Die Nachfrage nach den Diensten von Stadtjägern im Rems-Murr-Kreis steigt. Immer mehr Kommunen setzen daher eigene ein – unter anderem geht es gegen Waschbären.

Als eine der ersten Kommunen im Rems-Murr-Kreis hat Schorndorf im August 2022 einen Stadtjäger eingesetzt, wie Julian Schmitt, der Leiter des Kommunalen Forstreviers Schorndorf/Plüderhausen, mitteilt. „Der Grund für die Einsetzung waren hauptsächlich die akuten Probleme der Bürger mit Waschbären, die teils immense Schäden verursacht haben.“

 

Erst im Monat zuvor hatte das Landesministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Voraussetzungen dafür geschaffen. In Schorndorf hat man daraufhin offensichtlich prompt die neuen Möglichkeiten genutzt. Inzwischen gibt es in der Daimlerstadt bereits zwei Stadtjäger. Diese seien „sehr gut mit Aufträgen versorgt“, berichtet Schmitt. Um die Arbeitsbelastung gleichmäßig zu verteilen, hätten sie sich die Gemarkung aufgeteilt.

Keine reguläre Bejagung wie in Wald und Feld

Vermehrte Probleme mit den pelzigen Einwanderern hat man auch in Kernen festgestellt und im März den Gemeinderatsbeschluss getroffen, einen Stadtjäger zu engagieren. Seit Mitte Mai ist Volker Schwörer als solcher im Einsatz, wobei er wie in Weinstadt von den Bürgern beauftragt und bezahlt wird. „Für die Gemeinde selbst hat das Einsetzen eines Stadtjägers keine finanziellen Auswirkungen“, heißt es in einer von der Gemeinde dazu veröffentlichten Pressemitteilung. Schwörer solle für die Bürger vor allem als „offizieller Ansprechpartner für alle Themen rund um Wildtiere im besiedelten Gebiet“ fungieren, den Bürgern beratend zur Seite stehen und unbürokratisch Hilfe bieten, um Mensch-Tier-Konflikte zu lösen sowie Tierseuchen und andere Gefahren abzuwehren. Zwar solle keine reguläre Bejagung wie in Wald und Feld stattfinden, aber zu den Aufgaben des Stadtjägers gehörten auch der Abbau von Überpopulationen jagdbarer Tierarten, Hegemaßnahmen im Siedlungsgebiet, Vermeiden, Vergrämen und Fangen von Problemwild und die Unterstützung der Polizei und Feuerwehr bei Wildunfällen.

„Wir stellen vermehrt einen Anstieg von Wildtieren in den befriedeten Bereichen fest und möchten deshalb die jüngst gesetzlich geschaffene Möglichkeit der Einsetzung von Stadtjägern nutzen“, heißt es aus der Winnender Pressestelle zu der Einsetzung zweier Stadtjäger Mitte Juli. Insbesondere gebe es eine wachsende Population von Waschbären, erläutert Franziska Götz näher. Bisher hätten Bürger zwar auch schon einen Jäger auf eigene Kosten beauftragen können, dafür aber eine kostenpflichtige Genehmigung durch die untere Forstbehörde benötigt. „Durch den Einsatz der Stadtjäger fallen die zusätzlichen Kosten für die Genehmigung zukünftig nicht mehr an, sodass lediglich die tatsächliche Dienstleistung des Stadtjägers von den Bürgerinnen und Bürger zu zahlen ist.“

Wem in Waiblingen ein Waschbär aufs Dach steigt, muss sich selbst einen Stadtjäger suchen. „Bürger, die sich aktuell wegen problematischen Wildtieren im Stadtgebiet an das Kreisjagdamt des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis wenden, erhalten von dort eine Liste aller im Landkreis tätigen Stadtjäger und Fallenjäger, die die Bürger dann auf eigene Kosten beauftragen können“, erklärt Oliver Conradt, der Leiter der Abteilung Ordnungswesen das Prozedere. „Gehen Meldungen direkt bei der Stadtverwaltung ein, wird der Fall in der Regel ebenfalls an einen Jäger vermittelt, der sich der Sache annimmt.“ Manchmal reiche es indes bereits, die Bürger über Ursachen aufzuklären, wie etwa im Garten bereitgestelltes Katzenfutter, berichtet Oliver Conradt. Trotz dieser „gut funktionierenden Verfahrensweise“ gebe es Überlegungen seitens der Stadt, offiziell einen Stadtjäger einzusetzen.

In Fellbach soll im September ein Stadtjäger berufen werden

Das plant auch Fellbach. Voraussichtlich im September solle ein Stadtjäger berufen werden, kündigt Frank Knopp an, der Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Ebenfalls noch keinen eigenen Stadtjäger hat Backnang. „Derzeit wird aber evaluiert, inwiefern ein solcher sinnvoll wäre“, teilt der Pressesprecher Christian Nathan auf Nachfrage mit.

Die zehn anerkannten Stadtjäger und Stadtjägerinnen, die es im Rems-Murr-Kreis nach Angaben des Landratsamtes derzeit gibt, werden in nächster Zeit also heiß begehrt sein. Zumal die Kreisbehörde einen wachsenden Bedarf beobachtet. „Jährlich werden circa 130 Anträge auf Fallenfanggenehmigung gestellt, die Tendenz ist nach wie vor steigend“, berichtet deren Pressesprecherin Rojda Firat. Darüber, ob auch die Zahl der Stadtjäger zunehme, könne man allerdings keine Aussage treffen. „Wir haben keine Kenntnis darüber, wie viele Stadtjäger und Stadtjägerinnen sich derzeit in Ausbildung befinden.“