Der März mildert die Trockenheit – in Stuttgart aber deutlich weniger als im Land. Dafür war der Monat milder als sonst. Und der April bleibt erst einmal trocken.

Es ist einen starken Monat her, da musste man im Städtle befürchten, dass das Waschlappen-Mantra von Ministerpräsident Winfried Kretschmann bald erzwungene Realität werden würde. Nein, nicht weil man das Wasser nicht heizen soll, sondern weil es immer weniger gab. Staubtrocken war der Februar, ärmliche 14 Liter Regen tröpfelten in das Messglas beim Deutschen Wetterdienst (DWD) am Schnarrenberg. Die noch brachen Felder am Stadtrand staubten schon bei ganz wenig Wind gewaltig. An den Stammtischen wurde in Erinnerungen an früher geschwelgt, als im Februar nach der Schneeschmelze Pfützen von der Größe ganzer Fußballfelder entstanden und man zum Spaziergang Gummistiefel anziehen musste, die man heute kaum noch kennt und die ganzjährig im Sale zu haben sind. Mittlerweile überlegen schon einige, ob man nicht das Duschwasser in Eimern auffangen und später dem Grundwasser vor dem Haus zur Verfügung stellen sollte.

 

Tiefwurzler stehen auf dem Trockenen

Und dann kam der März, in dem es mal wieder ordentlich geregnet hat. Dem geschundenen Grundwasser nutzt dieser eine Monat zwar kaum, aber zumindest wurde die Situation im März nicht schlimmer und für die Pflanzen im Garten und für die Sprösslinge auf den Feldern war es ein Wonnemonat. „An der Messstation Schnarrenberg wurden im März 54,7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen, das sind knapp 140 Prozent des vieljährigen Mittels“, sagt dazu DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller. Das klingt in Prozenten gut, ist es auch, aber selbst die Rekordmenge für Stuttgart Schnarrenberg von 138 Liter aus dem März 1988 hätten die unteren Bodenschichten und damit alle Tiefwurzler durchaus gut gebrauchen können.

2022 war es viel zu trocken

Wobei die Einordnung von Regen in zu nass oder zu trocken wegen der gewaltigen regionalen Unterschiede problematisch ist. Verglichen mit den durchschnittlichen Regenmengen der vergangenen 30 Jahre für ganz Baden-Württemberg von knapp 70 Litern im März war selbst der zu nasse Schnarrenberg eher trocken. Und vergleicht man den Schnarrenberg mit der offiziellen Durchschnittsmenge des DWD für Baden-Württemberg in diesem Jahr (103 Liter) gab es dort nur ein wenig mehr als die Hälfte, von dem knappen Gut. Selbst in der Region geht mehr: Die DWD-Station am Flughafen ermittelte knapp 70 Liter Regen im März, also deutlich mehr als die 54,7 Liter am Schnarrenberg. Aber man soll ja positiv denken und so gesehen war der Stuttgarter Norden zumindest nicht so trocken wie gewöhnlich. Und es war auch mehr als doppelt soviel im Messglas als vor einem Jahr. 2022 wurden im März nur 25,5 Liter gemessen wurden.

Ein paar Liter Regen mehr als sonst

Abgesehen davon gibt es ja auch noch die Bauernregel: „Gibt es im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen.“ Wobei das „zu viel“ eher eine andere Dimension meint, als die paar Liter plus am Schnarrenberg. Ein Beispiel: In St. Blasien im Schwarzwald prasselten im März 294 Liter in das Messglas. Das ist ungefähr eine schwache Hälfte von den 660 Litern, mit denen man in Stuttgart im ganzen Jahr zufrieden wäre.

Der März war etwas zu warm

Zufrieden sein konnten die Stuttgarter im März mit den Temperaturen. Es fühlte sich an vielen Tagen zwar eher zu kühl an, gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 war der Frühlingsstart mit 7,9 Grad aber 1,3 Grad zu warm. Verglichen mit dem Zeitraum 1961 bis 1991 waren es sogar 2,6 Grad. Es gab zwar acht Tage, an denen die Lufttemperatur unter null Grad fiel, aber auch mal T-Shirt-Wetter zum Beispiel am 13. März mit milden 21,3 Grad. Aber das war eher die Ausnahme und milde 20 Grad sind aktuell nicht mal ansatzweise in Sicht. Der eigentlich für seine schnellen Wetterwechsel bekannte April startet konstant kühl was wir einer nordöstlichen Polarströmung verdanken. Wenn schon kühl, dann kann es auch regnen. Das könnte man meinen, tut es aber nicht. So wie es aussieht bleibt es bis auf ein paar Tropfen noch lange trocken. Der positive Effekt des Märzregegens droht also schnell wieder zu verpuffen. Dann braucht man für die Balkonpflanzen doch wieder die Gießkanne und MP Kretschmann winkt aus der Villa Reitzenstein mit dem Waschlappen.