Theodor Reppe, Inhaber der Adresse Wikileaks.de, würde die Enthüllungsplattform stärker dezentral betreiben, wie er im StZ-Interview erklärt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)
Freiburg - Erst am Montag hat Wikileaks angekündigt, eine große US-Bank mit Enthüllungen bloßzustellen. Als wahrscheinlichstes Ziel gilt die Bank of America. Theodor Reppe unterstützt die Enthüllungsplattform seit vier Jahren mit einer deutschen Internetadresse und freut sich über die öffentliche Debatte darüber.

Herr Reppe, haben Sie eine Weihnachtskarte oder Neujahrswünsche von Julian Assange bekommen?


Nein, der hat im Moment andere Sorgen. Ab und zu chatten wir, allerdings geht es dabei nur um organisatorische Dinge, nie um Persönliches. Er ist immer sehr kurz angebunden und schwer verfügbar.

Warum haben Sie sich die Domain Wikileaks.de im Jahr 2006 gesichert?


Als ich von der Gründung des Projekts gehört habe, gefiel mir die Idee, Missstände aufzudecken. Die Bürger müssen wissen, wofür ihre Steuergelder ausgegeben werden. Deshalb habe ich mir die Seite gesichert. Die Zugriffe werden normalerweise auf den Originalserver von Wikileaks weitergeleitet. Wegen der Angriffe auf den Server verlinke ich aber im Moment auf einen Server, der bei der Piratenpartei steht.

Wer attackiert denn die Wikileaks-Adresse?


Ich denke, dass letztlich die US-Regierung dahintersteckt und jemanden damit beauftragt hat. Sie hat ja anfangs versucht, Wikileaks ganz abzuschießen, um die Veröffentlichungen von Geheimpapieren komplett zu verhindern. Das ging jedoch nach hinten los. Wie viel Druck die USA ausüben, hat man jetzt wieder bei Amazon und anderen Unternehmen gesehen, die die Kooperation mit Wikileaks beendet haben.

Julian Assange hat auch die Vergewaltigungsvorwürfe der schwedischen Frauen als Schmutzkampagne der USA bezeichnet.


Da will ihn auf jeden Fall jemand mundtot machen. Doch das ist nutzlos, weil das Projekt auch ohne ihn weiterläuft.