Wenn von Montag an durch die Zeitumstellung die Dämmerung und der Berufsverkehr zusammenfallen, werden mehr Tier überfahren.  

Stuttgart - Für die Physiker ist die Zeitumstellung kein Problem. "Wir sind vorbereitet", heißt es bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Seit der Einführung der Sommerzeit vor 31 Jahren ist sie per Gesetz für die Umstellung der Uhren verantwortlich. Wie der PTB-Sprecher Jens Simon berichtet, sei der Langwellensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt, der die Funkuhren steuert, programmiert. Pannen hat es laut PTB noch nie gegeben. Nicht ganz so reibungslos läuft die Umstellung für viele Menschen ab. Fast die Hälfte aller Deutschen klagt laut einer jetzt veröffentlichten Forsa-Umfrage über Schlafprobleme im Zuge der Zeitumstellung.

 

Die im Auftrag der Krankenkasse KKH-Allianz durchgeführte repräsentative Befragung von etwa tausend Personen ergab, dass die meisten Bürger einige Tage bräuchten, bis ihr normaler Schlafrhythmus wiederhergestellt sei. Für die Techniker Krankenkasse sind die Einschlafprobleme Anlass zu der Mahnung, auf die Einnahme von Schlafmitteln zu verzichten. Und sie rät allen Freunden eines Mittagsschlafs, zumindest eine Woche lang auf das Nickerchen zu verzichten, um nachts besser schlafen zu können. Betroffen von der Zeitumstellung seien vor allem ältere Menschen und Kinder, da sich deren Organismus schwerer an den Minijetlag anpasse.

Risiko von Wildunfällen steigt

Auf eine auf den ersten Blick recht ungewöhnliche Problematik weist der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) hin. Mit der Umstellung der Uhr, so die Argumentation der Jäger, würde abrupt der morgendliche Berufsverkehr wieder in die Dämmerungszeit fallen. Damit aber steige das Risiko von Wildunfällen deutlich, da insbesondere Rehe in dieser Zeit verstärkt auf Futtersuche seien. So werde nach dem langen, kräftezehrenden Winter für sie das "Frühstück zum tödlichen Glücksspiel".

Vor allem in der Dämmerung wechseln die Rehe sozusagen vom Schlafzimmer - dem Wald - ins Esszimmer, also auf die Wiesen und Felder. Das hat seinen Preis: Im Durchschnitt wird laut Jagdstatistik knapp jedes fünfte Reh - exakt sind es 18 Prozent - vom Straßenverkehr "erlegt". Die Dunkelziffer schätzt der Jagdverband allerdings als hoch ein, da insbesondere Wildunfälle ohne größere Schäden vielfach gar nicht erst gemeldet würden. Laut Statistik passieren die meisten Wildunfälle dabei in den Monaten März und April. Verwunderlich ist dies nicht, denn nun lockt das frische Grün ganz besonders.

In Baden-Württemberg wurden in der vergangenen Saison - also von April 2009 bis März 2010 - etwa 25.500 Rehe überfahren. Auch 1950 Wildschweine ließen ihr Leben beim Überqueren von Straßen. Bundesweit, so betonen die Jäger, sei beim Schwarzwild aber ein deutlicher Rückgang der Wildunfälle um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Dies hänge vor allem mit dem Rückgang der gesamten Wildschweinbestände zusammen. Dabei starben allerdings "nur" vier Prozent der in der Jagdstatistik aufgeführten Tiere durch Wildunfälle. Ob dies auch darauf zurückführen ist, das die Schwarzkittel besser mit der Zeitumstellung im Frühjahr zurechtkommen als die Rehe, geht aus der Statistik allerdings nicht hervor.