Mercedes-Benz eröffnet im Stadtzentrum eine Ausstellung zur Geschichte des Werks. Zunächst bis Dezember soll die Schau zu sehen sein.

Sindelfingen - Als Daimlerstadt wird Sindelfingen (Kreis Böblingen) oft bezeichnet. Doch Auswärtige, die zum ersten Mal die Stadt besuchen, bemerken davon wenig. Das Mercedes-Werk liegt am Rand, Berührungspunkte gibt es nur wenige. Am vergangenen Wochenende war das anders. Da war die Stadt durchaus als weltweit größter Daimlerstandort zu erkennen. Nicht nur, dass beim Werk-Stadt-Lauf mehr als 2000 Läufer an Tor 3 des Werkes starteten - diese Tradition gibt es schon seit einigen Jahren. Nein, seit Samstag gibt es nun auch wieder eine Daimler-Repräsentanz mitten in der City - ob sie von Dauer sein wird, ist noch offen, auch wenn das bei der Eröffnung vielfach gewünscht wurde.

 

Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums des Automobils hat Daimler im früheren Gebäude der LBBW-Bank nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt eine Ausstellung unter dem Titel "Werk Stadt Dialog" eröffnet. Sie soll einen Blick hinter den Werkszaun eröffnen. Vor genau zehn Jahren hatte es erstmals eine solche Schau in Sindelfingen gegeben. Unter dem Motto Werk - Stadt firmieren seither alle Kooperationen.

360-Grad Kino zeigt die Produktion hautnah

Was passiert eigentlich in den Hallen auf dem drei Quadratkilometer großen Firmengelände, der abgeschirmten Stadt in der Stadt? Diese Frage beantwortet die neue, multimediale Schau bis Ende Dezember. Im Lauf der Zeit soll sie mehrfach verändert werden. Blickfang von außen ist ein Schaufenster, in dem Automodelle zu wechselnden Themen stehen. Zum Auftakt wird die "Hochzeit" eines Mercedes 500 der S-Klasse gezeigt. 2000-mal am Tag wird im Werk geheiratet - so bezeichnen die Arbeiter das Zusammenfügen von Karosserie und Fahrgestell. Der Höhepunkt der Schau ist eine siebenminütige Filmsequenz in einem 360-Grad Kino, die die Produktion hautnah zeigt. Es beginnt mit einer Schwindel erregenden Fahrt mit dem Aufzug entlang an Hochregalen, auf denen Hunderte oder gar Tausende fertiger Mercedes-Modelle stehen. Der Film führt in die Produktion der Rohbauten, die zu 98 Prozent von Robotern in einem atemberaubenden Tempo geleistet wird, und er zeigt Testfahrten auf der werkseigenen Rennstrecke.

Nahe gebracht werden den Besuchern auch die Menschen im Werk. Auf iPads, die von der Decke baumeln, kommen sie zu Wort. Zum Beispiel der 65 Jahre alte Herbert Striebel, der seit 50 Jahren im Sindelfinger Werk arbeitet. In einer Zeitschiene mit historischen Fotos und Filmchen wurde die Geschichte Sindelfingens mit der des Werks verwoben. Seit dem Jahr 1915 ist Daimler in der Stadt, anfangs wurden hier Flugzeuge gebaut, 1917 erstmals Autos produziert. Heute befindet sich hier das Entwicklungszentrum des Autobauers.

"Die Gewerbesteuer fließt wieder"

Nicht erwähnt werden die vergangenen eher trüben Jahre der Stadt-Werk-Verbindung, als der Autobauer keine Gewerbesteuer zahlte und damit die Stadt in eine schwere Finanzkrise stürzte. Doch der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer streifte bei der Eröffnung der Schau auch diesen Teil der Beziehunsgeschichte. Das Timing von Daimler sei ausgezeichnet, lobte er: "Pünktlich zum Jubiläum läuft die Produktion auf Hochtouren und die Gewerbesteuer fließt wieder."

Mehr als 120 geladene Gäste - unter ihnen viele Gemeinderäte und Abgeordnete-zeigten sich sehr beeindruckt. "Es ist wichtig, dass sich Daimler als größter Arbeitgeber in der Stadt zeigt", befand sogar der Bundestagsabgeordnete der Linken, Richard Pitterle.

Einen partnerschaftlichen Dialog mit den Bürgern versprach Willi Reiss, der Leiter des Sindelfinger Mercedes-Benz-Werks. Dazu solle die Ausstellung ein Anfang sein. Vorträge und Workshops für alle Altersgruppen begleiten sie. Für die Kinder haben sich die Macher etwas Besonderes ausgedacht: Wenn sie bei einem Quiz richtig antworten, winkt ein kleiner Preis. Diesen dürfen sie sich im Keller abholen - aus dem Tresor, einem Überbleibsel der früher im dem Haus residierenden Bank. 

Workshops für Jugendliche

Öffnungszeiten
Die Ausstellung in der Sindelfinger Ziegelstraße 3 ist bis zum 30. Dezember dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Vorträge
Parallel zu der Schau gibt es verschiedene Vorträge. Der erste ist am 9. Juni um 18Uhr zum Thema „Die Zukunft gestalten mit innovativen Produktionstechnologien“. Referent ist Dieter Stegmüller, der Leiter der Produktionstechnik. Über die „Mercedes-Benz-Philosophie“ spricht am 14. Juli der Leiter der Abteilung Advanced Design Deutschland, Klaus Frenzel. Im Oktober geht es um das Thema Sicherheit. Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Workshops. Interessenten sollten sich unter www.werkstadtdialog.com anmelden. Dort findet sich auch das komplette Programm.