Engels ist Mitglied im Stuttgarter Country Club Weißer Büffel. Seit gut 30 Jahren ist er Hobbyist, beim Sersheimer Westerntreffen kennt ihn jeder. Mit dem Generalmajor, der sich an diesem Nachmittag in sein Zelt zurückgezogen hat, ist er selbstverständlich per Du. Dennoch muss er ihn erst höflich um Einlass bitten, denn die oberste Regel im Lager lautet: Niemals ein Privatquartier betreten, wenn der Hausherr einen nicht ausdrücklich hereingebeten hat oder nicht zuhause ist.

 

Die spartanische Behausung aus weißem Tuch bietet dem Kommandeur des konföderierten Heeres Schutz vor der Hitze. Die Männer sitzen an einem Holztisch und trinken Bier aus Messingbechern. Eine Szene wie aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg: Die Schlacht ist geschlagen, im Lager kehrt Ruhe ein. Alles wirkt authentisch – wäre da nicht der Aufdruck „Mönchshof Kellerbier“ auf den Flaschen, die trotz frühsommerlicher Außentemperatur kellerkühl sind. Des Rätsels Lösung: das Bier kommt aus einer mit Styropor ausgekleideten Kiste, die in einer Ecke des Vorzelts steht. Materialtechnisch betrachtet ist der Generalmajor seiner Zeit also um einige Jahrzehnte voraus – man könnte auch sagen: Er schummelt ein wenig.

Der Generalmajor heißt im wahren Leben Arend Gräss und kommt aus Ditzingen. Im Lager schlüpft er in die Rolle seines historischen Vorbilds Sterling Price, Befehlshaber des konföderierten Heeres, der Armee der Südstaaten. Price kämpfte gegen die Nordstaaten und wollte Missouri für den Süden sichern. Arend Gräss benötigt nicht viel Fantasie, um sich in den Generalmajor hineinzufühlen: Denn erstens ist er Halbamerikaner („Meine Familie kommt aus den Südstaaten.“) und zweitens pensionierter Berufssoldat.

Neuinszenierung historischer Ereignisse

Im Lager gibt es klare Regeln. „Die nehmen wir ernst“, sagt Hans Engels. An der Kleidung muss jede Naht von Hand genäht sein. Wenn einer mit einem Plastikzelt und Campingstühlen auftaucht, wird er weggeschickt. Die Hobbyisten spielen nicht Cowboy und Indianer, sie leben ein Stück amerikanischer Geschichte. Reenactment ist der Fachbegriff dafür: die Neuinszenierung konkreter historischer Ereignisse – und zwar in möglichst realistischer Weise.

Auch für die Konditormeisterin Ute Bemsel – alias „verrückter Grashüpfer“, wie sie sich im Westernlager nennt – ist die indianische Kriegerin keine Rolle, sondern eine Bestimmung, der sie im Alltag nicht folgen kann. So würde die 44-jährige Bad Cannstatterin ihre Haare gerne lang und offen tragen wie eine echte Squaw. Doch das verbieten die strengen Hygienevorschriften in der Backstube. Deshalb hat sich Ute Bemsel für einen originellen Kompromiss entschieden. Sie hat fast ihre kompletten Haare abrasiert und eine einzige Skalp-Locke stehen lassen, die sie bei der Arbeit hochbindet.

Ute Bemsels Begeisterung für die amerikanischen Ureinwohner fing in der Kindheit an, mit einem Besuch im Linden-Museum, wo ihr Onkel arbeitete. Als sie ihn eines Tages von der Arbeit abholte, entdeckte sie das Abbild eines Indianerhäuptlings in einem der Ausstellungsräume. „Danach wollte ich mich zu Fasching nur noch als Indianerin verkleiden“, erzählt sie.

Beim Verlassen des Tipis fällt der Blick auf zwei Männer, die das Westernleben offenbar nicht so ernst nehmen wie Ute Bemsel und Arnulf Pfitzke. Bis auf die langen schwarzen Haare wollen sie nicht in den Wilden Westen passen. Sie tragen Muskelshirts, Sonnenbrillen und Tätowierungen auf den Oberarmen. Doch auch sie sind Teil der Inszenierung. „Die stellen nach, wie die Indianer heute in den Reservaten leben“, erläutert der Experte Hans Engels.

Nach der Schlacht gibt es kühles Bier

Engels ist Mitglied im Stuttgarter Country Club Weißer Büffel. Seit gut 30 Jahren ist er Hobbyist, beim Sersheimer Westerntreffen kennt ihn jeder. Mit dem Generalmajor, der sich an diesem Nachmittag in sein Zelt zurückgezogen hat, ist er selbstverständlich per Du. Dennoch muss er ihn erst höflich um Einlass bitten, denn die oberste Regel im Lager lautet: Niemals ein Privatquartier betreten, wenn der Hausherr einen nicht ausdrücklich hereingebeten hat oder nicht zuhause ist.

Die spartanische Behausung aus weißem Tuch bietet dem Kommandeur des konföderierten Heeres Schutz vor der Hitze. Die Männer sitzen an einem Holztisch und trinken Bier aus Messingbechern. Eine Szene wie aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg: Die Schlacht ist geschlagen, im Lager kehrt Ruhe ein. Alles wirkt authentisch – wäre da nicht der Aufdruck „Mönchshof Kellerbier“ auf den Flaschen, die trotz frühsommerlicher Außentemperatur kellerkühl sind. Des Rätsels Lösung: das Bier kommt aus einer mit Styropor ausgekleideten Kiste, die in einer Ecke des Vorzelts steht. Materialtechnisch betrachtet ist der Generalmajor seiner Zeit also um einige Jahrzehnte voraus – man könnte auch sagen: Er schummelt ein wenig.

Der Generalmajor heißt im wahren Leben Arend Gräss und kommt aus Ditzingen. Im Lager schlüpft er in die Rolle seines historischen Vorbilds Sterling Price, Befehlshaber des konföderierten Heeres, der Armee der Südstaaten. Price kämpfte gegen die Nordstaaten und wollte Missouri für den Süden sichern. Arend Gräss benötigt nicht viel Fantasie, um sich in den Generalmajor hineinzufühlen: Denn erstens ist er Halbamerikaner („Meine Familie kommt aus den Südstaaten.“) und zweitens pensionierter Berufssoldat.

Neuinszenierung historischer Ereignisse

Im Lager gibt es klare Regeln. „Die nehmen wir ernst“, sagt Hans Engels. An der Kleidung muss jede Naht von Hand genäht sein. Wenn einer mit einem Plastikzelt und Campingstühlen auftaucht, wird er weggeschickt. Die Hobbyisten spielen nicht Cowboy und Indianer, sie leben ein Stück amerikanischer Geschichte. Reenactment ist der Fachbegriff dafür: die Neuinszenierung konkreter historischer Ereignisse – und zwar in möglichst realistischer Weise.

Auf dem Reenactment-Sektor wächst die Konkurrenz, und die Zahl jener, die vom Wilden Westen fasziniert sind, schrumpft. Vor ein paar Jahren habe es eine Zäsur gegeben, erzählt Gräss: „Viele sind ins Mittelalter abgewandert.“ Etliche, die früher Westernlager besuchten, zieht es heute zu einem der zahlreichen Mittelaltermärkte. Gräss würde niemals freiwillig als Befehlshaber des konföderierten Heeres abdanken. Das Mittelalter, sagt der Ditzinger, sei ihm zu schmutzig. Auch die wenig körperbetonte Kleidung gefällt ihm nicht: „Da kann man gleich einen Jutesack aufschneiden und überziehen.“