Am Wochenende ist die Chapel nach Sanierungsarbeiten erstmals wieder offiziell bespielt worden. Zuvor war es zwei Jahre lang still um den Musikklub im Stauferpark, der wegen Brandschutz- und weiteren Auflagen hatte schließen müssen.

Göppingen - Nur wenige hätten vor zwei Jahren einen Pfifferling drauf gegeben, dass in der ehemaligen US-Kasernen-Kirche im Stauferpark jemals wieder Konzerte gespielt, oder, wie am Samstag, Gothic Partys mit einem Dutzend DJs auf zwei Ebenen gefeiert würden. „Mittlerweile haben wir alle bei der Stadt überzeugt“, berichtet Tamara Priwitzer, die Vorsitzende des Vereins Fabrik, Kunst und Kultur (FKK), „sogar den OB Guido Till.“

 

Vor zwei Jahren drohte das Aus

Tatsächlich lag der FKK vor zwei Jahren am Boden. Jahrelang hatten die rund 20 Aktivisten des insgesamt knapp hundert Mitglieder starken Vereins die alte Kirche, die Chapel, auf Vordermann gebracht. Sie diente fürderhin als Veranstaltungsort für Discos, Konzerte, Kunstausstellungen, Kino, Feiern und Messen. Auch das Ferienprogramm für Schüler fand dort statt. Die größte Veranstaltung war und ist aber die Bellino-Party, ein großes Wiedersehensfest am Abend des ersten Weihnachtsfeiertags, und ein Anlaufpunkt für alle ehemaligen Göppinger. Regelmäßig kamen dazu 900 und mehr Besucher. Doch dann kam der Brandschutzbeauftragte. Gravierende Mängel stellte er fest, beim Brandschutz, bei der Elektrik. Als Veranstaltungsort durfte die Chapel von heute auf morgen nicht mehr genutzt werden. Relativ schnell war auch klar, dass der Verein die erforderlichen Sanierungsarbeiten nicht selbst vornehmen und auch nicht finanzieren könnte. Damit stand alles auf der Kippe.

Der Verein kämpfte

„Das Problem war meiner Meinung nach, dass die meisten bei der Stadt uns gar nicht kannten. Wir haben jahrelang nichts von der Stadt gewollt. Ich glaube die dachten, wir sind halt irgendwelche Hippies, die da vor sich hinwursteln“, fasst Tamara Priwitzer die Skepsis bei Verwaltung und Gemeinderat zusammen, die an das städtische Engagement umfangreiche Auflagen knüpften. Der Verein kämpfte, überzeugte die Kommunalpolitiker mit einem schlüssigen Konzept und bewies Durchhaltevermögen sowohl bei der Werbung um städtische Unterstützung als auch bei den Eigenleistungen. Letztlich stimmte die Stadt zu, den Veranstaltungsort für rund 500 000 Euro zu sanieren.

„Die Leute vom FKK haben alle überzeugt, spätestens seit der Begehung im August dieses Jahres, als alle gesehen haben, wie viel Herzblut und Eigenarbeit des Vereins in der Chapel steckt“, lobt Wolfram Hosch. Der Kulturreferent der Stadt ist einer der wenigen, der schon zuvor die Arbeit des Vereins kannte und schätzte.

Lieferprobleme für die Brandschutztüren

Der Partyraum im Keller der Kirche, die Krypta, war bereits nach wenigen Monaten wieder nutzbar. Doch der eigentliche Kirchenraum ist erst seit kurzem halbwegs fertig. „Wir haben im Sommer täglich bis zu zehn Stunden in der Chapel gearbeitet“, beteuert Tamara Priwitzer. Und doch gilt die Wiedereröffnung mit einem Konzert vorige Woche und der Gothic-Party jetzt am Wochenende als inoffiziell. Es fehlen noch zwei Brandschutztüren. „Die Firma hat Lieferschwierigkeiten“, sagt Priwitzer.

Noch werden vor jeder Veranstaltung die noch nicht ersetzten Türen einfach ausgehängt – womöglich auch zur Bellino-Party. „Wir hoffen dass bis dahin die Türen ersetzt sind, aber die Party findet auf jeden Fall wieder in der Chapel statt“, sagt die Vereinsvorsitzende. Drei Mal hatte der Verein die Party notgedrungen in die benachbarte Werfthalle ausgelagert. „Sie gehört aber in die Chapel“, sagt Priwitzer.