Die 633 fährt am Freitag zum letzten Mal – nach 95 Jahren.

Weissach - Einen Hauch Wehmut mag Monika Wöhr-Kühnemann nicht verbergen. „Diese Linie hat mein Schwiegervater ins Leben gerufen“, sagt die Chefin des Weissacher Busunternehmens. Vor 95 Jahren war das, damals verband die 633 Weissach mit dem Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen. Zuletzt fuhr die Linie nur noch bis Renningen, und auch das ist am Freitag vorbei.

 

Nur vier Fahrgäste pro Tag

„Wir müssen die Linie 633 leider einstellen“, gibt Wöhr-Kühnemann bekannt. Nur noch drei bis vier Fahrgäste sind auf der Linie zuletzt pro Tag gefahren. „Damit ist sie nicht wirtschaftlich zu betreiben“, erklärt die Unternehmerin. Das hat auch mit einem Wandel in der Nahverkehrsfinanzierung zu tun. Als vor einem halben Jahr der Busverkehr im Kreis Böblingen neu geregelt wurde, griff eine EU-Verordnung. Seitdem subventioniert die öffentliche Hand viele Linien nicht mehr. Die Busunternehmer müssen sie eigenwirtschaftlich betreiben und bekommen dafür die Einnahmen durch die Fahrkarten.

Dafür indes sind drei Fahrgäste zu wenig. Auch die 633 wurde beim Vergabeverfahren des Landkreises Böblingen aus der öffentlichen Finanzierung genommen. „Wir haben es jetzt ein halbes Jahr versucht, diese Linie eigenwirtschaftlich zu betreiben – aber es geht nicht“, zieht Monika Wöhr-Kühnemann die Konsequenzen. Die 633 hatte zuletzt Weissach mit vier Fahrtenpaaren pro Tag mit dem S-Bahnhof Renningen verbunden und hielt unterwegs in Mönsheim, Wimsheim, Friolzheim, Heimsheim und beim Malms-heimer Bosch-Campus.

Letzter Betriebstag der 633 ist nun an diesem Freitag. Fahrgäste können alternativ die Seitter-Linien 652 und 653 bis Rutesheim nehmen und dort in die Wöhr-Linie 636 nach Renningen umsteigen.

Die Linie 634 bleibt bestehen

Alle anderen Linien bleiben weiterhin bestehen. Eigenwirtschaftlich betreibt Wöhr zum Beispiel auch die 634, die Weissach im Viertelstundentakt mit Rutesheim und Leonberg verbindet. Für eine wirtschaftliche Bilanz sei es dort zwar noch zu früh, da noch Zählungen von Fahrgästen ausstehen. „Aber solche Probleme wie mit der 633 haben wir dort nicht“, berichtet Monika Wöhr-Kühnemann.