Schönheiten auf vier Rädern haben sich am Strudelbach ein Stelldichein gegeben. Der Oldtimerclub hatte zum 14. Mal zur großen Schau eingeladen. Doch weil der historische Zug nicht gefahren ist, kamen weniger Besucher.

Weissach - Eines haben alle Fahrzeuge gemeinsam, die zum Defilee in Weissach vorfahren: eine ziemlich lange Vergangenheit. Mehr als 250 motorgetriebene Oldies rollen auf der Bahnhofstraße und dem Marktplatz ein. Unter ihnen ist etwa ein unübersehbar großer schwarzer Schlitten, ein Doge Charger mit 335 PS, Baujahr 68, oder aber ein eleganter, cremefarbener Ford Mustang von 1975, aber auch – welch vertrauter Anblick – ein schöner alter VW-Käfer in Türkis, Baujahr 1973, 44 PS. Das beliebteste Fotomotiv ist wohl der Ford 180A von 1921, optisch bestens in Schuss. Dazwischen stehen die eher spärlich vertretenen Besucher und fachsimpelten: „Da, der Admiral da drüben, der ist gut.“

 

Nicht nur die Gluthitze ist schuld am geringen Besucherzuspruch, der den Veranstaltern kaum zur Hälfte besetzte Bierbänke beschert. Auch das Ausbleiben eines anderen Oldtimers macht sich bemerkbar. Der Feurige Elias, die historische Dampfbahn, ist an diesem Sonntag nicht zwischen Korntal und Weissach unterwegs, weil die Schienen repariert werden. „Sonst kamen stets einige Hundert Fahrgäste, die unser Fest besuchten“, sagt Roland Watzl vom Oldtimerclub Weissach (OTCW).

Die meisten fahrenden Schätze sind zugelassen

Sehen und gesehen werden – das ist das Motto des Tages. „Schließlich gibt es auch so etwas wie Besitzerstolz“, wie Roland Watzl schmunzelnd mitteilt. „Alle Fahrzeuge sind Tüv-geprüft und die meisten haben ihre Schätze auch zugelassen“, so Watzl. Das H am Ende des Nummernschilds weist sie als Oldtimer aus.

Aber auch Youngtimer, die mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben, sind in Weissach am Start. Der Shelby Cobra mit 540 PS ist ist ein solcher. Dass Hubraum alles ist, stellt sein Besitzer Stephen Murkett eindrucksvoll unter Beweis, als er ordentlich aufs Gaspedal tritt: Er erhält für sein gut erhaltenes Gefährt aus der Hand von Bürgermeister Daniel Töpfer den ersten Preis in der Kategorie der Youngtimer.

Mit einem sehr schicken, richtigen Oldtimer kommt Stephan Moser angefahren. Sein grüner Citroën DS 20 von 1974 lässt die Erinnerung an das typische Design des Franzosen aufleben: lange Schnauze und kurzes, kantiges Hinterteil. Für diesen Wagen gibt es den ersten Preis in der Kategorie Oldtimer. Bei den US-Cars verweist der eindrucksvolle petrolfarbene Buick Eight, Baujahr 1948, von Heinrich Pfund und seiner Frau die nicht minder schönen Konkurrenten auf die Plätze. Unter den vielen schönen Traktoren kann sich der von Jürgen Schall aus Ditzingen behaupten. Er ist mit einem Lanz-Bulldog von 1948 mit einem Zweitakt-Dieselmotor vorgefahren.

Alexander Volkov gelingt in der Kategorie Krafträder zwar nur der dritte Platz – Olaf Schairer aus Weil der Stadt erhält für seine BMW von 1932 den ersten – doch seinem Spaß am Umgang mit alten Maschinen tut das keinen Abbruch. Der Motorradbegeisterte, der vor zwölf Jahren aus Kirgisien kam und eine völlig zerlegte Harley Davidson aus dem Kriegsjahr 1942 mitbrachte, brauchte acht Jahre, um aus ihr wieder einen olivfarbenen Hingucker zu machen. „Meine Frau war manchmal schon eifersüchtig, weil ich so viel Zeit mit dem Motorrad verbracht habe“, sagt er und lacht.

Ehrenmitglied Herbert Linge ist mit von der Partie

Das Spektakel um PS, Baujahr und Besitzerstolz lässt sich auch Herbert Linge nicht entgehen. Der Weissacher ist Gründungs- und Ehrenmitglied des OTCW und echter Autokenner. Der 87-Jährige ist mit seinem Porsche-Targa-Oldtimer gekommen und besitzt noch einen Porsche-Traktor von 1945. Die Nähe zu dieser Automarke ist beruflich bedingt. Etliche Siege fuhr er mit Porsche-Sportwagen ein, elfmal wurde er in Le Mans Klassensieger. 1970 entschied er sich für die Position eines Betriebsleiters im damals neuen Entwicklungszentrum in Weissach.

Von seinen Oldtimern ist er heute noch überzeugt: „Da geht nichts kaputt“, sagt er. „Ich war gerade erst beim Tüv.“ Doch zur Wartung bringt er seinen Targa in eine Spezialwerkstatt im Allgäu.