjährigen Kirbe-Jahrgang nur wenige, die überhaupt mitwirken wollten, und auch die wurden im Lauf der Zeit immer weniger. So musste schon einmal der traditionelle Kirbe-Montag aus Mangel an Helfern ausfallen. Sponsoren sprangen ab, Lieferanten, wie der, der die Hüpfburg am Familiensonntag stellen sollte, tauchten einfach nicht auf. Zu allem Überfluss war der Samstag ein Feiertag, nämlich Allerheiligen, mit dazugehörigem Tanz- und Musikverbot.

„Wir mussten viel improvisieren“, erzählt Verena Robben, eine der aus dem Kirbe-Jahrgang, die bis zum Schluss durchhielten. Lino La Mela und Julian Karl, ebenfalls standfeste Kirbe-Organisatoren, können das nur bestätigen. „Aber wir wollten nicht der Kirbe-Jahrgang sein, der es nicht gebacken kriegt.“

„Die Kirbe ist eine tolle Tradition“, meint Tim Stadler, der eigentlich aus dem letzten Jahrgang stammt, aber auch diesmal äußerst tatkräftig mitgeholfen hat. „Es wäre schade, wenn sie ausstirbt.“

Immerhin – der Freitag war ein voller Erfolg. Die Party mit Halloween-Kostümen in der Alten Festhalle war besser besucht denn je – traditionell ist der 31. Oktober inzwischen ja ein Ausgehtag für Jugendliche. Die ganze Familie Böhmler-Stadler ist jedenfalls bei der Kirbe aktiv: Die familieneigene Metzgerei liefert nicht nur Fleisch und Würste für die Veranstaltung, sie ist auch Sponsor, und Yvonne Böhmler-Stadler springt schon auch mal einen Vormittag ein, wenn sich zu wenige Helfer finden. Sie erzählt von ihrer eigenen Kirbe. „Da war die Bar noch im Keller. Das war so voll, dass man kaum Platz zum Stehen hatte. Und wenn der neben dir getanzt hat, musstest du mittanzen.“

Aber in der Zwischenzeit erschweren eine Menge Auflagen die Organisation: Sanitäter-Team, Security, Hygiene-Verordnungen, um nur einige zu nennen.

Auch der Spaß ist für die Veranstalter nicht mehr ganz so selbstverständlich wie früher. Die Helfer müssen sich schriftlich verpflichten, während des Festes keinen Alkohol zu trinken. Und die Unterstützung der Älteren nehme ab, stellt Yvonne Stadler-Böhmler fest, Sponsoren zu finden sei immer schwieriger. Auch Hans Böhmler fände es wirklich traurig, wenn die Kirbe nicht mehr stattfinden würde. „An die eigene Kirbe erinnert man sich ein Leben lang“, sagt er. „Es sind sehr wertvolle Erfahrungen, die man da macht, und die schweißen einen zusammen.“

Unter den gegebenen Bedingungen sei die Kirbe ganz gut gelaufen, meinen die Veranstalter. Müde sehen sie aus, aber immerhin haben sie noch eine echte Kirbe auf die Beine gestellt. Ob die künftigen Jahrgänge das noch hinbekommen werden? Viele wünschen sich ein wenig Entgegenkommen bei der Auslegung der Verordnungen und ein wenig mehr Unterstützung aus der Weissacher Bevölkerung. In den nächsten Jahren wird sich weisen, wie viel die Kirbe Tradition den Weissachern tatsächlich noch wert ist.