Die Wetterforscher warnen vor sogenannten Extremwetterlagen. Obwohl sie angesichts des Klimawandels eine Zunahme solcher Wetterereignisse befürchten, reduzierte der Bund die Mittel.

Stuttgart - Die Wetterforscher arbeiteten noch vor wenigen Jahren an drei Standorten in der Landeshauptstadt. Die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdiensts (DWD) überwachten nicht nur vom Schnarrenberg, sondern auch von der Archivstraße in der Innenstadt sowie von einer Station in Filderstadt aus, was sich am Himmel über Stuttgart tat.

 

Seit 1999 teilen sich die Stationen in Filderstadt und am Schnarrenberg die Aufgaben. Damit ist seit Mitte April auch Schluss. In Filderstadt wird nur noch das Flugwetter beobachtet und dokumentiert, was für die Piloten wichtig ist, die am Stuttgarter Flughafen landen und abheben.

Die allgemeine Wettervorhersage, der Warndienst und der Vertrieb sind im April auf den Schnarrenberg gezogen. Die Station im Stuttgarter Norden kümmerte sich um Logistik und Service und unterhielt die Messnetzgruppe. Sie sammelt Daten etwa über Temperatur oder Luftfeuchtigkeit für den Computer des DWD in Offenbach. Er berechnet damit Prognosen für das Wetter. Die Meteorologen vergleichen sie mit Satelliten- und Radarbildern. „So entsteht die Wettervorhersage“, sagt der Leiter des DWD in Stuttgart, Uwe Schickedanz.

Großteil des Etats kommt vom Steuerzahler

Auf den Umzug auf den Schnarrenberg haben sich Schickedanz und seine dreißig Mitarbeiter bereits seit 2009 vorbereitet. Den Grund für den Umzug sieht der Leiter der Stuttgarter Wetterbeobachtung letztlich in den Sparvorgaben des Bundes. Denn der 1952 gegründete nationale Wetterdienst untersteht dem Verkehrsministerium in Berlin. Ein großer Teil des Etats wird mit öffentlichen Mitteln bestritten. 2011 bezahlten die Steuerzahler laut Angaben des DWD 194 Millionen Euro für Ausgaben der Wetterforscher. Sie betrugen insgesamt 244 Millionen Euro. Den Rest erwirtschaftet der DWD, in dem er Wettervorhersagen etwa an Medien verkauft oder Betriebe berät. „Ein Dachdecker kann sich zum Beispiel gegen eine Gebühr bei uns informieren, ob in den kommenden Tagen Regen ansteht“, sagt Uwe Schickedanz. Doch der DWD ist eben kein Privatunternehmen. Er ist nicht gegründet worden, um Profit zu machen. Stattdessen soll er vor allem die Gesundheit und das Eigentum der Bundesbürger schützen. Denn die Wetterforscher warnen vor sogenannten Extremwetterlagen. Dazu zählen Unwetter und Starkregen. Die Auskünfte über einen Orkan gibt es natürlich kostenlos.

Obwohl der DWD angesichts des Klimawandels eine Zunahme solcher Wetterereignisse befürchtet, reduzierte der Bund die Mittel. In Stuttgart sei in allen Abteilungen in den vergangenen Jahren an Personal gespart worden, sagt Schickedanz. Im Jahr 2008 verloren die Stuttgarter Wetterforscher schließlich die Abteilung Klima und Umwelt. Sie zog nach Freiburg um.

Personal ist reduziert worden

Mit ihr gingen auch weitere Mitarbeiter in den Breisgau. In der Station in Filderstadt war plötzlich sehr viel Platz. Da die Räume angemietet waren, während sie am Schnarrenberg dem DWD gehören, spart der Umzug Mietkosten. Angesichts des reduzierten Personals erleichtert die Konzentration auf nur eine Station auch die Arbeit, sagt Uwe Schickedanz. Denn die Dienstwege der Mitarbeiter bleiben kurz.

Der Leiter des DWD in Stuttgart bedauert weniger die Aufgabe von Räumen in Filderstadt als die Einsparungen beim Personal, die sie nötig gemacht hatten. „Mit mehr Leuten könnten wir auch mehr Aufgaben stemmen.“ Angesichts des Klimawandels erwartet Schickedanz etwa mehr Starkregen in Stuttgart. Dennoch sollen sich die Menschen nicht beunruhigen: „Das Wetter in Mitteleuropa ist im Vergleich zu anderen Weltgegenden ziemlich gutmütig.“