Präsident Wolfgang Dietrich ist mit der Arbeit von Sportvorstand Michael Reschke überaus zufrieden – deshalb verzichtet der Clubchef des VfB Stuttgart nun auf eine außergewöhnliche Option.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Grassau - Wer würde sie nicht gerne selbst hören – eine Eloge seines Chefs auf die eigenen Fähigkeiten. Michael Reschke ist derlei Glück am Dienstag widerfahren. Denn während es der Sportvorstand des VfB Stuttgart weiter latent umtreibt, in dem sich abzeichnenden, sofortigen Abgang seines Weltmeisters Benjamin Pavard zum FC Bayern das Beste für den VfB herauszuholen, hob sein Präsident Wolfgang Dietrich im Tagungsraum „Schwarzemberg“ des Teamhotels zu einer Lobrede auf den kernigen Rheinländer an. „Er kann alles – außer Schwäbisch“, so könnte man Dietrichs positive Einjahresbilanz mit Blick auf das bisherige Schaffen seines Manager-Originals problemlos betiteln.

 

„Als ich Michael vor einem Jahr zum VfB holte, da haben mir sogar diejenigen, die mir positiv gesonnen sind, gesagt: ‚Das ist aber mutig‘“, erzählt Dietrich vom Kaltstart Reschkes, der – von den Fans kritisch beäugt – einst hinter dem Rücken des Vorgängers Jan Schindelmeiser vom FC Bayern losgeeist und noch vor dem Pflichtspielstart mit einem Paukenschlag inthronisiert wurde.

Reschke wollte mit Leistung überzeugen

„Für mich war dieser Schritt aber gar nicht mutig“, sagt Dietrich zwölf Monate später: „Denn in der Kaderplanung gehörten wir in den Vorjahren ja nicht gerade zu den Stärksten – und auch im Nachwuchsleistungszentrum gab es Probleme.“ Warum also nicht einen Mann verpflichten, dessen Stärken gerade in diesen beiden Punkten liegen – dachte sich Dietrich. Obwohl Reschke zuvor noch nie einen Vorstandsposten eines Bundesligisten bekleidet hatte.

Der heutige Sportvorstand, in seinen öffentlichen Auftritten längst als verbaler Offensivspieler bekannt, wählte vor Beginn seines vierjährigen Engagements beim VfB im Juli 2017 allerdings die defensive Variante. Getreu dem Motto: Leistung first!

Unser Video aus dem Trainingscamp:

Wenn man mit seiner Arbeit nicht zufrieden sei, das bot Michael Reschke von sich aus an, könne sich der VfB nach zwei Jahren per einseitiger Ausstiegsklausel ohne Abfindung wieder trennen. Dies wurde auch vertraglich fixiert. „Trainer und Sportvorstände werden allein am Erfolg gemessen. Wenn es nicht läuft, müssen sie zum Wohle des Vereins Platz machen“, bestätigte Michael Reschke zu Jahresbeginn im Trainingslager in La Manga, als der VfB noch in Abstiegsgefahr schwebte, ehe ein Fan wenig später, nach der Verpflichtung von Tayfun Korkut, gar eine Grabkerze vor der VfB-Geschäftsstelle platzierte. „Es ist dieses außergewöhnliche Gefühl des inneren Zusammenhalts in schwierigen Phasen, das mich am VfB begeistert“, sagt Reschke heute.

Dietrich lobt die Kaderplanung

Klar ist: Wäre der VfB erneut abgestiegen, dann hätte sich der ehrgeizige Manager als gescheitert gesehen. Dann hätte er noch die Planungen für die nächste Runde angestoßen – und sich ohne Extragroschen vom Acker gemacht. Dies hat Reschke seinem Chef Dietrich im Januar so angekündigt.

Längst aber hat sich der Wind gedreht. Reschkes Arbeit mit der Verpflichtung diverser Routiniers, der Rückholaktion des VfB-Starstürmers Mario Gomez sowie der frühen Zusammenstellung eines aktuellen interessanten Kaders wurde allgemein goutiert. „Viele Teams fahren mit einem aufgeblähten Apparat von 30 Spielern ins Trainingslager. So wie wir früher auch“, sagt der Präsident Dietrich: „Wir haben jetzt 23 Mann, eine gute Mischung, die hoch professionell arbeitet.“

Die einseitige Option des VfB auf Trennung hat man daher jetzt aus dem Vertrag mit Reschke gestrichen. Was der als Wertschätzung seiner Arbeit verbuchen darf. „Inzwischen ist natürlich auch anderen Vereinen klar, welche Möglichkeiten und Kontakte Michael besitzt“, sagt Dietrich, der aber keine Angst vor einem vorzeitigen Abgang des Managers hat – denn der sagt: „Es ist ein Geschenk, für den VfB arbeiten zu dürfen. Und das ist keine Schleimerei.“