Thomas Gottschalk hat am Samstag in Friedrichshafen zum letzten Mal „Wetten, dass . . ?“ moderiert. Und Karl Lagerfeld in eine peinliche Situation manövriert.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Friedrichshafen - Es sollte ein Abschied ohne Tränen werden, das hatte sich Thomas Gottschalk vor seiner letzten „Wetten, dass . . ?“-Sendung fest vorgenommen. Und was Thommy, der Show-Profi, verspricht, das hält er, auch wenn das ZDF am Schluss noch krampfhaft auf die Tränendrüse drückt und einen rührseligen Zusammenschnitt seiner Highlights abspult: Gottschalk mit Michael Jackson, Gottschalk, der Willy Millowitsch küsst, Gottschalk mit Johannes Heesters . . . All die Show-Veteranen aus längst vergangenen Tagen – jetzt gehört auch „Mister Wetten, dass. . ?“ dazu, und man hatte drei Stunden lang nicht eine Minute das Gefühl, dass er wirklich traurig darüber ist.

 

Die Abschiedsgala in Friedrichshafen war ein tolles Tschüs-Thommy-Treffen, das der Moderator unterhaltsam, gelassen, routiniert, aber mit viel Vergnügen über die Bühne brachte. Nennenswerte Höhepunkte oder emotionale Momente indes wollten sich nicht einstellen – die Luft nach einem bald ein ganzes Jahr in die Länge gezogenen Abschied war einfach raus.

Auf dem Sofa scharte der 61-jährige Lockenkopf alte Weggefährten, Freunde und Lieblingsinterpreten um sich: Günther Jauch, mit dem ihm seit den gemeinsamen Anfängen beim Bayerischen Rundfunk eine Freundschaft verbindet, saß neben Dirk Novitzki, Til Schweiger gab sich mit seiner Filmpartnerin Jessica Biel die Ehre, eine Weile hielt es Lenny Kravitz auf der Coach aus, und Iris Berben glitzerte in ihrem mit Klunkern bestickten Pulli neben Karl Lagerfeld Platz wie eine Christbaumkugel. Die Gäste erfüllten ihre Pflicht und forderten ihren Gastgeber auf unterschiedliche Weise auf, den Job doch bitte weiterzumachen. Ko-Moderatorin Michelle Hunziker trug ein selbstgebasteltes Gedicht vor, Iris Berben hatte Handschellen mit gebracht, um den Moderator an das Wettsofa zu ketten. Derlei Anliegen tat der in rotes Schottenkaro gewandete Showmaster mit ein paar flapsigen Sprüchen ab, ansonsten führte er noch einmal mit Bravour vor, was der deutschen TV-Nation mit dem medialen Lagerfeuer verloren geht, das er 23 Jahre lang an sechs Samstagen im Jahr entfacht hat. Dessen Brennstoff: ein einzigartiges Gemisch aus Sensationen (die Wetten), Klatsch, Tratsch und Peinlichkeiten (die Gäste) und einer herausragenden Moderatorenpersönlichkeit.(Gottschalk).

Knapp 15 Millionen Menschen haben eingeschaltet

Die Mischung stimmte auch in der 151. Sendung, die 14,73 Millionen Fernsehzuschauer erreichte: Ein Wettkandidat unterschied Klospülungen am Geräusch, eine 48-köpfige Turnertruppe versammelte sich per Salto auf einem zwei Quadratmeter großen Tisch. Für News sorgte Til Schweiger, der offiziell bestätigen durfte, dass er „Tatort“-Kommissar in Hamburg wird. Karl Lagerfeld war dagegen neben der Spur: Er tuschelte ständig mit Jessica Biel, und als Gottschalk sich nach seiner neuen Kollektion für das Stuttgarter Kaufhaus Breuninger ansprach, hatte er keinen blassen Schimmer, wovon die Rede war: „Breuninger, wer ist das? Kenne ich nicht.“

Gottschalk war schlagfertig, oberflächlich und spritzig wie in alten Tagen. Trotz etlicher Abschiedsrituale und origineller Geschenke kam bei ihm keine Wehmut auf. Nur als er mit einem blinden Vierzehnjährigen plauderte, der vor sieben Jahren bei ihm Wettkandidat war, sagte er: Für solche Momente möchte man bleiben.“

In den letzten Minuten schaffte er es, sich mit einigen metaphern- und platitüdenreichen Sätzen bei seinem Publikum ehrlich und warmherzig zu bedanken. Kurz vor seinem Abgang gab’s dann noch eine herzliche Umarmung von Günther Jauch. Seinem alten Kumpel hatte Gottschalk zuvor in der Sendung die Nachfolgerfrage gestellt, der hatte werbewirksam angekündigt, sich die Sache bis zu seinem RTL-Jahresrückblick am Sonntagabend zu überlegen: The show must go on.

/