Als sich 2008 die Strudelbachhexen gründen, gibt es zum Teil heftige Kritik. Von Grabschändungen und okkulten Messen ist die Rede. Worte wie ‚Hexentaufe’ und ‚Teufel’ sind manchen Christen zuwider. Das hat sich jetzt gelegt.

Weissach - Dass in Weil der Stadt Fasnet gefeiert wird, ist lange Brauch. Aber in den evangelisch geprägten Altkreisgemeinden ist dies erst seit gut zehn bis 15 Jahren – und wurde mancherorts zu Beginn heftig bekämpft. So auch in Weissach, wo sich vor sechs Jahren die Strudelbachhexen zusammen getan haben. Das sorgte für reichlich Wirbel zwischen dem Verein und Mitgliedern der Flachter und Weissacher Kirchengemeinden.

 

„Anfänglich habe ich gedacht, das seien nur Gerüchte, aber das hat sich dann verstärkt“, erzählt Marc Cachaj, der Vorsitzende der Strudelbachhexen. „Manche Leute wollten, dass wir wieder den ‚rechten Weg‘ einschlagen.“ Das alles war in den Jahren 2008 und 2009. Auf einer Versammlung kritisierte ein südbadischer Pfarrer das ungewohnte närrische Treiben, wie sich Erwin Damson, ein engagiertes Mitglied der Flachter Kirchengemeinde erinnert.„Sie sprechen von ‚Hexentaufe’. Das ist beispielsweise eine Terminologie, die mir als Christ zuwider ist“, sagt er. Auch sei für ihn der Teufel ein reales Wesen, das durch dieses Brauchtum verharmlost werde. „Das hat auch nichts mit Pietismus zu tun.“

Kritik gegen die Hexen

Der Chef der Strudelbachhexen berichtet von harscher Kritik. „Uns wurde mitunter Teufelei vorgeworfen und erzählt, wir würden Gräber schänden und okkulte Messen abhalten“, sagt Marc Cachaj. „Es liegt vor allem an der Figur der Hexe, die für manche ein Symbol Okkultismus ist.“ Auch ihm persönlich wurde schon an den Kopf geworfen, er sei „vom Teufel geritten“.

Das kann der Fasnetsfreund nicht verstehen. „Leider haben viele dieser Leute keine Ahnung worum es uns geht, dass das ein normales Brauchtum ist“, erzählt Marc Cachaj. Es herrsche häufig ein Tunnelblick. „Auf alles, was gegen das Herkömmliche stößt, wird herabgesehen“, meint er. Zum Glück hätten viele Bürger ihnen den Rücken gestärkt, darunter auch die Bürgermeisterin Ursula Kreutel.

Die Hexen haben sich inzwischen etabliert

Inzwischen hat sich die Lage entspannt, die Skepsis mancher Bürger hat sich gelegt. „Obwohl es sicher noch kritische Stimmen gibt, werden wir akzeptiert, unsere Veranstaltungen gut besucht“, sagt Marc Cachaj. Es gebe sogar einen Mitgliederzuwachs.

Das bestätigt Wolfgang Gohl, der Fraktionschef der Freien Wähler im Gemeinderat. „Der Verein ist sehr gut etabliert und bereichert das Gemeindeleben“, sagt er. Von den Diskussionen ist ihm im Gemeinderat nichts bekannt: „Das war nur in bestimmten christlichen Kreisen ein Thema.“ Der evangelische Pfarrer Harald Rockel will dazu nichts sagen. Klar ist, dass viele inzwischen ihren Frieden geschlossen haben mit den Strudelbachhexen.

So etwa die Gemeinderätin Marga Schmälzle, die kirchlich engagiert ist: „Es gibt zwar Dinge, die kann ich als Christin nicht mitmachen, aber ich lasse den Verein gewähren“, sagt sie. Und Sandra Körner vom Flachter Kirchengemeinderat sagt: „In Flacht ist das kein kritisches Thema. Ich habe damit auch kein Problem.“