Das Entsetzen über das Fährunglück mit unzähligen Toten ist groß in Südkorea. Mehrere Besatzungsmitglieder sitzen mittlerweile in U-Haft. Sie sollen die Passagiere im Stich gelassen haben.

Das Entsetzen über das Fährunglück mit unzähligen Toten ist groß in Südkorea. Mehrere Besatzungsmitglieder sitzen mittlerweile in U-Haft. Sie sollen die Passagiere im Stich gelassen haben.

 

Seoul - Die südkoreanische Staatspräsidentin hat dem Kapitän und einigen Besatzungsmitgliedern der gesunkenen Fähre "Sewol" mörderisches Verhalten vorgeworfen. Während sie den Passagieren gesagt hätten, sie sollten an Ort und Stelle bleiben, seien sie selbst unter den ersten gewesen, die sich gerettet hätten.

Das sagte Park Geun Hye bei einem Treffen mit ihren Beratern in Seoul. Das Verhalten sei nicht zu tolerieren. "Das kommt einem Mord gleich", sagte die Staatspräsidentin. Nach dem Kapitän, der Dritten Offizierin und dem Steuermann wurden inzwischen vier weitere Crewmitglieder unter dem Verdacht der Fahrlässigkeit verhaftet.

Angehörige harren aus

Bergungsmannschaften setzten auch am fünften Tag nach der Katastrophe vor der Südwestküste Südkoreas ihre Suche nach den mehr als 240 Vermissten fort. Die meisten der 476 Menschen an Bord waren Schüler auf einem Ausflug. Neben Hunderten von Tauchern waren auch ferngesteuerte Unterwasserdrohnen im Einsatz, um das Innere des Wracks zu durchkämmen, wie südkoreanische Sender berichteten. Angehörige der Vermissten harrten weiter nahe der Unglücksstelle auf der Insel Chindo aus - in der Hoffnung, dass noch Überlebende gefunden werden. Die Zahl der geborgenen Toten stieg derweil auf mehr als 60.

Staatspräsidentin Park räumte Fehler bei der Reaktion der Behörden nach der Katastrophe ein. Zugleich forderte sie, mögliche Unregelmäßigkeiten beim Betrieb der 20 Jahre alten Fähre aufzudecken. Nach der Übernahme des Schiffs hatte der südkoreanische Reeder Chonghaejin Marine unter anderem das Schiff umgebaut, um die Aufnahmekapazitäten zu erhöhen. Solche Umbauten gelten allerdings als nicht unüblich.

Die Auto- und Personenfähre "Sewol" war am Mittwoch gekentert - nach Angaben der Ermittler genau zu dem Zeitpunkt, als das Schiff eine scharfe Wende vorgenommen hatte. 174 Menschen wurden gerettet, darunter der Kapitän und die meisten anderen der 28 Besatzungsmitglieder.

Mehrere Crew-Mitglieder in Haft

Der Kapitän, die Dritte Offizierin und der Steuermann sitzen seit Samstag wegen Fahrlässigkeit und anderer Vorwürfe in U-Haft. Am Montag wurden nach Berichten der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap auch gegen den leitenden Ingenieur und gegen drei weitere Offiziere Haftbefehle erlassen. Dem Kapitän wird vorgeworfen, die Passagiere ihrem Schicksal überlassen zu haben. Die Ermittler untersuchen auch, warum die Besatzung keine Evakuierungsdurchsage unmittelbar nach dem Unfall gemacht hatte.

Der Mitschnitt des letzten Funkkontakts zwischen der Kommandobrücke und der zuständigen Überwachungsstelle für den Seeverkehr auf der Insel Chindo zeigt das Ausmaß von Konfusion, falschen Entscheidungen und Unentschlossenheit. Zwischen der "Sewol" und dem Schiffsverkehrsdienst bestand nach dem Eingang des ersten Notrufs noch etwa eine halbe Stunde Kontakt. Den Mitschnitt hatte die Küstenwache am Sonntag veröffentlicht. Demnach wurde die Crew erst nach etwa 20 Minuten aufgefordert, zu entscheiden, ob das Schiff evakuiert werden sollte. "Wir kennen die Situation nicht so gut", hieß es von der Überwachungsstelle.