Die allermeisten wissen, warum Christen Weihnachten feiern. Doch seit wann gibt es Weihnachten? Wann wurde es zum ersten Mal zelebriert – und wer hat es „erfunden“?

Katrin Jokic

Tatsächlich ist unklar, an welchem Tag Jesus wirklich geboren wurde. Interpretationen der Bibel deuten auf den Herbst hin, beispielsweise weil Volkszählungen zu dieser Zeit üblicherweise nach der Ernte im September oder Oktober durchgeführt wurden.

 

Bekannt ist, dass die Kirche in Rom bereits im Jahr 336 n. Chr. Weihnachten am 25. Dezember feierte. Dies geht auf Furius Dionysius Filocalus und seinen Chronographen von 354 zurück. Dieser enthält unter anderem eine Stadtgeschichte Roms und bezieht sich auf Quellen aus dem Jahr 336. Hier enthalten ist ein Eintrag mit den Worten: „Christus ist während des Konsulats von C. Caesar Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren“. Wer genau Weihnachten „erfunden“ hat, ist nicht bekannt. Wir wissen nur, dass es von der christlichen Kirche vor dem Jahr 336 eingeführt wurde und im Jahr 354 schriftlich festgehalten wurde.

Einige Forscher vermuten, dass Weihnachten seinen Ursprung in frühen Festen zur Wintersonnenwende hat. Bereits aus der Antike, von den Ägyptern und anderen Hochkulturen sind Wintersonnenwenden-Feste bekannt. Bei den Germanen hieß dieses Fest „Jul“, was in Skandinavien noch heute das Wort für „Weihnachten“ ist. Große Festessen und Dekorationen mit Kerzen und grünen Zweigen waren zu den Feierlichkeiten schon beliebt und bekannt, bevor es das Fest zu Jesus‘ Geburt gab.

Im Christentum jedoch war das heidnische Sonnenwende-Fest wohl nicht gern gesehen. Einige Jahrhunderte nach Christus sollen solche heidnischen Feierlichkeiten von Kirchenoberhäuptern verboten worden sein. Doch die Feierlichkeiten waren bereits gesellschaftlich so verankert, dass die Verbote keinen großen Erfolg hatten.

Weil das Ziel der christlichen Kirche generell war, Heiden für das Christentum zu gewinnen, nutzte man wohl schließlich die bereits bestehenden heidnischen Feste für die eigenen Zwecke. Das Wintersonnenfest wurde Jesus gewidmet bzw. statt der Wintersonnenwende sollte nun Jesus‘ Geburt gefeiert werden. So, vermuten Historiker, wurde das Weihnachtsfest um den 25. Dezember erfunden.

Nur weil Weihnachten ab dem 4. Jahrhundert in Rom bekannt war, bedeutet dies jedoch nicht, dass es auch im Rest der (christlichen) Welt bald Verbreitung gefunden hat. In Konstantinopel (heutiges Istanbul) ist die Feier für das Jahr 381 belegt, in Ägypten erst ab 432 und in Jerusalem erst im 6. Jahrhundert. Auch heutzutage gibt es noch orthodoxe Kirchen und die armenische Kirche, für die der 6. Januar eine größere Bedeutung hat bzw. die die Geburt Jesu an diesem Datum feiern.

Die Geschichte des Weihnachtsfests

Bis Ende des 18. Jahrhunderts fand das Weihnachtsfest vor allem in den Kirchen und auf den Straßen statt, beispielsweise mit Schauspielaufführungen, Umzügen und Weihnachtsmärkten. Im mittelalterlichen England wurde die Geburt Jesu beispielsweise 12 Tage lang gefeiert, vom 25.12. bis zum 05.01., dem Vorabend des Dreikönigsfests. Ausschweifende Gelage, Theaterstücke, Musik und Festzüge waren üblich.

Einer der heute wichtigsten Weihnachtsbräuche wurde wohl in Deutschland „erfunden“: der Weihnachtsbaum. Zwar war es auch schon vor dem Weihnachtsfest üblich, das Haus im Winter mit Tannenzweigen zu schmücken. Doch in Deutschland etablierte sich im 19. Jahrhundert der Brauch, mit Kerzen und kleinen Geschenken geschmückte Tannenbäume in die Wohnung zu holen. Über das englische Königshaus mit seinen deutschen Wurzeln wurde der Trend in die ganze Welt getragen. Auch Adventskränze, Nussknacker und Weihnachtsmärke wurden wohl in Deutschland „erfunden“. Auch wurde Weihnachten erst im 19. Jahrhundert zu einem Anlass, um Kinder zu beschenken. Mit diesem Brauch kamen auch das Christkind und der Weihnachtsmann auf.

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Heutzutage steht der religiöse, christliche Ursprung des Weihnachtsfests für viele Menschen nicht mehr so sehr im Mittelpunkt. Eine Umfrage von Gallup aus dem Jahr 2019 zeigte, dass zwar rund 90% der US-Amerikaner Weihnachten feiern, aber nur für 35% von ihnen das Fest eine „stark religiöse“ Bedeutung habe. In Westeuropa dürfte dieser Wert sogar noch niedriger sein. Dies kann jedoch auch positiv betrachtet werden, da sich Weihnachten zu einem Fest für alle entwickelt, mit heidnischen, christlichen und modernen, weltlichen Traditionen.