Verena Breitling, die neue Ortsbaumeisterin, muss einige Millionen-Projekte stemmen.

Weissach - Es sind zwar nur 15 Buchstaben. Die aber begleiten Verena Breitling von nun an ständig: Die Buchstaben des Wortes „Herausforderung“. „Ja, die mag ich schon sehr“, sagt sie und strahlt dabei übers ganze Gesicht.

 

Mit ihrer neuen Arbeitsstelle hat sich die Architektin nicht gerade das einfachste Pflaster ausgesucht. Nicht nur, weil sie jetzt Amtsleiterin ist und damit Chefin zahlreicher Mitarbeiter. Und nicht nur, weil sie nun als Ortsbaumeisterin für das äußerliche Gesicht einer Gemeinde verantwortlich ist. Sondern auch, weil sie all dem von nun an in Weissach nachgeht, der Kommune, die in den vergangenen Jahren so einiges anders geregelt hat als das üblich ist. „Nun ja“, erzählt sie nach ihren ersten Wochen im Amt. „Es ist durchaus auch schön, so eine neue Aufgabe zu haben – und etwas aufzubauen.“ Und das muss sie in diesem Fall ganz wörtlich nehmen, nicht nur, weil sie fürs Bauen zuständig ist. Denn die Zustände, die Arbeitsabläufe und die Ordnung im Weissacher Ortsbauamt waren nicht gerade das, was man aus einer schwäbischen Behörde kennt – der Bürgermeister Töpfer hat sie jüngst als „desolat“ bezeichnet.

Lange hat sie überlegt

„Ich baue hier gerade eine sinnvolle Struktur auf“, berichtet Verena Breitling. Und lächelt dabei nicht mehr ganz so arg, aber dennoch fröhlich, agil und voller Energie. Seit Anfang September ist die 35-Jährige nun die Weissacher Ortsbaumeisterin. „Ich habe lange überlegt“, erinnert sie sich an den Moment, als sie die Stellenanzeige dafür zum ersten Mal gesehen hat. „Aber dann dachte ich, dass das hier spannend und vielfältig werden könnte.“

Denn nicht nur die Herausforderungen, auch die Abwechslung liebt die junge Frau. So kam sie schon damals nach ihrem Abitur zum Studium der Architektur. „Bei diesem Fach braucht man vor allem Kreativität“, hatte sie dabei festgestellt. Und: „Man hat mit vielen verschiedenen Gewerken zu tun.“ Damit meint sie all die Handwerker, die auf dem Bau tätig sind. Bauen, kreativ etwas erschaffen, und mit den Arbeitern zusammenzuarbeiten, das hat Verena Breitling bei ihrem Studium an der Stuttgarter Universität gefallen.

„Bis ich gemerkt habe, dass man als freie Architektin nicht gerade reich wird“, musste sie dann aber feststellen. Daher kam ihre gerade recht, dass die Stadt Sindelfingen Architekten gesucht hat, als sie mit ihrem Studium fertig war. Von da an war sie fünf Jahre lang erst in Sindelfingen, später in Böblingen bei den städtischen Gebäudeverwaltungen tätig. Die Gebäude in Schuss halten, Umbauarbeiten managen, kleinere Projekte auch selbst als Architektin betreuen, mit Handwerkern, Firmen, Architekten und anderen Ämtern zusammenarbeiten: „Das hat mir großen Spaß gemacht“, erzählt Verena Breitling, „weil die Arbeit eben so vielfältig ist.“

Daniel Töpfer kannte sie noch aus Böblingen

Auch hier in Weissach, wo sie jetzt für alle Gebäude, alle Neu- und Umbauten, den Bauhof, die Wasserversorgung und die Kläranlage verantwortlich ist. „So eine Gelegenheit bekommt man nicht mehr so schnell“, befand sie schließlich mit Blick auf die Stellenanzeige und bewarb sich. Schließlich kannte sie Daniel Töpfer, den jungen Bürgermeister, auch noch aus der Zeit, als dieser bei der Böblinger Verwaltung beschäftigt war, das habe sie „zusätzlich bewogen, dass hier so ein junger, engagierter Bürgermeister ist“, berichtet sie.

An Projekten, die sie zusammen mit ihm, mit den beiden anderen Amtsleitern Karin Richter (Kämmerin) und Achim Laidig (Hauptamt) und dem Gemeinderat angeht, mangelt es nicht. Die Ferry-Porsche-Gemeinschaftsschule bekommt derzeit für fast 7 Millionen Euro einen Anbau und eine Mensa, Flacht für 2 Millionen Euro eine neue Ortsdurchfahrt und die Kläranlage für 4 Millionen Euro einen Faulturm. Verena Breitling will aber auch eigene Schwerpunkte setzen. „Die beiden Ortskerne von Flacht und Weissach liegen etwas brach“, hat sie festgestellt – zu viel Leerstand, zu wenig Leben. „Schon bei meinen Vorstellungsgesprächen habe ich vorgeschlagen, dass man da etwas machen könnte.“ Derzeit ist die Gemeinde schon dabei, baufällige Häuser aufzukaufen. Was in ihnen entstehen könnte, das wird dann maßgeblich an Verena Breitling liegen – und eine weitere Herausforderung für sie sein.