Seine Werke sind weltberühmt, aber niemand weiß, wer hinter dem Street-Art-Künstler Banksy steckt. Enthüllt jetzt eine Gerichtsverhandlung in London seine Identität?

Es ist vielleicht die spannendste Frage des internationalen Kunstbetriebs: Wer ist Banksy? Wer verbirgt sich hinter dem Street-Art-Künstler, dessen Werke weltbekannt sind, der aber seine Identität bis heute geheim halten konnte?

 

Wie die britische „Daily Mail“ berichtet, könnte ein Fall vor dem High Court in London nun dazu führen, dass Banksys wahrer Name bekannt wird. Dort ist Anklage wegen Verleumdung gegen die Firma Pest Control Limited erhoben worden, die Banksys Kunst verkauft. Interessant ist, welcher Name noch in der Anklage steht: Robin Gunningham. Dass es sich bei Gunningham, der in Yate nahe Bristol geboren wurde, um Banksy handelt, behaupten manche bereits seit Jahren.

Gegen den jetzigen Kläger Andrew Gallagher hatte Banksy schon einmal vor Gericht gewonnen, da ging es um Copyright. Der Markenrechtsanwalt Lee Curtis betonte anschließend im Fachjournal „The Art Newspaper“: „Dies ist ein bedeutender Sieg für Banksy, oder genauer gesagt Pest Control Office Limited, der es Banksy ermöglicht, seine Identität zu verbergen.“

Wer hinter Bansy steckt, darüber gibt es mehrere Theorien. Als mehr oder minder gesichert gilt, dass der Künstler aus dem Raum Bristol stammt, denn in der Stadt im Südwesten Englands tauchten in den frühen 1990er Jahren die ersten Banksy-Graffiti auf. Von dem Massive-Attack-Sänger Robert del Naja wird seit Jahren vermutet, er könnte Banksy sein. Der 58-Jährige stammt aus Bristol und war dort als junger Mann in einem Graffiti-Künstlerkollektiv aktiv. In mehreren Städten weltweit tauchten Banksy-Werke auf, als Massive Attack gerade dort auf Tour war. 2020 musste Neil Buchanan, Moderator einer Bastelshow im britischen Fernsehen, öffentlich dementieren, dass er Banksy sei.

So klingt Banksys Stimme

Erst vor wenigen Monaten veröffentlichte ein BBC-Podcast Aufnahmen aus einem Telefoninterview des US-Senders NPR von 2005, bei der Banksys eigene Stimme zu hören sein soll. Rund drei Minuten dauert das Gespräch, der männliche Gesprächspartner bezeichnet sich als „Maler und Dekorateur“. Auf die Frage, was die Motivation für seine Guerilla-Kunst sei, antwortete er: „Man möchte nicht sein ganzes Leben lang in derselben Branche stecken bleiben, oder?“

Dass seine Anonymität zum Hype beiträgt, bestätigen Kunstmarktkenner. Dabei geht Banksy durchaus das Risiko ein, enttarnt zu werden. Das ein oder andere Werk in der Öffentlichkeit entstand bei Tageslicht. In einem Video aus der Londoner U-Bahn 2020, das er selbst veröffentlichte, ist eine Begegnung des vermummten Künstlers mit einem anderen Passagier zu sehen. Bereits 2005 spazierte er - mit Bart und Regenjacke als Rentner verkleidet - in die New Yorker Museen Metropolitan Museum of Art und Brooklyn Museum und hängte dort eigene Werke auf.

Werke im typischen Banksy-Stil tauchten auch in der von Russland angegriffenen Ukraine auf. Ein Werk in den Ruinen eines Kindergartens zeigt, wie ein kleiner Judoka einen erwachsenen Kämpfer zu Boden wirft - dessen Gestalt der des russischen Präsidenten Wladimir Putin ähnelt. In einem „Making of“-Video ist der Künstler selbst zu sehen. Doch bis auf die Hände und den verhüllten Oberkörper ist nichts zu erkennen.

Vor fünf Jahren zerstörte „Girl With Balloon“ sich selbst

Am 5. Oktober ist es fünf Jahre her, dass sich Banksys Werk „Girl with Balloon“ vor den entsetzten Augen der Kunstwelt selbst zerstörte - direkt nach der Versteigerung für etwa 1,2 Millionen Euro. Banksy hatte unbemerkt einen Schredder in den Rahmen eingebaut. Vom Bild, das ein Mädchen und einen Ballon in Herzform zeigt, blieb nur der obere Teil übrig, der Rest hing in Streifen herunter. Danach bekam das Werk einen neuen Namen: „Love is in the bin“ – die Liebe ist im Eimer.

Der Hype um den mysteriösen Street-Art-Künstler erreichte damit einen Höhepunkt. Fast auf den Tag genau drei Jahre später wurde „Love is in the bin“ für ein Vielfaches versteigert. Der Gesamtpreis von 18,5 Millionen Pfund war der höchste Preis, der je bei der Versteigerung eines Kunstwerks erzielt wurde.