Die Landesregierung solle mehr für sie tun, fordern die Wengerter im Ländle. Sie setzen auf eine bessere Vermarktung. Das Land verweist auf ein neues Marketingprojekt.

Besigheim - Die Württemberger hinken anderen weit hinterher: Denn nur Wein zu produzieren reiche nicht mehr aus – und bei der Vermarktung des Rebensaftes hapere es im Ländle noch, kritisierte Hermann Hohl, der Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, bei der Mitgliederversammlung in Besigheim. Hier sei noch nicht angekommen, was das Frankenland, die Pfalz oder die Moselregion bereits erfolgreich praktizieren: der Weintourismus. Dafür sei auch das Land verantwortlich.

 

Die Gespräche mit Vertretern des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), das seit der Wahl von Grün-Rot für den Weinbau zuständig ist, seien bislang enttäuschend verlaufen, sagt Hohl. Es fehle ein Gesamtkonzept. Die Betriebe stünden in den Startlöchern, „aber von einer Dachmarke Weinsüden ist bisher wenig zu spüren“, moniert der Verbandspräsident.

Land präsentiert neues Marketingprojekt

Zu wenig Engagement will man sich im MLR jedoch nicht vorwerfen lassen: „Es wird genau an diesem Thema gearbeitet“, sagt Markus Jox, der Sprecher des Ministeriums. Das Potenzial der Verbindung von Wein und Tourismus sei bekannt. „Hier gibt es keinen Interessenkonflikt“, sagt Jox. Erst am Donnerstag habe der Landwirtschaftsminister Alexander Bonde im Staatsweingut Meersburg angekündigt, dass der Weintourismus mit dem neuen Marketingprojekt „Entdecke den Weinsüden“ auf Landesebene beworben werden soll.

Auch Andrea Gehrlach, Prokuristin bei der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH, betont: „Für uns ist das Thema Wein ganz wichtig.“ Allerdings gebe es in der Region Stuttgart – anders als in der Pfalz oder an der Mosel – auch noch viele andere touristische Attraktionen. Statt einer Reduzierung auf Weintourismus setze sie deshalb lieber auf Synergieeffekte: Wer etwa tagsüber ins Automuseum gehe, könne abends zur Weinprobe. Zumal der Weintourismus hier eher aus Tagesausflügen bestehe – auch weil es zu wenig Übernachtungsangebote gebe: „Da hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel getan“, sagt Andrea Gehrlach.

Genau daran muss man aus Sicht von Dieter Weidmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Württembergischen Weingärtnerzentralgenossenschaft in Möglingen, arbeiten: „Wein und Tourismus müssen verbunden werden.“ Wie das realisiert werden soll, werde gerade „hochaktuell“ diskutiert. Wichtig sei, dass die Kunden eine positive Assoziation mit dem Produkt verbinden – Urlaubsstimmung. Und dafür sei der Rebensaft ideal: „Milch und Butter sind auf der ganzen Welt gleich, aber der Wein transportiert allein schon durch sein Etikett die Region.“ Doch in Württemberg fehle der Rahmen für erfolgreichen Weintourismus, nämlich genügend Gastronomie, Hotellerie und Freizeitangebote.

Wengerter wollen mehr Förderung für Steillagen

Der Schuh drückt die Wengerter im Ländle noch an anderer Stelle. Sie wollen ein Förderprogramm für terrassierte Steillagen von der Landesregierung. „Wir haben lange genug über das Thema diskutiert. Jetzt sind Entscheidungen mit Perspektiven notwendig“, sagte Hohl in Besigheim. Der Verband will einen direkten jährlichen Zuschuss für die Erhaltung der rund 800 Hektar Steillagen, außerdem Zuschüsse für Maschinen zur Bewirtschaftung dieser Lagen und eine Niederlassungsprämie für Jungwinzer. Allerdings gab es auch Lob für die Frosthilfe der neuen Landesregierung im vergangenen Jahr. Und eine Zusicherung von Seiten des MLR: Die wesentlichen Programme zur Förderung des Weinbaus würden weitergeführt, kündigte der Ministerialdirektor Wolfgang Reimer an. „Die Unterschiede zwischen Grün und Schwarz sind im Weinbau nicht so groß.“