Das Virtual Dimension Center (VDC) in der Auberlenstraße in Fellbach muss in den nächsten Jahren mit weniger städtischer Unterstützung für sein Personal auskommen – die Verwaltung setzt auf Wachstum aus eigener Kraft.

Fellbach - Die Stadt Fellbach setzt auf virtuelle Realität: Der Gemeinderat hat ohne Widerspruch den Wunsch der Verwaltung abgenickt, wonach dem Virtual Dimension Center (VDC) mit Sitz in der Auberlenstraße, unweit vom Bahnhof, weiterhin ein Personalkostenzuschuss gewährt wird. Allerdings wird der jährliche Betrag kleiner. Während das VDC für das Geschäftsjahr 2019/20 noch 50 000 Euro erhält, sind es im Folgejahr 45 000 Euro und für 2021/22 nochmals 5000 Euro weniger.

 

Die Kooperationen vor Ort sollten weiter gepflegt werden

Während die Oberbürgermeisterin Gabriele Zull wegen ihrer Eigenschaft als Vorstandschefin des VDC wegen Befangenheit die Verwaltungsbank verließ und nach hinten rückte, formulierte der Erste Bürgermeister Johannes Berner lobende Grundsatzworte. Das VDC sei, so heißt es in seinem schriftlichen Statement, eine „technologieorientierte Fördereinrichtung der Wirtschaftsförderung“ und übernehme „wichtige Aufgaben in der Erschließung sowie im Transfer seiner Arbeitsthemen für die Fellbacher Unternehmerschaft und weit darüber hinaus“. Übersetzt heißt das wohl, dass auch Fellbacher Firmen und in der Folge deren Angestellten vom VDC profitieren.

Die Kooperationen vor Ort sollten weiter gepflegt werden, sagt Berner. Die Verwaltung habe zahlreiche andere Kompetenzzentren in der Region Stuttgart beobachtet und dabei festgestellt, wie wichtig die verlässliche Unterstützung durch die jeweilige Kommune ist: Diese stellten einen „maßgeblichen Einflussfaktor für die wirtschaftliche Stabilität“ dar.

Die Visualisierung zeigte, wie sich das „Straßenmonster“ durch die Landschaft des Schmidener Felds frisst

Gleichwohl geht die Verwaltungsspitze dazu über, den jährlichen Zuschuss für das VDC-Personal „gegenüber dem bisherigen Niveau leicht abzuschmelzen“. Setzt doch die Verwaltung darauf, dass es dem Zentrum mit seinen virtuellen Dimensionen und dem realen Geschäftsführer Christoph Runde an der Spitze „durch sein erfolgreiches Wirken gelingen kann, seinen Wachstumskurs auszubauen und den wirtschaftlichen Erfolg zu stabilisieren“. Dann, so die Erwartung der Rathausverantwortlichen, könne das VDC selber mehr Geld hereinholen, die ansonsten „verlässliche Co-Finanzierung“ durch die Stadt Fellbach könnte somit schrumpfen. Dass das VDC durchaus in die Fellbacher Gesellschaft und die virtuellen und realen Themen hineinwirken kann, hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder gezeigt.

Gegrummel gab es allerdings gelegentlich im Lokalparlament über die zwischenzeitliche finanzielle Schieflage

Beispielsweise im politischen Raum: Ganz im Sinne der offiziellen Position der Stadt Fellbach erstellte das VDC zur Protestaktion gegen den Nord-Ost-Ring im Herbst des vergangenen Jahres eine Computersimulation, wo die befürchteten Blechlawinen auf der unerwünschten Asphaltpiste zu sehen waren. Die Visualisierung zeigte, wie sich das „Straßenmonster“ durch die Landschaft des Schmidener Felds frisst.

Was die virtuelle Realität im Alltag der nahen Zukunft bringt, war bei einem Tag der offenen Tür erkennbar: Kunden, die über Datenbrillen oder Datenhelme mittels 3-D-Projektionen virtuell durch Shops marschieren – und die mögliche Polstergarnitur gar im heimischen Wohnzimmer platziert sehen. Auch Schulen sind immer mal wieder im VCD-Gebäude zu Gast, wie zuletzt 15 Schüler des Gustav-Stresemann-Gymnasiums: „Die Datenbrille sorgt für den Wow-Effekt“, lautete die Schlagzeile in unserer Zeitung, und ein Mitarbeiter erklärte seine Tätigkeit so: „Ich bringe die Leute einen Schritt näher in Richtung des Films ,Matrix’.“

Gegrummel gab es allerdings gelegentlich im Lokalparlament über die zwischenzeitliche finanzielle Schieflage des einst als Kompetenzzentrum der Region Stuttgart gegründeten Einrichtung. Das VDC hänge „am Tropf der Stadt“, hieß es. Davon ist mittlerweile kaum noch etwas zu hören, vor wenigen Wochen wurde stattdessen „die tolle Erfolgsgeschichte“, gelobt, da durch „die vielfältige Vernetzung“ eine gewisse Stabilität entwickelt habe. Und so hörten die Räte gern, wie der Geschäftsführer mehr Projekte und neue Mitglieder sowie internationale Anerkennung auflistete: „Wir sind am Puls der Zeit“, versprach Christoph Runde.

Das Virtual Dimension Center nimmt acht neue Mitglieder auf

Das VDC ist nach eigener Einschätzung „Deutschlands führendes Kompetenznetzwerk für Virtuelles Engineering“. Rund 100 Technologielieferanten, Dienstleister, Anwender, Forschungseinrichtungen und Multiplikatoren arbeiten im VDC-Netzwerk in der gesamten Wertschöpfungskette Virtuelles Engineering zusammen – und zwar in den Themenfeldern 3D-Simulation, 3D-Visualisierung, Product Lifecycle Management und Virtuelle Realität. Die Mitglieder des VDC setzen auf eine höhere Innovationstätigkeit und Produktivität durch Informationsvorsprung und Kostenvorteile.

Beschluss

Das Fellbacher Netzwerk kann erneut zulegen: Der Vorstand des Virtual Dimension Centers (VDC) beschloss die Aufnahme von zwei Unternehmen, zwei Fraunhofer-Instituten, zwei Hochschulen und zwei persönlichen Mitgliedern in das Kompetenzzentrum.

Expansion

Seit seiner Gründung im Jahr 2002 wächst das Fellbacher VDC beständig. Auf der jüngsten Sitzung entschied der VDC-Vorstand nun, acht weitere Mitglieder in den wirtschaftlichen Verein aufzunehmen: die R3DT GmbH (aus Karlsruhe), die Realworld one GmbH & Co. KG (aus Staufen im Breisgau), das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (aus Ilmenau), das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (aus Karlsruhe), die Hochschule Anhalt (aus Köthen), die Hochschule Karlsruhe sowie als Besonderheit zwei persönliche Mitglieder: Auch Birgit Schulze-Berktold und Friedrich Schley sind nun Teil des Innovationsmotors VDC in Fellbach.