Immer wieder melden LKZ-Leser wilden Müll in der Natur. Die Entsorgung kommt Kommunen und Kreis teuer zu stehen.

Altkreis - Etwa ein Kilo Müll entsorgt jeder Einwohner des Kreises Böblingen wild in der Landschaft pro Jahr – zumindest statistisch gesehen. Doch die meisten bringen ihren Abfall brav in den dafür vorgesehenen Tonnen unter oder schaffen ihn zum Wertstoffhof.

 

Am Ende blecht der Gebührenzahler

Immer wieder erreichen auch unsere Redaktion Briefe und E-Mails von Lesern, die über illegal entsorgten Unrat stolpern. Oft da, wo man lieber seine Freizeit verbringt – im Grünen. So auch Josef Jeszberger, der bei einem Spaziergang im Wald zwischen Renningen und Rutesheim auf jede Menge Bauschutt stieß, nur 30 Meter von der Kreisstraße entfernt. Das Heikle daran: darunter sind Eternitplatten. Die enthalten das krebserregende Asbest und sind Sondermüll, der teuer entsorgt werden muss. Augenscheinlich der Grund, warum der Übeltäter sie in der Landschaft statt fachgerecht entsorgt hat.

Kaum steht die Bank an der Glems, sammelt sich der Müll. Foto: Wolfgang Röckle
Rechtlich gesehen sind die Kommunen nur für den wild abgelagerten Müll zuständig, der innerhalb der Ortsgrenzen anfällt. Für den sogenannten Außenbereich ist der Landkreis verantwortlich. 413 Tonnen wurden 2018 im Kreis Böblingen eingesammelt, das waren 15 Tonnen mehr als noch im Jahr davor. Die Pro-Kopf-Menge stieg von 1,03 auf 1,06 Kilo. Wolfgang Bagin, der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) im Kreis, schätzt, dass dadurch Zusatzkosten von rund 80 000 Euro pro Jahr entstehen. „Das ist Geld, dass die Gebührenzahler drauflegen müssen“, sagt er.

Oft kommen die Hinweise von Bürgern

60 Prozent des wilden Mülls werden von den Kommunen im Kreis eingesammelt. In Leonberg sind die Mitarbeiter des Bauhofs im Schnitt einmal pro Woche damit beschäftigt. Der Tipp kommt oft von den Bürgern selbst. Meist geht es um Sperrmüll und Bauschutt. „Ein weiteres Problem sind Säcke oder Tüten mit Müll in städtischen Mülleimern, die in den Hausmüll gehören“, sagt Tom Kleinfeld, der Pressesprecher der Stadt. Rund ein Fünftel des Abfalls in den öffentlichen Mülleimern sei eigentlich Hausmüll. Der Baubetriebshof holt den Unrat ab. Dieser wird dann im Baubetriebshof etwa nach Holz, Metall, Hausmüll oder Papier sortiert und je nach Müllart zur Verbrennungsanlage in Böblingen gefahren.

Hausmüll, Bauschutt, Reifen, Möbel

In Renningen gibt die Stadt rund 3300 Euro pro Jahr dafür aus, wild abgelagerten Unrat zu entsorgen, zwei Drittel davon sind allein Personalkosten. „Meine Kollegen vom Bauhof sind damit etwa einmal die Woche beschäftigt“, sagt Marlies Lamparth von der Pressestelle. Entsorgt würden neben Bauschutt auch Möbelstücke, Farben, Reifen oder Hausmüll.

Ebenfalls zwischen Renningen und Rutesheim fand sich dieses illegal entsorgte Sofa. Foto: Manuela Mazzotta

„Wilder Müll in der Natur ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Umweltstraftat und für sachdienliche Hinweise sind wir immer dankbar“, sagt Martin Killinger, „alle Vorgänge werden zudem stets bei der Polizei zur Anzeige gebracht“, betont der Erste Beigeordnete von Rutesheim.

Melden Bürger Unrat etwa im Wald, so übernehmen die Mitarbeiter von Forst oder Bauhof die Entsorgung meist selbst. „Das ist wie bei illegaler Graffiti oder wilden Plakatierungen: Liegt erst einmal Müll herum, dann ist die Hemmschwelle für Nachfolgetäter niedriger. Unsere Strategie ist es, diese Hemmschwelle hoch zu halten, indem wir das immer unverzüglich zu beseitigen versuchen“, erklärt Killinger.

Mehr Verantwortungsbewusstsein

Aus diesem Grund habe der Bauhof auch die Patenschaft für den S-Bahnhof Rutesheim übernommen. Dort ist eigentlich die Deutsche Bahn zuständig. „Seither präsentiert sich der Bahnhof graffitifrei und sauber“, meint der Erste Beigeordnete. Die Stadt verfolgt dabei auch einen pädagogischen Ansatz. So gibt es in jedem Frühjahr gemeinsam mit den drei Schulen eine Feld- und Waldputzaktion. „Hierbei werden vor allem Zigarettenschachteln, leere Glasflaschen, Plastik- und Hausmüll auf- und eingesammelt und entsorgt“, berichtet Martin Killinger.

„Ich wünsche mir mehr gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein“, sagt AWB-Chef Wolfgang Bagin. „Ich wünsche mir, dass alle unser Müllentsorgungssystem respektieren. Die Angebotspalette besteht ja. Man muss aber eben dafür bezahlen“, ergänzt er.