Die CDU-Fraktion im Landtag folgt der Kultusministerin Marion Schick und eröffnet neue Standortmöglichkeiten.

Stuttgart - Die Kultusministerin war bereits in der Plenarsitzung des Landtags vorgeprescht. Jetzt hat die CDU-Landtagsfraktion den Plan von Marion Schick abgesegnet, dass auch kleine Hauptschulen in Zukunft Werkrealschulen werden und einen mittleren Bildungsabschluss anbieten können. Am Dienstag stellte Schick nach einer Sitzung der Fraktion gemeinsam mit dem Fraktionschef Peter Hauk den Kriterienkatalog vor.

Demnach müssen einzügige Hauptschulen einen mindestens zweijährigen Qualifizierungsprozess durchlaufen. Sie benötigen ein Konzept zur individuellen Förderung und zur Lehrerfortbildung. Die Schulen müssen auch sicherstellen, dass die für die neue Werkrealschule typischen Wahlpflichtfächer qualifiziert unterrichtet werden, sagte Schick. Die Schulen können sich in den Profilen Natur und Technik, Gesundheit und Soziales oder Wirtschaft und Informationstechnik spezialisieren. Zusammenarbeit mit den Fachlehrern anderer Schulen ist möglich. Auch ein Konzept zur Berufswegeplanung wird erwartet. Außerdem, sagte Schick, müssen die Aspiranten nachweisen, dass sie dauerhaft in jeder Klassenstufe mindestens 15 Schüler haben.

Die FDP trägt das Konzept mit


Auch wenn die Kultusministerin jetzt vom Ursprungskonzept abgeht, das eine Mindestgröße von mindestens zwei Klassen pro Jahrgangsstufe, also die Zweizügigkeit, vorsah, verteidigte Schick die bisherigen Fusionen. Peter Hauk lobte, dass rund 500 Schulen sich bereits an der ersten Stufe der Konzeption beteiligt haben. "Die Kooperationen haben hervorragend eingeschlagen." Allerdings sollen diejenigen der kleinen Schulen, die wie Hauk sagte "unter Wehen ihren Standort aufgegeben haben", zur Umsetzung des Konzepts mehr pädagogische Assistenten bekommen. Ein Zurück gebe es allerdings nicht, sagte Hauk. Schick schränkte ein, Schulen, die die Fusion auflösen wollten, "müssen sich ganz hinten im Qualifizierungsprozess anstellen". Und sie müssen die Mindestgrößen erfüllen, was Schick bei den meisten bezweifelt. Weitere Schritte sollen nach der Landtagswahl mit den Kommunen abgestimmt werden.

Die FDP trage das Konzept mit, sagte ihr Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. "Wenn die Qualitätsmerkmale stimmen und alle drei Wahlpflichtfächer an den einzügigen Schulen angeboten werden."

SPD will mittlere Reife an allen Hauptschulen ermöglichen


Die neueste Trumpfkarte der SPD dagegen ist skeptisch. Gabriele Warminski-Leitheußer, die Mannheimer Bildungsbürgermeisterin, erklärte auf Befragen, der Vorschlag Schicks sei nicht ausreichend. Die Anforderungen an die einzügigen Schulen seien höher als an die zweizügigen. Die kleinen Schulen seien damit überfordert, innerhalb von zwei Jahren die erwarteten Konzepte zu erarbeiten. "Die Standorte bleiben gefährdet", folgert Warminski-Leitheußer. Sie vertritt die SPD-Linie, wonach an allen Hauptschulen die mittlere Reife angeboten werden sollte.

Der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid präsentierte die 47-jährige Juristin und Verwaltungswirtin am Dienstag als Mitglied seines Regierungsteams. Warminski-Leitheußer verantwortet das bundesweit einmalige "Mannheimer Unterstützungssystem Schule" (Maus). Dabei arbeiten elf Schulen mit städtischen Bildungseinrichtungen zusammen und beschaffen sich so gezielte Förderangebote.

Der Geschäftsführer des baden-württembergischen Handwerkstags, Oskar Vogel, bewertet die Lockerung positiv. Gerade kleine Hauptschulen auf dem Land leisteten oft hervorragende Arbeit: Ihr Aus wäre auch für die örtlichen Handwerksbetriebe "ein herber Schlag."