Wilde Beziehung in Magstadt Vergewaltigung oder ein Dreier im Drogenrausch?

Vier Tatkomplexe sind es, wegen denen sich ein 46-Jähriger aus Magstadt vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten muss. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Körperverletzung, Erpressung und Bedrohung: Die Vorwürfe gegen einen 46-Jährigen sind zahlreich und heftig. Nun steht er vor dem Landgericht – und streitet alles ab.

Wohl selten war der Job einer Gerichts-Dolmetscherin so schwierig. Immer wieder muss die Frau den großen Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts bremsen, der lautstark und ausufernd zu erzählen weiß. Er berichtet unter anderem, dass er mit 16 Jahren nach Deutschland zu seinem Vater nach Köln gegangen ist, zwei Kinder hat – und geradezu detailversessen, wie er Ende 2019 eine Frau aus Magstadt kennen gelernt hat, mit der er eine On-/Off-Beziehung führte. Die hat ihn nun vor Gericht gebracht.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen gemeinschaftliche Vergewaltigung, Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung und räuberische Erpressung vor. Insgesamt sind es vier Tatkomplexe, die in der Anklage auftauchen. Am schwersten wiegt der erste, der sich im Dezember 2021 ereignet haben soll. Laut Anklage hat der Mann seine Ex-Partnerin im Schlafzimmer eingeschlossen und sie unter Todesdrohungen gezwungen, Kokain zu schnupfen.

Der Angeklagte streitet die Vorwürfe ab

Kurz darauf sei er mit einem Mann zurückgekommen und habe sie zu Sex mit diesem gezwungen. „Es ist das, was ich ihm schulde, aber kein Geld dafür habe“, soll er gesagt haben. Der Angeklagte habe die Frau festgehalten und an den Haaren gezogen, während der andere Mann sie vergewaltigte habe. Er habe sie unter Todesdrohungen dazu gezwungen, ihr entgegenstehender Wille sei klar erkennbar gewesen.

Diesem Vorwurf widersprach der Angeklagte entschieden. Er erklärte, seine Ex-Partnerin habe regelmäßig Kokain genommen und sei danach geradezu sexsüchtig gewesen. An besagtem Abend sei sie es gewesen, die vorgeschlagen habe, einen Dritten zum Sex dazu zu holen. „Ich sollte konkret nach einem gebildeten Mann über 50 mit muskulösem Körper suchen.“ Da die Auswahl in Magstadt an einem Samstagabend nicht groß war, sei er in eine Bar gegangen und habe einem Bekannten den Vorschlag für einen Dreier gemacht, von dem er ab und zu Kokain bezogen habe.

„Ich hatte die Frau nie eingeschlossen und ihr auch nicht das Handy weggenommen, sie hätte jederzeit um Hilfe rufen können“, sagte der Angeklagte. Als er mit dem Bekannten zurückkam, sei die Frau lasziv auf dem Bett gelegen, sie hätten dann einvernehmlich Sex zu dritt gehabt.

Sturz über die Tür der Spülmaschine

Beim zweiten Tatvorwurf rund drei Monate später soll eine Freundin der Frau den Angeklagten in einem Restaurant in Stuttgart wegen seines Drogenkonsums laut kritisiert haben. Der Angeklagte sei erbost gewesen, weil seine Partnerin ihn nicht unterstützt habe. Auf der Heimfahrt nach Magstadt im Auto soll er die Frau gewürgt und ihr Ohrfeigen verpasst haben.

Auch dazu hatte der 46-Jährige eine andere Version. Er räumte ein, dass es in dem Restaurant zu einem Streit gekommen und er deswegen gegangen sei. Der Streit im Auto jedoch sei rein verbal verbal gewesen. Das könne ein Sohn der Frau, der dabei gewesen sei, bezeugen. In der Küche sei der Streit weiter gegangen. Er habe die Frau einmal geschubst, dabei sei sie über die offene Tür der Spülmaschine gestolpert. Daraufhin habe sie ihn wüst beleidigt und Teller nach ihm geworfen. Er sei dann für eine Stunde verschwunden, anschließend habe sie ihn nicht mehr ins Haus gelassen.

Im September 2023 ist es laut Anklage zu einem weiteren Vorfall gekommen, als die Frau den Angeklagten aufgefordert habe, nun endgültig auszuziehen. Er habe ein Fleischermesser genommen, die ebenfalls anwesende Mutter der Frau bedroht und sie gezwungen haben, zur Bank zu fahren und 500 Euro abzuheben, da er kein Geld habe. Drei Tage später habe er seine Ex-Partnerin noch einmal bedroht. Dies könne ein Polizist bezeugen, der gerade im Haus war, um die Anzeige wegen der Erpressung drei Tage zuvor aufzunehmen.

Der Angeklagte vertraut der Justiz

An diese Vorfälle konnte sich der 46-Jährige nicht erinnern. „Die ganzen Vorwürfe rühren daher, dass ich ihr Geld, das ich von ihr geliehen hatte, nicht schnell genug zurückzahlen konnte“, vermutete er. Die Frau habe ihn via WhatsApp bedroht und angekündigt, ihn mit einer Lügengeschichte bei der Polizei ins Gefängnis zu bringen. „Aber ich habe Vertrauen in die Justiz, dass sie die Wahrheit herausfindet“, schloss er.

Der Prozess wird am 28. Mai fortgesetzt.

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