Der Versuch, mit der Technologieplattform TBM das erste Holzgaskraftwerk Deutschlands im Gewerbepark Türkheim anzusiedeln, gibt es jetzt doch wieder Hoffnung für den Gewerbepark. Die EnBW hat sich ein Grundstück gekauft.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Bis zu 20 000 Haushalte sollen vom nächsten Herbst an mit Bioerdgas aus Geislingen versorgt werden. Möglich wird dies durch eine Kooperation der Gesellschaft Schradenbiogas, die schon im Gewerbepark Schwäbische Alb ansässig ist, und der EnBW. Der Vertrag wurde im September unterzeichnet, jetzt wird der Grunderwerb beim Notar besiegelt.

 

Rund 2500 Quadratmeter benötigt die EnBW für die geplante Gasveredelungsstation, in die der Energieversorger fünf Millionen Euro investiert. Das Ausgangsprodukt kommt von der benachbarten Schradenbiogasanlage. Das Unternehmen mit Sitz in Brandenburg betreibt in Geislingen-Türkheim eine Verwertungsanlage für Speisereste und Bioabfälle aus der Nahrungsmittelproduktion. Das dort produzierte Faulgas wird zur Stromerzeugung in  Blockheizkraftwerken genutzt. Es hat einen Methananteil von 60 bis 70 Prozent. Damit es auch für Endverbraucher nutzbar werden kann, muss der Methananteil erhöht werden. Dies soll die EnBW leisten.

Versorgung für 20 000 Haushalte

Bei einer Gasreinigung werden der Kohlendioxid- und der Schwefelwasserstoffanteil sowie weitere Spurengase entfernt. Dadurch steigt der Methangehalt auf 95 Prozent. Nach Angaben eines EnBW-Sprechers stehen künftig 32 000 Megawattstunden Bioerdgas zusätzlich zur Verfügung. Damit können 20 000 Haushalte mit Erdgas versorgt werden.

Das so gewonnene Bioerdgas wird in Türkheim in das Gasnetz der Energieversorgung Filstal (EVF) eingespeist. Die Gasveredelungsanlage ist die lang ersehnte zweite Ansiedlung im Gewerbepark Schwäbische Alb. Dieses interkommunale Gewerbegebiet bietet 55 Hektar Ansiedlungsfläche. In einer ersten Ausbaustufe stehen 11,4 Hektar Fläche für Betriebe aller Art zur Verfügung. Der Leiter des städtischen Bauamtes in Geislingen, Karl Vogelmann, der als Projektleiter für den Zweckverband Gewerbepark tätig ist, sucht seit Jahren potenzielle Ansiedler aus der Sparte regenerative Energien. „Das ist ein sehr hartes Geschäft“, beschreibt der Bauamtschef Vogelmann den Konkurrenzkampf der Kommunen um Ansiedlungen.

Endlich füllt sich der Gewerbepark

Die Stadt Geislingen als einer der Gesellschafter im Zweckverband Gewerbepark hat ein vitales Interesse an den Ansiedlungen. Die Stadt nimmt beim Vergleich mit den Großen Kreisstädten im Land bei der Wirtschaftskraft einen der letzten Plätze ein. Durch den fehlenden Ausbau der B 10 sieht man sich seit Jahrzehnten im Verkehrsschatten. Mit dem interkommunalen Gewerbepark auf der Albhochfläche erhofft sich die Stadt einen Standortvorteil, denn er liegt nur wenige Fahrminuten von der Autobahn  8 entfernt.

Große Hoffnungen gesetzt hatte der Zweckverband jahrelang in eine Technologieplattform Bioerdgas und Methan. Das vom Landkreis als Leuchtturmprojekt geförderte Konzept musste aber vor rund einem Jahr mangels ausreichender Rentabilität für die geplante Holzvergasungsanlage abgesagt werden. Die Anlage hätte pro Jahr 23 Millionen Kilowattstunden Strom und 30 Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugen sollen.